Psychologische Homöopathie
Kind von ihrer Mutter grausam behandelt wurde, wird sie später von fast jedem Menschen Böses erwarten, besonders von Frauen, die sie an ihre Mutter erinnern (Kent: »argwöhnisch«). Eine Natrium-Frau, die durch ihre Leiden etwas paranoid geworden ist, kann einen »stacheligen«, defensiven Charakter entwickeln. Phosphor dagegen wird furchtsam. Wenn sie sich angegriffen fühlt, wird sie nicht zurückschlagen wie Natrium, sondern sich an einen sicheren Platz zurückziehen oder zumindest schweigen, um der Aggression zu entgehen. Wenn sie dann auch noch das Gefühl hat, daß niemand da ist, der sie unterstützen würde, kann sie ziemlich panisch werden und sich in sich selbst zurückziehen. In ihrer Isolationgibt es dann niemanden, der ihre paranoiden Befürchtungen zerstreuen könnte, so daß die Angst möglicherweise noch zunimmt. Dennoch entwickelt Phosphor selten eine echte Paranoia.
Wenn Phosphor sich bedroht fühlt, neigt sie dazu, sich ähnlich wie ein Kind in magisches Denken zu flüchten, um die Gefahr abzuwenden. Wenn sie religiös ist, wird sie intensiv um Schutz beten, wenn nicht, wird sie ihr eigenes geistiges Schutzritual durchführen. Vielleicht schließt sie angesichts einer Gefahr die Augen und zählt rückwärts von zehn bis eins, als ob die Gefahr am Ende der Zahlenreihe auf magische Weise verschwinden würde, oder sie sammelt Glücksbringer und trägt sie mit gläubiger Zuversicht. Dabei kann es sich um industriell gefertigte Glücksbringer wie kleine Hufeisen handeln oder auch um jedes beliebige Objekt, das Phosphor zum persönlichen Talisman erklärt hat. Mögl icherweise sammelt sie farbige Muscheln oder trägt die Haarlocke eines ehemaligen Liebhabers mit sich herum, um sich so vor dem Bösen zu schützen. Phosphor wird in Kents Repertorium nicht unter der Rubrik »abergläubisch« autgeführt, aber es sollte dort in Fettdruck stehen. In seinem wirklichkeitsgetreuen Porträt des phosphorischen Oscar in seinem Roman Oscar und Lucinda schildert Peter Carey, wie Oscar im Boot seine »Glückshaube« (ein Häutchen, das gelegentlich den Kopf eines Kindes bei der Geburt bedeckt und das sein Vater für ihn aufbewahrt hatte) als Schutz gegen den unerbittlichen Tod festhält, um dadurch seine panische Angst vor dem Meer abzuwehren.
Obwohl Phosphor viele Ängste haben kann, wird die äußere Erscheinung oft durch seine Abenteuerlust, seine extrovertierte Haltung und seine Lebensfreude beherrscht, so daß der Eindruck einer sorglosen und unbekümmerten Persönlichkeit entsteht. Dieser Eindruck ist im allgemeinen zutreffend, weil Phosphor emotional so transparent ist. Die meisten Phosphor-Menschen neigen zu häufigen, aber schnell vorübergehenden Angstanfällen, die ihren geistigen Schwung nicht lange überschatten. Einige wenige, die größere Härten als andere ertragen mußten, sind vielleicht die meiste Zeit ängstlich, aber selbst diese stärker geschädigten Phosphor-Seelen reagieren, verglichen mit mehr introvertierten Typen wie Natrium und Ignatia, in der Regel bemerkenswert schnell auf eine sichere, liebevolle Umgebung.
Körperliche Erscheinung
In Übereinstimmung mit dem charismatischen Wesen der Phosphor-Persönlichkeit sind Phosphor-Menschen oft sehr schön. Ihr Körperbau ist im allgemeinen groß, schlank und sehr feingliedrig, biegsamer als die meisten, fast so, als hätten ihre Gelenke einen doppelten Radius. Ihre Gliedmaßen sind meist lang und zierlich wie bei Tänzern, aber nicht so zerbrechlich wie die von Silicea. Ihre Körperhaltung ist in der Regel locker und entspannt, und sie bewegen sich mit müheloser Grazie. (Es gibt jedoch eine Variante von Phosphor, die groß ist und sich schlaksig und unbeholfen bewegt wie ein neugeborenes Fohlen.)
Der Körperbau von Phosphor ist dem von Tuberculinum sehr ähnlich, einem nahe verwandten Typ. Beide sind oft sommersprossig, und beide haben häufig eine Trichterbrust. Phosphor ist jedoch graziöser als Tuberculinum, der drahtiger ist.
Die Gesichtszüge von Phosphor sind gewöhnlich sehr charakteristisch. Besonders auffallend sind die ungewöhnlich großen Augen mit sehr langen Wimpern, deren Blick auf höchst attraktive Weise unschuldig wirkt. Der Teint ist meist sehr weich und glatt, sogar bei Männern, und die Haut fühlt sich seidig an. Das Gesicht ist eher knochig als rund und hat oft eine dreieckige Form mit spitzem Kinn und breiter Stirn.
Phosphor hat im allgemeinen einen großen Mund (der sein offenes Wesen widerspiegelt) mit fein
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