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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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ihren Launen und ihrer Kritiksucht zur Hölle machen. Eine solche Patientin, die auf die Arznei reagierte, eine kultivierte Frau von ungefähr 40 Jahren, beklagte sich bei mir immer bitter darüber, wie schlecht ihre Tochter sie behandele. Schließlich warf sie die Tochter aus dem Haus. Diese kam dann zu mir in die Klinik. Sie beklagte sich bitter über die Selbstsucht und Intoleranz ihrer Mutter. Wesentlich aussagefähiger war der Bericht ihrer Schwester. Diese kam mit der Mutter gut zurecht, räumte aber ein, es sei nicht leicht, mit der Mutter zu leben, weil sie so kritisch sei. Dieser kritische Aspekt von China hängt mit einem selbstsüchtigen, selbstbesessenen Zug zusammen: Sie verfolgt einen Familienangehörigen mit Wutausbrüchen, ist sich aber nicht darüber klar, was sie tut.
    Dieses Verhalten ist mir bei einer jungen Frau von etwa 30 Jahren begegnet, die mich zur Behandlung ihrer Launenhaftigkeit aufsuchte. Besonders kurz vor Beginn der Menstruation pflegte sie über ihren Mann oder ihren Schwiegervater in Wut zu geraten, und zu solchen Zeiten war sie dann ziemlich außer sich, neigte zu maßlosen Übertreibungen und bildete sich alle möglichen Beleidigungen ein (Kent: »Wahnvorstellung, verfolgt zu werden«). Dieses Verhalten überraschte mich, weil sie die meiste Zeit freundlich, furchtsam und sensibel wirkte. Sie hatte ein attraktives, spitzbübisches Gesicht mit sehr großen, dunklen Augen (das introvertierte Gegenstück zu Phosphor), die vor Vergnügen strahlten, wenn sie glücklich war, aber genauso oft vor Angst starr waren. Ich kam nicht auf China als Arznei und half ihr mehr mit Psychotherapie als mit Homöopathie. Einige Jahre später war ich in einen anderen Teil des Landes gezogen, und sie rief mich an und klagte darüber, sie habe Blut und Schleim im Stuhl. Sie erzählte mir auch, sie habe schon seit Jahren immer ein wenig Blut im Stuhl, obwohl sie das nie vorher erwähnt hatte. Aus der Entfernung konnte ich sehen, was mir aus der Nähe entgangen war. Ich verordnete ihr China C200, und nach wenigen Tagen war das Problem vollständig beseitigt.
    Es gibt im Grunde ein Kontinuum von der ätherischen zur weltlichen China, wobei einige China-Typen in der Mitte liegen. So sind manche von ihnen ziemlich intuitive oder sogar medial begabt, verhalten sich aber auch in der materiellen Welt relativ geschickt. Sie sind zwar nie Materialisten in der Art wie Nux oder Lycopodium, weil sie dafür zu tiefgründig sind, aber sie finden durchaus Gefallen an schönen Dingen und wissen auch, wie sie sie bekommen. Ich habe einmal eine sehr ungewöhnliche Frau von etwa 40 Jahren wegen einer chronischen Hepatitis behandelt. Ihre Erscheinung war ziemlichbemerkenswert, mit einem sehr blassen Gesicht und schwarzen Haaren, großen, dunklen Augen und hohen Wangenknochen. Ihre Augen wirkten etwas orientalisch, ein Zug, der mir schon mehrmals bei westlichen China-Frauen aufgefallen ist. Diese Dame hatte eine ziemlich dramatische Persönlichkeit und neigte zu Pauschalurteilen, besonders der kritischen Art. Mit dieser Kritiksucht bedachte sie alles und jeden, der ihr mißfiel, einschließlich der Ärzte, der Politiker, der Männer und ihres Partners (Kent: »verächtlich«). Sie war sehr medial veranlagt, und nachdem ich ihr Vertrauen gewonnen hatte, erzählte sie mir mehr und mehr über ihre Visionen und prophetischen Träume. Ihr spirituelles Leben beherrschte ihren Alltag, obwohl sie auch Kinder hatte. Sie verbrachte viel Zeit im Gebet oder in der Meditation, dachte über ihre Visionen nach, und ihre Arbeit als Künstlerin und Dichterin drehte sich um ihre medialen und spirituellen Erlebnisse. Aufgewachsen in einer wohlhabenden, einflußreichen Familie, hatte sie offensichtlich sehr viel mehr Selbstvertrauen als andere China-Frauen, die ich kannte, aber es wurde bald deutlich, daß ihr gewagtes und ziemlich aggressives Äußeres nur ein Schutzwall für das sehr verletzliche Innere war. Sie war kultiviert und hatte einen sehr scharfen Verstand, und ich hätte sie beinahe für Ignatia gehalten, aber sie war zu ätherisch und zu furchtsam. Sie war auch kritischer, als Ignatia es im allgemeinen ist, und ihre körperlichen Symptome paßten ebenfalls nicht dazu. So gab ich ihr China C200, was zu einer kurzen Erstverschlimmerung führte, der ein Zuwachs an Vitalität folgte. Diese Patientin ist das Beispiel eines China-Menschen, der Züge von beiden Enden des Spektrums hat, sehr medial und spirituell orientiert ist, aber ebenso

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