Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
Vom Netzwerk:
einem Menschen des eigenen Geschlechts«) oder Sex mit Jesus. Sie wußte, daß diese Gefühle verrückt waren, und sie konnte vernünftig mit mir darüber reden, aber gleichzeitig erschienen ihr diese Wahnideen mehr real als phantastisch, und sie hatte das Gefühl, sie habe tatsächlich sexuellen Kontakt mit Jesus und sei von ihm besessen.
    Es ist typisch für die weniger gesunde Platina-Frau, daß sie religiöse Wahnideen hat, ganz gleich ob diese nun mit ihrer sexuellen Phantasie vermischt sind oder nicht (Kent: »religiös – im Wechsel mit sexueller Erregung«). Meine Patientin beschrieb auch die Aufblähung des Ego, die so charakteristisch für Platina ist und die immer extremer wird, je weiter die Pathologie fortschreitet. Sie sagte, sie habe das Gefühl, den Menschen Licht zu bringen, und sie blicke aus großer Höhe auf die leidende Menschheit hinab. Obwohl sie diese Wahnideen ernst nahm, bemerkte sie auch: »Es ist das Ego, nicht wahr?« und zeigte dadurch, daß sie ihre Situation immer noch recht gut einschätzen konnte.
    Manchmal erfährt man von der Familie mehr über einen Menschen als von ihm selbst. Eine junge Frau erzählte mir einmal eine quälende Geschichte darüber, wie sie bei ihrer geisteskranken Mutter aufgewachsen war, die höchstwahrscheinlich eine Platina-Konstitution hatte. Ihre Mutter war eine religiöse Fanatikerin und bezeichnete sich selbst manchmal als die »Braut Christi«. Sie sprach über Dämonen im Haus (Kent: »Angst vor dem Bösen«) und redete manchmal mit der Luft, wobei sie ihren Kindern verbot, sie in solchen Situationen zu stören. Eines Tages entfernte sie alle Möbel aus dem Haus, um einen Dämon zu finden, von dem sie behauptete, er schleiche irgendwo im Haus herum. Sie befahl ihren entsetzten Kindem, ihr dabei zu helfen. Meine Patientin erzählte mir, ihre Mutter habe so getan, als sei sie eine Königin, und erwartet, daß alle anderen ihre Pflichten übernehmen würden, während sie ausging und sich amüsierte. Vor allem ihre Töchter behandeltesie wie Sklavinnen, während die Söhne nichts falsch machen konnten, wahrscheinlich weil sie sie attraktiv fand und als Ersatz für ihren Ehemann benutzte (ihr Mann hatte Selbstmord begangen, als meine Patientin vier Jahre alt war). Nichts, was ihre Töchter taten, war gut genug für sie, und sie lebten in permanenter Angst vor Strafe.
    Meine Patientin fürchtete auch ständig, ihre Mutter könne sie umbringen. Sie hatte eine vage, sehr frühe Erinnerung daran, daß ihre Mutter ihr ein Kissen über das Gesicht gehalten hatte (Kent: »Impuls zu töten«), und zwei ihrer Schwestern waren als Babys den »plötzlichen Kindstod« gestorben. Sie hatte auch das Gefühl, ihre Mutter habe sie sexuell mißbraucht, als sie noch sehr jung war. Ihre Mutter gab sich in der Öffentlichkeit sehr keusch, nachdem sie Witwe geworden war, aber tatsächlich hatte sie verschiedene Affären mit Männern aus ihrer religiösen Gemeinde. Leider hatte ich nie Gelegenheit, die Mutter meiner Patientin zu behandeln, aber ich war dankbar für diesen eindrucksvollen Bericht über das Leben einer geisteskranken Platina.
    Die Launenhaftigkeit bei der gesunden Platina kann bei zunehmender Pathologie zu einem Wechsel zwischen Gesundheit und Geisteskrankheit führen, oder sie kann zwischen zwei deutlich unnormalen geistigen Zuständen wie intensiver sexueller Begierde mit blühenden Phantasien und Religiosität in Verbindung mit Größenwahn oder Angst vor Verdammnis (Kent: »stellt sich vor, verdammt zu sein«) schwanken. Gewalttätige Gedanken können zum Dauerzustand werden, wenn die Krankheit fortschreitet. Besonders häufig ist beim Anblick eines Messers der Gedanke, jemanden zu erstechen. (Alumina hat denselben Impuls, ist aber in den meisten Fällen ziemlich leicht von Platina zu unterscheiden.) Ich habe es zwar noch nicht erlebt, aber möglicherweise besteht die Gefahr, daß sich der Größenwahn und die Idee des göttlichen Auftrags mit dem Impuls zu töten verbinden und so die Wahrscheinlichkeit wächst, daß Platina jemanden verletzt.
    Die Tendenz, an unpassenden Stellen zu lachen, ist ein sehr charakteristisches Symptom für die psychisch weniger gesunde Platina (Kent: »lacht über ernste Angelegenheiten«). Hyoscyamus lacht auch an unpassenden Stellen und leidet oft unter sexuellen Zwängen, aber das Lachen von Hyoscyamus ist insofern allgemeiner, als sie über alles und jedes lacht, während Platina vor allem über sehr ernsthafte Dinge Iacht, die

Weitere Kostenlose Bücher