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Psychoid - Der Feind in Oliver

Psychoid - Der Feind in Oliver

Titel: Psychoid - Der Feind in Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loni Littgenstein
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weg.«
    Der Doc lachte. Als ob es lust ig war. Er zitterte wirklich und sagte, er habe Hunger. Und vor lauter zittern wäre ihm der Stift tatsächlich fast weggeflogen. Ich habe es genau gesehen. War also nicht zum Lachen, deswegen lachte ich nicht mit. Gleich würde er wohl wieder sagen, dass ich Recht habe und so. Das würde ich gerne hören, aber er sagte es nicht.
    » Ich habe doch Recht, Dr. Klein?«
    » Ja, haben Sie.«
    Auch wenn er das Wö rtchen »Recht« nicht in den Mund genommen hatte, war ich zufrieden.
    » Ich wäre Ihnen nicht böse, wenn Sie sich etwas zum Essen holen.«
    » Ist schon in Ordnung. Solange es nicht regnet, Oliver, bleiben wir hier, bis es Abendbrot gibt.«
    Ich fü hlte mich geschmeichelt. Der Doc hatte endlich meine Sprache gesprochen. Möglich, dass das mit dem Essen nur eine Ausrede war. Vielleicht gefielen dem Doc meine Geschichten nicht. Oder sie schlugen ihm auf den Magen.
    Das erinnerte mich an etwas.
    »Chili wäre mal schön. Könnten Sie Bescheid sagen, dass ich gerne Chili essen möchte. Geht das?«
    » Kann ich machen. Versprechen kann ich allerdings nichts, aber ich werde es versuchen. Aber einen Kocher kann ich Ihnen nicht geben.«
    Schö n, Dr. Klein hatte es sich gemerkt. Vielmehr hatte er es sich aufgeschrieben. Ich wollte gar keinen Kocher. Auch wenn ich damit gute Erfahrungen gemacht habe.
    Jetz t musste ich lachen, und der Doc lachte mit.
    » Sie werden schon wissen, warum, Dr. Klein. Dennoch kann so ein Kocher sehr praktisch sein, glauben Sie mir.«
    » Hören Sie auf. Sie wissen, dass ich hungrig bin.«
    Es war mir inzwischen egal, dass Dr. Kleins Magen immer noch knurrte. Er wusste nicht, was ich meinte, und das machte mich fuchtig. Ich überlegte, ob ich diese Sache beenden sollte, denn es machte keinen Sinn mehr. Der Doc hatte vergessen, wer ich bin, und dachte wirklich, so ein Kocher wäre nur zum Aufwärmen von Dosenfutter gut gewesen. Aber ich war gerade in Laune und ziemlich gesprächig. Die Sonne war auch wieder da.
    » Dieses Eisenstück habe ich mit einer Zange festgehalten und so über das Feuer gelegt, sonst hätte ich mir die Finger verbrannt. Es wurde sehr heiß. Ich habe dieses Eisenstück über die Flamme des Kochers gehalten, bis es rot glühte. Diese Krimis waren sehr informativ, denn es funktionierte wirklich.«
    Statt zu fragen, was denn funktionierte, wartete er einfach ab und starrte in die Fremde. Ic h dachte, Dr. Klein würde Tagträumen, denn er schien abwesend.
    Langweil te ich den Doc etwa? Das konnte ich ändern.
    » Es hatte viel Zeit gekostet, aber später hat man nichts mehr davon gesehen. Nicht so wie bei den Zähnen meines Vaters und der Glasflasche und so. Ich glaube, ich habe es einmal in einer Dokumentation gesehen, nicht in einem Krimi. Ich habe viel ferngesehen.«
    Ich habe gemerkt, wie sich Dr. Klein das Gä hnen verkniff, als er sich seine Hand vor dem Mund hielt. Wenn man müde war, durfte man das schon zugeben. Ich war nie müde. Ich schlief auch fast nie. Ich bin schon ein toller Kerl. Ein Kerl von Welt, der seinen Stuhlgang 13 Tage lang eingehalten hatte und wusste, was Recht war, einer, der sich den Fragen von Dr. Klein stellte. Auch wenn er selbst sie nicht immer beantworten konnte. Ich konnte es. Ich bin einfach ein Phänomen, wie man so sagt. Und für nichts zu schade.
    » Was haben Sie mit dem heißen Eisenstück gemacht?«
    Daran konnte ich mich sehr gut erinnern, denn da schrie m eine Mutter ganz besonders.
    » Ich hätte es fast vergessen, nur ein Auge zu nehmen. Sonst würde meine Mutter ja noch einiges verpassen. Ich habe ihr linkes Auge gewählt. Dieses Eisenstück hielt ich direkt vor ihrem Auge. Sie kniff ihre Augen zusammen. Das nahm ich ihr nicht übel. Ich hätte das auch so getan, so heiß, wie das war. Ich schwitzte. Dieses Ding war ziemlich heiß. Heißer noch als jetzt.«
    Ich wusste nicht mehr , wie heiß die Sonne werden konnte.
    » Das rechte Auge klebte ich mit einem Pflaster ab, das andere musste ich mit meinen Fingern offen halten. Ich habe nicht verstanden, warum meine Mutter immer nach ihrem Herrgott gerufen hat, wenn der doch nie da war. Sie hat mir leidgetan, meine Mutter hatte wirklich Schmerzen. Ich konnte mir vorstellen, diese Gefühle zu haben, aber ich hatte sie nicht. Es hieß, die Wärmestrahlung würde die Netzhaut zerstören und die Tränenflüssigkeit erhitzen. Meine Mutter würde auf dem Auge nie mehr sehen können. Und das so, dass man es von außen nicht erkennen kann. Das hörte

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