Psychologische Homöopathie
respektloser Halbmensch, dessen manische, abgehackte Sprache an verschiedene Mercurius-Komiker erinnert, besonders an Robin Williams. Man mag ihn gerne, weil er die menschlichen Absurditäten so scharf beobachtet und weil sein Humor so clever ist. Sogar sein Name ist ein Wortspiel. Er ist faszinierend wegen seiner unheimlichen, computerartigen Unpersönlichkeit.
Das Medium des Films ist der große Favorit von Mercurius. Es erlaubt ihm, sich zurückzulehnen und den sich ständig verändernden Augenschmaus zu genießen, der durch seine Bedeutung noch interessanter wird. Mercurius hat einen rastlosen Geist, der ständig nach Anregungen verlangt, und oft ist er zu unruhig, um mit Genuß zu lesen. Science-fiction-Filme sieht er besonders gerne. Auch hier scheint er in der distanzierten Vision unbeschränkter Möglichkeiten, die in solchen Filmen dargestellt werden, das Spiegelbild seiner selbst zu erkennen. Ich habe festgestellt, daß Mercurius besonders von Außerirdischen fasziniert ist. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, daß er sich selbst fremdartig fühlt. Wir neigen zu der Vorstellung, daß Außerirdische mental sehr weit entwickelt und emotional distanziert sind, und genauso fühlt sich Mercurius. Mercurius' Affinität zum weiten Raum (innerlich und äußerlich) spiegelt sich in den Rollen, die Mercurius-Schauspieler in Science-fiction-Filmen spielen. Christopher Walken ist eine sehr unheimliche merkurische Gestalt. Er war der Hauptdarsteller in der Verfilmung des Buchs Communion , das von den wiederholten Heimsuchungen des Autors durch Außerirdische handelt. Walken selbst hat etwas von einem Außerirdischen. Er hat eine unheimliche und intensive Präsenz, die so wirkt, als komme er von einem anderen Planeten. Ein anderes Beispiel ist der Kapitän der Enterprise in der neuen Folge der Raumschiffserie. Kapitän Jean-Luc Picard hat denselben kalten, stählernen, starren Blick wie Walken. Er ist als Kommandeur der Enterprise sehr kühl und kontrolliert und spricht nur selten überpersönliche Gefühle, doch er hat weder die emotionale Schwere von Natrium muriaticum noch das Ego eines Nux-Kommandeurs. Obwohl er eine starke Führernatur ist, reagiert er flexibel und hört seiner Crew aufmerksam und freundlich zu.
Mercurius ist so distanziert, weil ihm das Erdelement fehlt. Er ist wie ein Geist, der keine Verbindung zur Erde oder zu seinem Körper hat. Das kann dazu führen, daß er seinen Körper ignoriert und mißbraucht und ist in vielen Fällen auch verantwortlich für seine geistige Labilität. Es ist das Erdelement, das uns bodenständig macht; wenn es fehlt, neigen wir zur Labilität. Ich habe Mercurius-Menschen gesehen, die nicht still stehen konnten, nicht etwa weil sie rastlos waren oder ein neurologischer Schaden vorlag, sondern weil ihre Muskeln nicht daran gewöhnt waren, erdhaft zu reagieren. Die Anstrengung, still zu stehen, war zu viel für sie. Die Erdferne von Mercurius führt in vielen Fällen auch dazu, daß er keine Lust hat, auf dem Land zu leben. Viele Mercurius-Menschen langweilen sich auf dem Land, oder sie haben dort Angst. Sie sind in der künstlichen, anregenden Atmosphäre der Stadt zu Hause und können sich in einer ländlichen Umgebung nicht entspannen. Im Zusammenhang damit hat Mercurius oft das Bedürfnis nach stark verarbeiteten oder verfälschten Nahrungsmitteln und fühlt sich nach einer einfachen, aber vollwertigen Mahlzeit unbefriedigt. Man kann sich eine ganze Rasse von »Merkurianern« vorstellen, die in Raumschiffen durch das Universum flitzen, synthetische Nahrung zu sich nehmen und mit fortgeschrittener Computertechnologie virtuelle Welten in ihr Raumschiff projizieren. Sie haben keine Kernfamilien, sondern paaren sich beliebig, und ihre Nachkommen werden auf dem Heimatplaneten, der an sich ziemlich öde ist, in anregenden virtuellen Parks erzogen.
Für Mercurius kann das Leben einsam sein. Nur wenige Leute sind fähig, eine Beziehung mit einem Mercurius-Menschen einzugehen, und auch er findet seinerseits nur zu wenigen Leuten Kontakt. Deshalb ist er oft ein Einzelgänger. Das gefällt ihm jedoch nicht, denn die Leere, die er innerlich oft empfindet, kann sich desolat anfühlen, und er sehnt sich deshalb vielleicht nach Gefährten. Ein Mercurius-Patient sagte, er habe den immer wiederkehrenden Alptraum, der letzte lebende Mensch in einer Landschaft zu sein, die von außerirdischen Raumschiffen zerstört worden sei. Von Zeit zu Zeit neigte er zu Gefühlen von
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