Provinz Fünf (German Edition)

gebracht werden. Sie haben die Vernunft verleugnet, die ihnen in jenen Tagen des massiven Todes nicht helfen konnte, und sie appellierten stattdessen an Gott. Sie wollten betonen, dass das Heil allein im Glauben liegt. Und was den Bau des Tempels betrifft, glaube ich, haben sie wohl kaum eine solch anstrengende Aufgabe in einer Zeit des Überlebens in Angriff genommen. Es war eine Frage von Leben oder Tod. Es scheint mir, sie wollten einfach nur den anlocken, den sie anflehten, um Schutz vor dem Bösen, dem Chaos, der Kälte, der Orkane, des Horl und der Finsternis.”
    „ Du glaubst also, es gibt keinen Tempel?”, fragte B.Hey.
    Stan sagte: „Es gibt einen, aber er ist wahrscheinlich symbolisch. Sie haben vielleicht etwas am Boden markiert und es geweiht. Das war ihr Tempel. Das kann man einfach und schnell machen. Und der Text erwähnt nur die Weihe, keinen Bau. Es gibt eine weitere interessante Besonderheit in dem Text. Achtet bitte auf den Satz: Nimm unser Feuer an , und so weiter. Das Feuer war vermutlich im Tempel. Also müssen wir um den Herd herum suchen, den wir ausgegraben haben. Wir werden wahrscheinlich acht Markierungen entdecken, welche die Ecken des Tempels symbolisieren.”
    „ Meine Güte! Bist Du verrückt?”, rief Mark. „Wir haben die verdammten Markierungen schon vor zwei Stunden gefunden.” Er nahm das Gerät von B.Hey und machte einige Einstellungen. „Kannst Du das nicht auf dem 3-D-Bild sehen? Acht Steine rund um die Feuerstelle. Das ist es! Das ist der achteckige Tempel.”
    B.Hey warf einen Blick auf das Bild und sagte: „Deine Annahme scheint vernünftig. Nun, Mark, markier’ doch den Boden mit etwas und wir graben einige Steine aus. Stan, während wir die Steine ausgraben, erklär’ Du uns bitte in einfachen und klaren Worten, was diese Inschrift genau bedeutet. Ich möchte, dass Du es uns etwas ausführlicher auslegst. Es scheint mir, dass dieser Fund, so unbedeutend, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag, von einem viel größeren Wert sein könnte, als wir jetzt vermuten.”
    „ Habe ich jetzt richtig verstanden?”, Stan rieb sich theatralisch die Hände. „Jetzt werde ich reden, und Ihr werdet nur zuhören. Ich habe es satt, wenn Ihr, immer dann, wenn ich anfange über ein beliebiges Thema zu reden, das Gespräch auf ganz andere Dinge bringt. Und Du, B.Hey, tust das am allermeisten.”
    „ Tue ich das?”, murmelte B.Hey, völlig darin vertieft, wie Mark seine Markierungen X für X auf dem Boden anbrachte. „Das ist richtig, mach jetzt aber weiter. Miguel, fang’ da drüben an zu graben. Gene, Du kannst hier graben. Mach weiter, Stan. Wir sind ganz Ohr.”
    Miguel sagte: „Ich bin auch ganz Magen. Ich bin hungrig, Jungs. Wann werden wir zu Mittag essen?”
    „ Später, wenn wir zwei oder drei Steine ausgegraben haben. Jetzt grabt erst einmal und hört Stan zu”, sagte B.Hey grinsend.
    Stan lächelte und begann mit seiner Geschichte: „Ich werde damit anfangen, den Namen des Planeten genauer zu definieren. Als Insider, solltet Ihr wissen, dass der lokale Name des Planeten Le ist. Amrita ist eine menschliche Erfindung. Amrita ist das Getränk der Götter, das ihnen Unsterblichkeit gewährt, so sagt Rigveda. Viele Leute denken, dass die Menschheit bessere Überlebenschancen hat, wenn sie mehr über den Planeten Le weiß, über den Mechanismus dieser besonderen Naturkatastrophe, sowie über die Einzelheiten der Rimanischen Zivilisation. Dieses Wissen wird wie Amrita sein, das Getränk der Götter, das der Menschheit Unsterblichkeit, oder so etwas Ähnliches wie Unsterblichkeit gewähren wird. Dies war der naive menschliche Gedanken, der hinter der Annahme des Namens Amrita für diesen Planeten steckte. Auf Galak ist sein Name ganz anders, weil er dort vom Areal Itvestge kommt. Sie hatten die mächtigste Raumfahrt-Technologie in der Galaxie, und waren die ersten, die auf dem Planeten landeten. Der Verband der Archäologen, der die Geschichte der Zivilisationen in der Milchstraße erforscht, hat auf seiner Tagung vor drei Jahren vorgeschlagen, den offiziellen Namen anzunehmen, den ihm die Rimaner selbst gegeben hatten, das heißt, der Planet sollte Le heißen. Das stieß aber auf starken Widerstand bei der Archäologischen Gesellschaft von Itvestge, die der Meinung war, dass der derzeit gültige Namen seine historischen Wurzeln habe und bereits an Popularität gewonnen habe, noch bevor der Name bekannt geworden war, den die lokale Bevölkerung als den Namen ihres