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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Temperamentsausbrüche, Augenblicke, in denen er seine Freude nicht für sich behalten kann und sie ausdrücken muß. Ich war fasziniert festzustellen, daß ein ganzes Kapitel des Buches davon handelt, wie Oscar enthusiastisch das Phänomen des phosphoreszierenden Meeres beschreibt. Kannte der Autor die homöopathischen Aspekte von Phosphor, oder war das nur ein schönes Beispiel von »Synchronizität«? Alle Homöopathie-Studenten müßten dieses Buch lesen, nicht nur wegen seiner detaillierten Beschreibung der Phosphor-Persönlichkeit, sondern auch, weil es die stolze und furchtsame Silicea in Gestalt der Lucinda Leplastrier genauso konsequent beschreibt.
    Phosphor-Menschen haben unter anderem deshalb so ein schwach ausgeprägtes Identitätsgefühl, weil sie sich sehr stark mit anderen Menschen identifizieren, besonders mit ihren Eltern und ihren Partnern. Phosphor neigt zu Übertreibungen, und wenn er einen Menschen (oder ein Prinzip) liebt, dann stellt er den Betreffenden gerne auf ein Podest und wehrt sich gegen jeden Versuch von anderen, ihn dort herunterzustoßen. Seine Identifikation mit diesem Menschen führt dazu, daß er aus Bewunderung und Respekt dessen Meinungen, Verhalten und Gewohnheiten übernimmt. Vielleicht identifiziert er sich auch nicht mit einem Menschen, sondern mit einer Organisation oder einer Religion, und dann ist er wahrscheinlich das Gruppenmitglied mit der größten Hingabe und dem größten Vertrauen, und er wird jeden Hinweis ignorieren, der das Dogma seines Glaubens oder der Parteilinie in Frage stellt.
    So wie Phosphor diejenigen, die er liebt, zu Idolen macht oder zumindest idealisiert, so übertreibt er auch die negativen Eigenschaften derjenigen, die er nicht leiden kann. Wenn sein Vater beispielsweise streng und grausam ist, wird der junge Phosphor wahrscheinlich zunächst versuchen, ihm alles recht zu machen, und ihn bedingungslos lieben, aber am Ende wird sogar Phosphor, wenn er ständig schlecht behandelt wird, sein Herz verschließen, und wenn das geschieht, kann er seinen Vater als Inbegriff alles Bösen darstellen und seine vielen guten Seiten vergessen. Selbst dann kann er jedoch jahrzehntelang darauf hoffen, daß sein Vater zu seiner Mutter zurückkehrt und sie ihn auf wunderbare Weise in den liebevollen Vater verwandelt, den er nie hatte. Phosphor kann Disharmonie nicht ertragen und spielt oft die Rolle des Friedensstifters. Dabei opfert er im Zweifelsfall sogar seine eigenen Interessen, um den Familienfrieden zu wahren.
    Phosphor hat eine starke Tendenz zu verallgemeinern. Er findet es schwierig, die zahllosen Aspekte im Fluß des Lebens zu berücksichtigen, in dem er treibt (manchmal wie ein Boot ohne Steuer), und statt sie Stück für Stück zu betrachten, verallgemeinert er gerne, um sein Weltbild übersichtlicher zu machen. Er beginnt mit seiner eigenen persönlichen Erfahrung und versucht dann, neue Informationen ohne Unterschied in dasselbe Muster zu zwingen. Wenn man ein Phosphor-Mädchen beispielsweise fragt, was sie über die Russen denkt, antwortet sie vielleicht: »Oh, das sind reizende Leute. Ich habe einmal einen getroffen, der so ein nettes Lächeln hatte.« Im Gegensatz dazu wird Natrium realistisch antworten: »Ich weiß nicht, ich habe nur einen kennengelernt«, während Lycopodium dazu neigt, seine persönliche Erfahrung gar nicht zu erwähnen und statt dessen einen intellektuellen Diskurs über denslawischen Charakter zu eröffnen, wobei er Informationen verwendet, die er sich aus Büchern angelesen hat.
    Das verworrene Denken, das für Phosphor so charakteristisch ist (im Gegensatz zum sprunghaften, unzusammenhängenden Denken von Argentum), ist eine Folge mangelhafter Konzentration. Wie die russische Phosphor-Übersetzerin kann er genügend Unterscheidungsfähigkeit entwickeln, um in bestimmten Bereichen effektiv zu handeln, aber weite Felder seines Lebens können nach wie vor in einer Art Niemandsland treiben. So kann er beispielsweise seine Gesundheit und seine Finanzen vernachlässigen und den Geburtstag seiner Frau vergessen, aber als Lehrer durchaus vernünftige Arbeit leisten. Wie Sulfur hat er wenig mit Details im Sinn (obwohl Sulfur anders als Phosphor bei Themen, die ihn interessieren, oft über ein enormes Detailwissen verfügt), und er beschäftigt sich auch nicht gerne mit unangenehmen praktischen Notwendigkeiten. Phosphor ist weniger intellektuell als Sulfur und interessiert sich mehr für ein sorgloses und glanzvolles Leben als für

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