Projekt Omega
Sie als Partner zur Seite steht. Ich kümmere mich um die Darstellerinnen, und Sie sorgen dafür, dass die großen Fische im Teich die Flossen stillhalten. Dann ende ich nicht als Fischfutter im Hudson, und Sie sind wieder im Geschäft. In dem Zusammenhang will mir eine Frage nicht aus dem Schädel: Sie waren doch mal eine richtig große Nummer in New York. Wieso haben Sie alles hingeschmissen und machen stattdessen jetzt das hier?«
»Darüber will ich nicht reden«, antwortete Styles ausweichend. »Die Vergangenheit soll man ruhen lassen, sonst nimmt die Zukunft kein gutes Ende.«
»Kommen Sie, es bleibt unter uns. Was war der Grund?«
»Wie ich schon sagte, ist ’n hartes Geschäft. Wissen Sie, was passiert, wenn dabei irgendwer mit irgendwas eine Menge Kohle macht? Dann steht der Betreffende manchmal völlig unerwartet vor der Wahl, was ihm lieber ist: reich und tot, oder arm und lebendig. Ich hab mich fürs Lebendigsein entschieden.«
»Einfach so?«
»Na ja, da tauchte eines Tages ein Typ aus Kalifornien mit seinen Gorillas hier in New York auf. Die beseitigten systematisch jeden in der Branche, der nicht nach ihren Regeln spielte.«
»Hat der Typ auch einen Namen?«
»Nigel Culkin.«
»Culkin ist meines Wissens ein seriöser Filmemacher«, erinnerte sich Cotton. »Er besitzt eine relativ große Produktionsfirma hier in New York. Sexfilme gehören aber nicht zu deren Repertoire. Es gibt nur normale Sachen.«
»Die kein Mensch sehen will, deswegen müsste die Firma eigentlich längst Pleite sein. Dieses seriöse Getue ist doch bloß Tarnung.«
»Tarnung für was?«
»Keine Ahnung.«
»Sexfilme?«
»Nein. Culkin dreht seit ein paar Jahren tatsächlich nichts mehr in der Richtung. Das überlässt er denen, die seine Nachfolge in der Szene angetreten haben. Ich weiß nicht, womit er heute sein Geld verdient, mit Sex jedenfalls nicht. Was es auch sein mag, es muss sich lohnen, wenn er dafür auf seinen ehemaligen Geldesel freiwillig verzichtet hat.«
»Wenn er kein Hindernis mehr für Sie darstellt, wieso sind Sie nicht wieder in das Gewerbe eingestiegen?«
»Womit? Sehen Sie sich den Laden doch an. Das ist alles, was ich noch besitze. Genau genommen gehört mir die Bruchbude nicht mal, ist alles bloß gemietet.«
»Wir müssen also jemanden finden, der die Produktion unserer Sexfilme finanziert?«
»Nein, so läuft das nicht.« Nervös leckte Styles sich mit der Zunge über die Lippen; ihm war immer noch nicht klar, wie ernst seinem Besucher die Sache war. »Die Leute, die das Geschäft in New York kontrollieren, werden keine neue Konkurrenz dulden. Das Einzige, was vielleicht klappen könnte, wäre, wenn wir Ihr Pferdchen«, er ließ den Blick an Deckers Figur auf und ab gleiten, »einem Produzenten für seine Filme anbieten.«
»Meinetwegen«, meinte Cotton. »Helfen Sie mir dabei?«
»Bei was?«
»Einen anderen Stall zu finden. Ich wollte Ihren Rat und wäre blöd, den nicht zu beherzigen. Statt als Produzent steige ich halt als Bambis Manager in der Branche ein. Und Sie managen für mich die Kontakte zu etablierten Produzenten und kassieren dafür einen Anteil vom Kuchen.«
Styles schwankte sichtlich mit seiner Entscheidung. Einerseits führte er in seinem Sexshop ein relativ betuliches Leben, ohne die ständige Furcht, ein Messer oder sonst etwas Metallisches in den Bauch zu bekommen. Andererseits waren Sexshops aus der Mode gekommen. Alle Filme, die er verscherbelte, gab es inzwischen kostenlos im Internet.
Während Styles mit einer Entscheidung rang, hielt Decker weiter den Mund. Sie lehnte lasziv am Tresen und kaute auf ihrem Kaugummi, wie um die gekonnt aufgesetzte Langeweile zu vertreiben.
»Die Kleine redet wohl nicht viel?«, fragte Styles, um etwas Zeit für seine noch ausstehende Entscheidung zu schinden.
Philippa Decker ignorierte den Fragesteller und gab vor, mit der Betrachtung ihrer Fingernägel beschäftigt zu sein.
»Nein, eine große Rednerin ist sie nicht«, bestätigte Cotton. »Dafür trinkt sie umso mehr.«
Decker warf ihm einen giftigen Blick zu und ließ eine aufgeblasene Kaugummikugel mit lautem Knall zerplatzen.
»Ziemlich harte Sachen«, ergänzte er.
»Dann passen Sie mal gut auf, dass der süße Schluckspecht nicht vom Alkohol auf Nasenpulver umsteigt«, riet Styles mit einem spöttischen Grinsen. »Schlampen, die zugedröhnt am Set rumstolpern, gibt’s schon genug.«
»Ich fürchte, da müssen wir bei unserer Bambi ein Auge darauf haben«, seufzte
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