Psychologische Homöopathie
magischen Denken, wobei normalen oder zufälligen Ereignissen eine spezielle Bedeutung zugeschrieben wird. Die Astrologie ist eine Art von magischem Denken, die bei Mercurius-Menschen besonders beliebt ist. Mercurius kann die symbolische Bedeutung erkennen, die ein Vogel im Baum seines Gartens hat (und die im allgemeinen ihn selbst betrifft), oder die Bedeutung des Autokennzeichens seines neuen Freundes. Er neigt dazu, seine Träume symbolisch zu interpretieren oder bestimmten Farben und Namen eine spezifische Bedeutung zu geben. In diesem magischen Denken liegt oft ein großes Maß an Scharfsinn und Weisheit. Es handelt sich dabei nicht nur um eine psychotische Wahnidee, wie mehr pragmatische Geister vielleicht meinen. Dahinter steht vielmehr die Fähigkeit, die Verbindung zwischen inneren und äußeren Ereignissen zu erkennen.
Es ist interessant, daß Hermes der Vermittler zwischen der inneren Welt (dem Himmel oder dem Unbewußten) und der äußeren Welt war. Bezeichnend ist auch, daß Zeus ihn befähigte, Träume zu interpretieren. Das magische Denken von Mercurius drückt offenbar eine wirkliche Fähigkeit aus, die innere Bedeutung äußerer Ereignisse zu erkennen. Man kann die Sache aber auch zu weit treiben. Einige Mercurius-Menschen sind so besessen von den symbolischen Verknüpfungen zwischen Dingen und Ereignissen, daß es ihnen schwerfällt, vernünftig zu denken. Vielleicht ordnen sie ihren gesunden Menschenverstand ihrem Sinn für Symbolik unter, und das ist nicht immer sinnvoll. Einer meiner Mercurius-Patienten wollte beispielsweise keine Entscheidung treffen, ohne vorher das I Ging , das alte chinesische Buch der Weissagungen, befragt zu haben. Er war so darauf fixiert, die Zeichen zu deuten, daß er im Alltag nicht vernünftig handeln konnte. Im allgemeinen jedoch ist das magische Denken eine Bereicherung für Mercurius und bringt ihm mehr Weisheit als Wahn. Viele Mercurius-Menschen sind tatsächlich mit einem Leben gesegnet, das für sie persönlich sehr bedeutungsvoll ist, und sie haben ein starkes Gefühl für die Magie des Lebens selbst.
Größenwahn und Grausamkeit
Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, warum Mercurius zu Größenwahn neigen kann. Zunächst ist da die Tendenz des Puer, stets seinen Kopf durchsetzen zu wollen. Wenn der Puer nicht bekommt, was er will, sorgt er für Chaos. Wenn der Diktator nicht bekommt, was er will, tötet er. Der Unterschied ist nur ein gradueller. Zweitens hat Mercurius diese merkwürdige Distanziertheit. Einige Mercurius-Menschen sind so distanziert, daß sie sich über die Gefühle der anderen keine Gedanken machen. Drittens spielt die Vorstellung, etwas ganz Besonderes zu sein, eine Rolle, ein aufgeblähtes Ego, das von echter geistiger Beweglichkeit und Scharfsinn begleitet wird. Dieses aufgeblähte Ego kann bei Mercurius von seinen intuitiven medialen Empfindungen gespeist werden. Das alles zusammengenommen ergibt eine Person, die sich für unbesiegbar hält. Magier, die durch das Ritual Macht erlangen wollen, können zu diesem Mercurius-Typ gehören, ebenso Diktatoren. Es ist interessant, daß verschiedene meiner Mercurius-Patienten von Diktatoren fasziniert waren. Der nervöse Mann, der mich wegen seiner zwanghaften »Zahlen im Gehirn« aufsuchte, hatte Deutsch gelernt, Er war fasziniert von den Nazis und sagte, er fühle sich medial von ihnen angezogen, obwohl er ein spirituell orientierter Mann war, der das Böse in ihnen durchaus erkannte. Aber irgend etwas bei ihren üblen Taten zog ihn an. Peter Sellers kleidete sich gerne in eine SS-Uniform und marschierte vor der Öffentlichkeit, um die Leute zum Lachen zu bringen (oder um ein Gefühl der persönlichen Macht zu erlangen?). Er hätte gerne die Rolle von Adolf Hitler gespielt, und er genoß es, in einem seiner Filme Napoleon darzustellen. Tatsächlich benahm sich Sellers während seines ganzen Lebens wie ein kleiner Diktator (Lewis: »Er war maßlos und launisch, wie es traditionell ein König ist«), Der von sich selbst überzeugtere Mercurius kann sehr gut Befehle erteilen. Der Idiot, den Steve Martin in dem Film The Jerk spielt, wird sehr reich und läßt das seine Begleiter spüren, ganz ähnlich wie Sellers es tat. Andere Mercurius-Menschen ertappen sich selbst bei diesem Verhalten und ändern sich, bevor es zu spät ist. Ich habe jedoch bei einigen meiner Mercurius-Patienten, die nicht wie unangenehme Charaktere wirkten, erlebt, daß sie von Macht und Grausamkeit gleichermaßen fasziniert
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