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Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
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genug sein, um ihren Fesseln zu entkommen. Wen der Schatten einmal erwischte, den gab er nicht mehr frei.
    Jet wusste das nur allzu gut.
    »Baby?« Das war Meteorite, die über das Comlink in Jets Ohr flüsterte. »Alles in Ordnung bei dir? Dein Puls rast ja. Mehr als 130 Schläge pro Minute.«
    »Mir geht’s gut«, murmelte Jet.
    »Wollte ich nur wissen. Übrigens: Aufgepasst! Da kommt gerade ein Normalo in deinen Sektor.«
    Na toll! So, wie die Dinge standen, konnte das nur ein Everyman sein, der darauf aus war, einen von den außermenschlichen »Freaks« zu erwischen. Jet trat einen Schritt an die gefesselte Frau heran. »Hör zu …«
    »Lucy«, half Meteorite.
    »Lucy.« Meteorite hatte ihre Arbeit bei Ops, der Kommandozentrale, immer gut gemacht und Jet mit allen Informationen versorgt, die sie gerade brauchte. Dem Licht sei Dank hatte Frostbite in aller Eile eine Art provisorische Not-Ops in Form eines geschlossenen Netzwerks für Jet und die anderen zusammengebastelt. Die Ohrknöpfe sendeten zwar nicht mehr die unterschwelligen Botschaften über den Dienst für Corp, aber als Kommunikationsgeräte erfüllten sie ihren Zweck immer noch hervorragend.
    Jet hob ihre behandschuhten Hände und machte eine beruhigende Geste, um Slider zu besänftigen, so ähnlich wie bei einem scheuenden Pferd. »Alles wird gut, Lucy. Ich weiß, was du durchmachst. Du kannst darüber hinwegkommen.«
    »Lügnerin!«, kreischte Slider erneut und zuckte weg. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Ihr Körper verdrehte sich und schlug auf dem kaputten Gehweg auf, ihr Kopf krachte gegen den Belag. Der Aufprall verursachte Risse in ihrem fröhlich leuchtenden roten Helm.
    »Ist ja gut«. Jet kniet sich neben die Frau. »Na komm, Lucy. Du verletzt dich doch nur selbst.« Sie langte hinüber, um die gefallene Heldin zu trösten, riss ihre Hand aber sofort zurück. Slider hatte versucht, sie zu beißen.
    Verfluchter Mist. Jet wollte ihre Gegnerin auf keinen Fall in eine Schattendecke hüllen. Nicht, wenn sie es irgendwie vermeiden konnte. Beim letzten Mal hätte sie den Mann fast getötet.
    Und die Frau davor hatte sie getötet.
    Es war ein Unfall gewesen, während eines Kampfes auf Leben und Tod. Und trotzdem trübten Tränen Jets Blick, als sie einen Moment lang Lynda Kidders reglosen Umriss im Schmutz der Abwasserkanäle liegen sah, der Körper der Reporterin monströs verformt durch ein Serum, das man ihr ohne ihr Einverständnis verabreicht hatte …
    Ein heftiger Schmerz riss sie aus der grausigen Erinnerung. Fluchend zerrte Jet ihre behandschuhten Finger zwischen Sliders zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Tut mir leid, Lucy«, sagte sie und schickte einen Schattenball aus. Als er Sliders Gesicht traf, entfaltete er sich, breitete sich in Rot über den ganzen Schädel der Frau aus und setzte sich fest. Slider schlug ihren Kopf auf den Boden. Einmal, zweimal … dann war sie still.
    Seufzend rief Jet den Schatten in sich selbst zurück. So sollte es eigentlich nicht laufen.
    Meteorites Stimme: »Normalo bei dir in fünf, vier, drei …«
    Jet zog ein Paar Betäubungshandschellen aus ihrem Gürtel und legte sie um Sliders Handgelenke. Immer noch knieend, drehte sie den Kopf und sah Richtung Einmündung der Seitenstraße. Sie brauchte nur einen winzigen Augenblick, um mit den Schatten zu verschmelzen und sich auf diese Weise nahezu unsichtbar zu machen.
    Mit schwerfälligen Bewegungen tappte ein Mann ins Blickfeld. Gleich einer Parodie auf die Schattendecke, die sie eben über Slider geworfen hatte, bedeckte eine schwarze Skimaske sein Gesicht. Er war von schlanker Statur, trug eine schwarze Bomberjacke, dazu eng geschnittene schwarze Jeans und schwere Schuhe. Seine Hände, die in Handschuhen steckten, schleppten einen riesigen, vom Inhalt ausgebeulten Sack. Der Kerl war viel zu beschäftigt damit, sich ständig nach hinten umzusehen, um zu bemerken, dass die Seitenstraße nicht so verlassen war, wie er vielleicht glaubte.
    Hinter den Gläsern ihrer Optibrille verengten sich Jets Augen zu schmalen Schlitzen.
    Der Mann blieb ruckartig stehen und riss sich seine Maske vom Kopf. Zum Vorschein kamen schweißnasses, mausgraues Haar und eine ziemlich hässliche Visage. Als er den Sack öffnete, breitete sich ein verzücktes Grinsen auf seinem Gesicht aus.
    »Ich hoffe doch sehr, es handelt sich hier um Geschenke für das städtische Waisenhaus«, ließ sich Jet vernehmen.
    Der Mann stieß ein erschrockenes Quäken aus und

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