Projekt Sakkara
funktioniert genauso, obwohl man weiß, dass auch beim Weltuntergang ganz offenbar noch ein großes Kamerateam dabeisteht.
Wer sich den entblößenden Blick hinter die Kulissen ersparen möchte, der sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen – aber ich schätze, dieser Hinweis war ebenso kontraproduktiv wie der berühmte rote Knopf »Nicht drücken!«. Die Szenen in den dreißiger und vierziger Jahren haben mir besonders viel Spaß gemacht, denn hier gab es für mich viel zu entdecken. Tatsächlich war das Ägyptologie-Fieber damals auf einem Höhepunkt – nicht zuletzt durch den sagenhaften Fund des Grabes von Tutanchamun 1922 durch Howard Carter. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren ständig Ausgrabungsteams in Ägypten, die in der Regel allerdings nur in den Wintermonaten arbeiteten, da es im Sommer in der Wüste viel zu heiß ist. Es war eine lose internationale Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich unabhängig von politischen Befindlichkeiten in Ägypten tummelte. Die Entdeckungen der im Text erwähnten Ägyptologen Borchardt, Petrie, Lauer, Firth und Emery sind historisch belegt.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mussten die Ausländer, deren Länder sich im Krieg mit England befanden, Ägypten verlassen, insbesondere die Deutschen und die Italiener. Grabungen wurden während dieser Zeit eingestellt.
Auch die Szene, in der Joseph Goebbels 1939 am Flughafen in Kairo eintrifft, ist inklusive des Empfangskomitees historisch belegt, die Details habe ich einem Augenzeugenbericht entnommen. Natürlich ist die Figur Wolfgang Morgens fiktiv. Ihn habe ich hier in den realen historischen Kontext eingebunden. Ebenso wie in einer anderen Szene, nämlich 1941, als er mit derselben Maschine in Tripolis landet, mit der Erwin Rommel zu jenem Sperrverband geschickt wird, mit dem er den berüchtigt gewordenen Afrikafeldzug beginnt. Anders als Wolfgang Morgen es in einer späteren Szene behauptet, waren es am Ende allerdings nicht die Engländer, sondern die Reste dieses deutschen »Afrikakorps«, die den Rückzug antreten mussten.
Die Ausführungen über die Geschichte von Rhodos und über den Großmeisterpalast der Johanniter sind korrekt. Tatsächlich ist der Palast nicht zuletzt durch die Explosion eines Pulverlagers im 16. Jahrhundert fast vollkommen zerstört gewesen. Die Italiener, die die Insel von 1912 bis 1943 besetzten, bauten ihn als Residenz für ihren Diktator Mussolini neu auf, allerdings hat er den eindrucksvollen, aber ganz und gar nicht historischen Palast nie betreten. Die Kellergewölbe des Palasts habe ich mir freimütig ausgedacht – nicht allerdings die Türkische Bibliothek in Rhodos Stadt, sie gibt es tatsächlich. Sie wurde 1794 gegründet und enthält nie übersetzte türkische, arabische und persische Manuskripte und unter anderem einen zeitgenössischen Bericht über die Belagerung von Rhodos von 1522. Sie ist zum Leidweisen der Historiker für die Öffentlichkeit gesperrt.
Ebenso wie die Erläuterungen zum Palast sind auch die allgemeinen Exkurse über die Geschichte der Johanniter korrekt. Das Treffen der beiden Großmeister der Templer und der Johanniter beim Konzil in Poitiers 1307 ist verbürgt – allerdings ist es kaum wahrscheinlich, dass die beiden jemals irgendwelche Schätze ausgetauscht hätten, denn sie standen in scharfer Konkurrenz zueinander. Dieser Teil ist also meine Fiktion, ebenso wie der Ansatz, die legendäre Tabula Smaragdina mit einer fiktiven Stele von Echnaton gleichzusetzen.
Und da ich gerade bei Echnaton bin: Alle Erklärungen zur Geschichte Ägyptens, der Pharaonen, der ägyptischen Götter und der Totenbücher, über Echnaton, Imhotep und die Beschreibungen des Ägyptischen Museums in Kairo sind ebenfalls korrekt. Fiktiv ist hier die Idee, dass Echnaton ein mystisches Erlebnis gehabt und dies auf einer Stele beschrieben hat. Tatsächlich wäre es allerdings ihm vor allen anderen Pharaonen zuzutrauen, so etwas getan zu haben, denn der Sonnenhymnus, der am Ende des Buches zitiert wird, stammt angeblich tatsächlich aus seiner Feder. Echnaton war mit großer Sicherheit eine der schillerndsten Gestalten der ägyptischen Geschichte.
Die Beschreibungen der Nekropole von Sakkara sind größtenteils real, nur in Details der Dramaturgie der Geschichte angepasst. So ist man heute beispielsweise allgemein der Ansicht, dass die Stufenpyramide des Djoser nie ein Pyramidion gehabt hat. Allerdings gibt es die Imhotep geweihten Ibisgalerien und unterirdischen Tierfriedhöfe
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