Psychologische Homöopathie
intellektuelle Ideen. (Der Unterschied entspricht dem zwischen Einstein und Peter Pan.)
Weil er für so viele Dinge offen ist, leidet Phosphor oft unter geistiger Zerstreuung. Während Sulfur die praktischen Notwendigkeiten zugunsten einer einzigen Sache ignoriert, von der er besessen ist, flattert Phosphor wie ein Schmetterling von einem vorübergehenden Interesse zum nächsten, ohne je mehr als ein oberflächliches Verständnis der Dinge zu entwickeln. Er mag einen scharfen Verstand und Talent haben, beispielsweise für Kopfrechnen, aber er hat nur sehr wenig geistige Disziplin (Kent: »unentschlossen«), und er ist gewöhnlich ein rastloser, ungeduldiger Student (es sei denn, er studiert etwas, das seiner ätherischen Natur entspricht, wie Malerei oder Ballett).
Seine Zerstreutheit läßt Phosphor manchmal unbestimmt und konfus wirken. Obwohl die Phosphor-Krankenschwester gewissenhaft ist, fällt es ihr vielleicht schwer, die ärztlichen Anweisungen buchstabengetreu zu befolgen, oder sie verwechselt die Temperatur des einen Patienten mit dem Puls des anderen, wenn sie die Krankenakten ausfüllt. Im allgemeinen verfügt Phosphor über genügend geistige Klarheit, um bei der Arbeit zurechtzukommen, aber nicht ohne zahlreiche kleine Ausrutscher und Versehen. Ich habe erlebt, wie Phosphor-Menschen ihre Zerstreutheit bereitwillig zugaben, um ihre Fehler zu entschuldigen. Einer meiner Phosphor-Patienten »hudelte« bei den Details, wenn er etwas verbergen wollte, dessen er sich schämte, und meine Phosphor-Freundin hatte eine ähnliche Angewohnheit, indem sie die Sache mit einem Deckmantel unzusammenhängender Beobachtungen umhüllte, wenn sie sich vor unangenehmen Fakten drücken wollte.
Die Phosphor-Frau reagiert überempfindlich auf viele Einflüsse, und wenn sie unter Streß steht, wirkt sie besonders konfus. Dann tut sie vielleicht unsinnige Dinge, steckt die Kleider in die Spülmaschine und das Geschirr in die Waschmaschine, und wenn sie ihren Fehler bemerkt, weiß sie nicht, ob sie lachen oder weinen soll.
Furcht und Ängstlichkeit
Das Ausmaß an Angst, mit der ein Mensch heranwächst, hängt sowohl von seiner Konstitution ab als auch davon, wie sehr er sich von seiner Umgebung bedroht fühlt. Phosphor reagiert empfindlicher als die meisten auf seine Umgebung, und während seiner Kindheit kann jede häusliche Disharmonie Ängste auslösen, die, wenn sie länger anhalten, ein Teil der Persönlichkeit werden.
Es ist Phosphors extreme Offenheit gegenüber äußeren Einflüssen, die ihn in Kombination mit seinem relativ schwachen Identitätsgefühl verletzlich macht. Weil er ständig aus allen Richtungen unter einem Sperrfeuer sinnlicher Eindrücke steht, die eine berauschende Mischung von Gefühlen auslösen, neigt er manchmal zur Panik, wenn ihm alles zuviel wird und er das Kaleidoskop der Gefühle und Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirren, nicht mehr verarbeiten kann. So ist Phosphor besonders anfällig für Ängste, wenn er unter Druck steht und auch wenn er aufgeregt ist oder sich in einer ungewohnten Umgebung befindet. Anders als Pulsatilla und Calcium ist er von Natur aus ein Abenteurer und nimmt gerne jede Gelegenheit wahr, etwas Neues zu erleben, doch seiner anfänglichen Begeisterung kann Angst folgen. Das gilt vor allem für Phosphor-Kinder. Wie Ignatia-Kinder sind sie sehr leicht erregbar, und in ihrer Aufregung überschreiten sie manchmal die Grenzen dessen, was sie an Erfahrungen bewältigen können. So trifft ein Phosphor-Kind vielleicht viele ihm bisher unbekannte Kinder auf einer Geburtstagsparty. Zunächst findet der kleine Junge das sehr spannend, und er stürzt sich voller Eifer auf die neuen Spielgefährten. In seiner Aufregung schreit und tanzt er herum und spielt den anderen Kindern Streiche. Wenn die Aufregung ihren Höhepunkt erreicht hat (Kent: »Erregung bis zur Ekstase«), kommt es zu einer plötzlichen Veränderung der Umstände, mit der er nicht mehr fertig wird. Vielleicht tritt ein Clown auf, um die Kinder zu unterhalten, und das Aussehen des Clowns versetzt ihn in Angst, statt ihn zu amüsieren. Wäre er nicht so erregt gewesen, würde er sich jetzt nicht fürchten, aber sein Gehirn kann den neuen Eindruck nicht mehr verarbeiten, und so reagiert er mit Panik und schreit nach seiner Mutter.
Der Phosphor-Erwachsene bekommt leicht Angst, wenn sein Leben zu hektisch wird. In solchen Situationen erfindet er möglicherweise Probleme, die es gar nicht gibt. So kann beispielsweise
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