Projekt Omega
steht es um den Ruf und die Ehe von Mrs Fallon nicht zum Besten. So bedauerlich ihr Schicksal auch wäre, es wiegt keinen möglichen Angriff auf die westliche Welt durch umprogrammierte Raketen auf.«
»Bis der Erpresser ein Ultimatum stellt, haben wir grünes Licht, in dem Fall weiter zu ermitteln?«, vergewisserte sich Cotton.
»Ja«, bestätigte High. »Aber halten Sie mich auf dem Laufenden.«
5
Am Abend des nächsten Tages fuhren Cotton und Decker zum Times Square, wo sie ihren Dienstwagen in einer Seitenstraße parkten. Die restliche Strecke zur 42nd Street legten sie zu Fuß zurück.
Abends füllte sich die Vergnügungsmeile mit braven Ehemännern, die nach Feierabend etwas erleben wollten. Cotton und Decker bahnten sich ihren Weg durch das zunehmende Gedränge bis zu Styles’ Laden.
Beim Betreten des Sexshops sprangen Decker als Erstes die Filmplakate an den Wänden ins Gesicht. Der Anblick von dermaßen offen zur Schau gestellter Nacktheit traf sie ein wenig unvorbereitet. Andererseits hatte sie schon Schlimmeres gesehen. In den Sexfilmen von gestern zum Beispiel.
Cotton empfand beim Anblick der Plakate eher Mitleid für die jungen Frauen, die sich auf diese erniedrigende Weise ihr Geld verdienen mussten. Er verbannte diesen Gedanken und konzentrierte sich darauf, seinen Job professionell durchzuziehen. Dadurch konnte er die Welt zwar nicht ändern, aber sie zumindest ein klein wenig besser machen.
Abgesehen von den beiden Agents war der Sexshop menschenleer. Der Verkaufsraum lag im Halbdunkel, durch das sich das tiefrote Licht einer Neonröhre seinen Weg zu bahnen versuchte.
Styles kam mit einem Eimer und einem Schrubber aus dem hinteren Bereich mit den Kabinen nach vorn.
Bevor er sein Erstaunen überwinden konnte, sagte Cotton: »Hallo, Mister Styles. Erinnern Sie sich noch an mich?«
Der Gefragte runzelte die Stirn, bevor er nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete: »Ja, leider.«
Cotton lehnte sich so an die Theke, dass er die Sicht auf Decker teilweise verdeckte. »Sie scheinen sich nicht besonders über unser Wiedersehen zu freuen.«
»Es gibt zwei Arten von Typen«, sagte der Ladenbesitzer mürrisch, während er den Schrubber und den Eimer in einer Ecke abstellte. »Die einen haben genug Grips in der Birne, dass sie kapieren, was ›verschwinden‹ bedeutet, den anderen muss man es einbläuen. Suchen Sie sich aus, wie Sie es haben wollen.«
Decker bezähmte das Verlangen, sich in das Gespräch einzumischen. Stattdessen stöckelte sie mit provozierender Lässigkeit durch den Laden. Styles stutzte, weil seine Aufmerksamkeit plötzlich auf die hochgewachsene Frau gelenkt wurde, die den passenden Moment gekommen sah, sich ihrer Pelzjacke zu entledigen. Darunter trug sie ein schulterfreies Oberteil aus einem pinkfarbenen Stretchmaterial. Was dem guten Stück oben an Stoff fehlte, fehlte dem Minirock unten. Was beide Kleidungsstücke außer der Textilknappheit noch verband, war die Körpernähe. Der Rock saß dermaßen eng, dass er den Beinen kaum Bewegungsspielraum ließ. Und was das Oberteil betraf, so befürchtete Decker bei jedem Atemzug, dass ihre Brust den Stoff sprengte.
Sie stolzierte aufreizend langsam mit ihren ultralangen Beinen und überdimensionierten High Heels an den Plakaten vorbei. Dabei schob sie sich auf höchst interessante Art einen Kaugummi in den Mund. Nachdem sie den Rundgang beendet hatte, gesellte sie sich neben Cotton und legte ihre Pelzjacke auf dem Tresen ab. Geistesabwesend musterte sie die Regale mit den Filmen, wobei sie einen äußerst gelangweilten Eindruck vermittelte.
Im Laden herrschte gespanntes Schweigen. Styles gefiel fraglos, was er da sah. Er taxierte Decker, als würde er sie mit einem Röntgenblick scannen. Nach einer halben Ewigkeit wanderte sein Blick wieder zu Cotton.
»Hat die Süße auch einen Namen?«, fragte er plötzlich erstaunlich redselig, regelrecht tiefenentspannt.
»Bambi«, antwortete Cotton trocken.
»Wie ist ihr richtiger Name?«
»Bambi«, wiederholte er.
»Ach, kommen Sie. Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Sie nennt sich so, also ist das ihr Name, klar? Ist doch ein guter Name für eine Pornoqueen.«
»Was denn, die Kleine arbeitet in der Branche? Wieso habe ich noch nie was von ihr gesehen?«
»Was nicht ist, kann ja noch werden. Deswegen war ich gestern hier. Ich habe mir Ihre Einwände durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht ist es für einen Neuling wie mich tatsächlich besser, wenn ihm ein alter Hase wie
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