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Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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angerufen.«
    Mannhardt schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Mensch, mein Kurzzeitgedächtnis! Klar, wollten wir. Ich weiß nämlich aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, wie das immer heißt, dass die Kollegen Schneeganß und Grätz bei Sabrina Immelborn waren und sie mitgenommen haben. Ob sie bereits ein Geständnis abgelegt hat, weiß ich nicht, aber es wäre interessant zu hören, was ihr Sohn dazu sagt.«
    Orlando grinste. »Dir geht es nur darum, besser zu sein als dein Nachfolger und nachzuweisen, dass sie es nicht gewesen sein kann.«
    Mannhardt klatschte in die Hände. »Bravo, der Kandidat hat 100 Punkte! Setz dich ins Zimmer und nimm dir was zu lesen, ich zieh mich nur schnell an. In zehn Minuten können wir los.«
    Nun gehörte es nicht gerade zu den letzten großen Abenteuern der Menschheit, am frühen Nachmittag mit dem Auto von Tegel nach Kreuzberg ins Urban-Krankenhaus zu kommen, war jedoch anstrengend genug, um tüchtig zu fluchen und das Ganze eine Schnapsidee zu nennen. Endlich saßen sie mit Ritchie im Besucherzimmer seiner Station. Er wusste, dass sie seine Mutter zur Vernehmung mitgenommen hatten.
    »Und?«, begann Orlando. »Meinst du, dass sie den Bauwagen wirklich angesteckt hat?«
    Ritchie konnte nicht mehr blasser werden, als er war, und presste die Hände vors Gesicht, um seine Augäpfel zu kneten. »Kann sein, schließlich habe ich damals, als sich mein Vater ihretwegen aufgehängt hat, ihr Bücherlager in Brand gesteckt. Was sie gemacht hat, war wohl die Rache, und nun sind wir quitt.«
    »Möglicherweise hat sie es auch getan, damit du nicht mehr dorthin zurückkannst«, gab Orlando zu bedenken. »In dein altes Leben.«
    »Kann sein, kann nicht sein«, sagte Ritchie.
    »Das wären immerhin zwei Motive«, murmelteMannhardt.
    »Wenn sie es nicht wirklich auf Völlenklee abgesehen hatte«, sagte Orlando. »a) weil sie Mägdesprungs Erpresser eliminieren wollte, und b) weil sie ihm die Schuld an deinem Absacken gegeben hat.«
    »Kann sein, kann nicht sein«, wiederholte Ritchie, der sehr schnell müde wurde.
    Ehe er völlig wegtrat, stellte Mannhardt rasch die entscheidende Frage: »Hast du ihr gesagt, dass Völlenklee bei dir im Bauwagen steckt?«
    Ritchie zuckte mit den Schultern und flüchtete sich zum dritten Mal hintereinander in sein »Kann sein, kann nicht sein.«
    Mannhardt blieb geduldig. »Versuch dich bitte daran zu erinnern, wie es gewesen ist, als Völlenklee dich im Bauwagen gefunden hat.«
    »Da war ich völlig weggetreten, ich bin erst im Krankenhaus wieder zu mir gekommen. Leon und meine Mutter haben sich nicht bei mir am Bett getroffen, sondern irgendwo draußen, weiß ich, wo. Als sie reingekommen ist, hat ihre rechte Hand stark geblutet. Sie hat Leon eine runterhauen wollen und ist dabei gegen einen Garderobenständer gekommen.«
    »Demnach müssen sie sich heftig gestritten haben«, hielt Mannhardt fest.
    »Ja, klar.«
    Orlando überlegte. »Da wird er ihr bestimmt nicht gesagt haben, dass er nicht in seine Wohnung kommt, weil da sein Schloss verkleistert ist, sondern solange in Ritchies Wohnwagen wartet, bis das Fußballspiel zu Ende ist und der Schlosser endlich auftaucht.«
    »Nein, das halte ich auch für ausgeschlossen«, sagte Mannhardt. »Also war es, wenn sie den Bauwagen wirklich angesteckt haben sollte, eine Art Unfall, ein Unglücksfall, und kein Mord.«
    »Das mit dem Mord glaube ich auch nicht«, sagteRitchie. »Damals, als wir alle in der WG gelebt haben, hat sie sich immer auf Corinna eingeschossen und nicht so sehr auf Leon.«
    »Corinna«, wiederholte Mannhardt, und erschrak über sich selbst, weil er Sekunden brauchte, bis ihm wieder einfiel, wer Corinna war und welche Rolle sie bei den Erpressungen gespielt hatte. Um sie wieder voll in sein Programm zurückzuholen, sagte er etwas, das in dieser Situation eigentlich gar nicht gesagt werden musste. »Corinna war auf der Vernissage und hat dort Dr. Narsdorf getroffen, und der hat irgendwie Gefallen an ihr gefunden.«
    Orlando lachte. »Klar, und um von Völlenklee loszukommen, hat sie Ritchies Bauwagen in Brand gesteckt.«
    »Corinna kann doch gar nicht gewusst haben, dass Leon Ritchie gefunden und ins Urban gebracht hat«, sagte Mannhardt.
    Orlando sah seinen Großvater kopfschüttelnd an und spielte den höheren Beamten. »Herr Mannhardt, die Prüfungskommission muss Ihnen leider mitteilen, dass Sie die Prüfung zum Kommissar außer Dienst leider nicht bestanden

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