Psychologische Homöopathie
warmen und offenen Erscheinung führte mich zu Causticum, was nicht nur den Schreibkrampf heilte, sondern auch das ängstliche Wiederkäuen der Vergangenheit erheblich reduzierte. Dabei fällt ein Widerspruch bei den Geistessymptomen des introvertierten Causticum auf. Ein solcher Mensch mag offen wirken und jemand sein, zu dem man im Sprechzimmer leicht Zugang findet und der ohne Hemmungen oder Emotionen über sich selbst reden kann; dennoch beschreibt er sich selbst als introvertiert und still. Beide Eindrücke sind korrekt. Im Vergleich zu anderen Kalium-Typen behält selbst der introvertierte Causticum ein gewisses Maß an Offenheit und Idealismus. Wie sein mehr extrovertierter Vetter wird er bei Ungerechtigkeiten oft zornig und kann ein starkes Interesse an Politik entwickeln. Seine Ansichten sind im allgemein liberal, und er zeigt nicht die soziale »Steifheit«, die man gewöhnlich bei Kalium carbonicum oder Kalium bichromicum findet. Ebensowenig hat er die defensive Haltung eines introvertierten Natrium. Er wirkt ernsthaft, intelligent, objektiv und menschlich, und dieser Eindruck führt dazu, daß man annimmt, solch ein Mensch hätte wenig Probleme mit Ängsten. Und doch leidet Causticum darunter.
Eine besonders charakteristische Angst beim introvertierten Causticum ist das Gefühl, daß irgend etwas Schreckliches passieren wird (Kent: »ständige Furcht vor einem schrecklichen Ereignis«). Dieses Problem taucht meist nach jahrelangem Streß auf, besonders wenn Causticum alt wird. Im Alter werden viele Causticum-Typen ängstlicher und ziehen sich mehr zurück. Der jugendliche Idealismus schwindet und mit ihm auch das Selbstvertrauen und die geistige Klarheit (Kent: »alte, zusammengebrochene Konstitutionen«). Wenn die Ängstlichkeit zunimmt, entwickelt sie sich zu dem entsetzlichen Gefühl, daß etwas Schreckliches geschehen wird. Es ist so, als ob all die Jahre, in denen Causticum beobachtet hat, wie furchtbare Dinge in der Gesellschaft passieren, ohne daß er etwas daran hätte ändern können, nun dazu geführt hätten, daß er generell mit Katastrophen rechnet. Diese Angst mag sich speziell darin äußern, daß er fürchtet, ihm oder seiner Familie könnte etwas zustoßen, und das kann zu Argwohn oder einer leichten Paranoia führen. Ebenso kann es Angst vor dem Tod auslösen. Ältere Causticum-Menschen sind oft gebrechlich, furchtsam und neigen zu Verwirrung. Sie reagieren sehr empfindlich auf die geringsten negativen Einflüsse wie beispielsweise Lärm oder auf die geringsten schlechten Nachrichten, und manchmal reichen Kleinigkeiten, um sie zu entnerven, was sich in Zittern, Aufregung und einer leichten Form von Panik äußert.
Das Nervensystem von Causticum wird mit zunehmendem Alter angespannt und überempfindlich, besonders wenn er Belastungen im Privatleben ausgesetzt ist oder gesundheitliche Probleme hat, und die Verschlechterung seines Zustandes kann das Ergebnis einer Abwärtsspirale zunehmender Ängstlichkeit sein, die allmählich zur Verzweiflung führt. Sehr häufig wird der ältere Causticum ängstlicher, nachdem seine Partnerin gestorben ist. Sie hatte seinem Leben Beständigkeit gegeben, und nachdem er sie verloren hat, kann Causticum unsinnige Ängste entwickeln und immer verwirrter werden. Vielleicht fürchtet er sich, wenn er nachts alleine ist (Kent: »Ängstlichkeit vor dem Einschlafen«), vielleicht entwickelt er auch völlig unrealistische Ängste, beispielsweise, daß er abgeschoben werden soll oder daß er Krebs hat, obwohl das gar nicht stimmt. Diese Ängste sind nur ein Ausdruck des allmählichen Verfalls seiner Geisteskräfte nach Jahren der Anspannung.
Die Causticum-Frau
Etwa drei Viertel aller Causticum-Typen sind Männer. Die Causticum-Frau ist im allgemeinen introvertiert und dabei weniger idealistisch und weniger analytisch als der introvertierte Mann. Sie wirkt sensibel, unabhängig und ängstlich, ist leicht zu Tränen gerührt, aber nicht sehr emotional. Insofern hat sie eine gewisse Ähnlichkeit mit der Silicea-Frau, ist aber weniger zart und kultiviert. Gleichzeitig hat sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Natrium carbonicum, ist aber mitfühlend und großzügiger. Man findet auch eine starke Ähnlichkeit mit der Kalium-carbonicum-Frau, aber die Causticum-Frau ist weniger starr und formal. Sehr oft sind die körperlichen Symptome besser geeignet als die geistigen, um die Causticum-Frau zu identifizieren, weil der typische Idealismus bei ihr nicht so deutlich
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