Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
den Eingangsbereich, wo sie liegen blieb.
»Na gut«, sagte sie zur Decke. »Ich habe es versucht.«
Blockbuster setzte über den zertrümmerten Tresen hinweg und landete, die pummelige kleine Faust schlagbereit, direkt auf ihr. Iridium feuerte einen Stroboimpuls mit aller Härte ab, dem Jungen mitten ins Gesicht. Blockbuster wiederholte ihren Flug von vorher, allerdings in die entgegengesetzte Richtung.
»Weißt du, was dein Problem ist?« Iridium stand auf und klopfte sich den Staub ab. »Ihr Kinder von heute habt keine Ahnung von Geschichte.« Sie hob den Matchbeutel auf, entleerte seinen Inhalt zurück in den Safe und steckte sich ein paar Tausend E-Dollar in die Tasche – als Aufwandsentschädigung.
Blockbuster lag auf dem Boden und ächzte. Ein bisschen fühlte er sich wie ein Versager, aber andererseits war ein Stroboblitz mitten ins Gesicht einem Hieb mit einem Baseballschläger ziemlich ähnlich. Entweder überlegte man sich noch einmal, ob man wirklich Verbrecher werden wollte – oder man stand wieder auf.
»Hey, du hast dich entschieden, den Bösewicht zu spielen«, sagte Iridium zu ihm. »Wenn du in der obersten Liga mitmischen willst, dann war das hier noch gar nichts. Warte mal, bis du einen richtigen Helden triffst.«
»Ich dachte, du hättest es begriffen«, winselte Blockbuster. »Ich dachte, du wärst wie ich.«
Iridium kickte die Tür beiseite. Dann sah sie noch einmal zurück auf diese zusammengekrümmte, bemitleidenswerte Gestalt. »Ich bin kein Bösewicht, und ich bin auch keine Heldin. Wenn du jemanden anbeten möchtest, dann geh in die Kirche.« Sie schob ihr Paket E-Dollar in den Gürtel und deutete auf Blockbuster. »Komm noch einmal nach Wreck City, und du wirst meinen Namen tragen, quer über der Stirn. Als Verbrennung dritten Grades.«
Als sie ging, machte sie eine grüßende Geste hinüber zu Damien und seinen gehörnten Kumpels, die sich im Schatten herumdrückten. Dann ging sie weiter zu ihrem Lagerhaus, allein. Dort angekommen, stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Iridium, die einstige Staatsfeindin Nr. 1, war heruntergekommen zu einer Überwachungskamera mit Superkräften für den Abschaum von New Chicago.
Jaja. Die Wirklichkeit war echt ein großer Haufen Scheiße.
KAPITEL 3
JET
Gewisse Mächte, wie zum Beispiel die Erdmächte, nehmen die Konditionierung besser an als andere. Andere, besonders die Lichtmächte, haben sich als unberechenbar erwiesen.
- Aus dem Tagebuch von Martin Moore, Eintrag Nr. 74
Hey, Wolf«, sagte Jet nonchalant, die Arme mit zur Faust geballten Händen lässig an den Seiten ihres Körpers. Sie hatte nie mit White Hot gearbeitet, aber den Gestaltwandler kannte sie schon lange. Mehr noch: Sie wusste, wie er reagierte, wie er kämpfte, was ihn dazu brachte, vom Mann zum Tier zu werden. Falls er annahm, Jet wäre auf einen Kampfaus, würde er als Erster angreifen. Und falls er der Meinung war, Jet zeige Schwäche, genauso.
Der Trick bestand also darin, nicht einen Millimeter zurückzuweichen und echtes Selbstvertrauen auszustrahlen. Ihm nicht zu zeigen, wie sehr es sie ausgelaugt hatte, seit zwei Tagen ununterbrochen die Heldin zu spielen. Die Pflicht zuerst, dachte sie angesäuert. Jederzeit. Diese Grundregel galt immer noch, selbst nachdem sich herausgestellt hatte, dass Corp schlimmer war als jeder Feind, dem die Schwadron jemals gegenübergestanden hatte.
»Baby«, sagte Wolf, und seine Stimme glich einem dunklen Knurren. Also war die Verwandlung bereits im Gange – verdammt! »Ich hab dich gar nicht gesehen.«
Sie lächelte. »Wie, zwischen dem ganzen Schutt? Na so was.«
»Jet«, zischte Meteorite in ihr Ohr. »Wolf ist der Schlimmste von allen. Er hat seine Triebe derzeit weniger im Griff als ein Zweijähriger mit Heißhunger auf Süßigkeiten.«
Ohne die Lippen zu bewegen, murmelte Jet: »Mach keine Witze.«
»Warum verschwendest du unsere Zeit, um mit der da zu reden?« Das war White Hot, die ihre Kräfte noch nicht zurückgerufen hatte. Trotz der Handschuhe glühten ihre Hände hell wie kleine Sonnen, und sie zuckten auch, entweder vor nervöser Energie oder vor Wahnsinn. Oder beidem. »Sie ist eins von den Schoßhündchen.«
Jet konnte diese Beleidigung langsam nicht mehr hören. »War.« Sie spie das Wort förmlich aus und musste ihren Ekel nicht einmal spielen. »Licht, wie oft soll ich das denn noch sagen? Ich arbeite nicht mehr für die.«
»Du warst ihr Aushängeschild.« White Hot grinste. »Willst du
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