Psychologische Homöopathie
begabten. Es sind im allgemeinen faszinierende Menschen, die sich grundsätzlich für spirituelle Dinge interessieren, und sie beeindrucken besonders deshalb, weil ihre spirituellen Interessen auf direkter Erfahrung gründen und nicht nur auf intellektueller Neigung. Es handelt sich meist um stille, bescheidene Menschen, die erhebliche Weisheit besitzen, aber ihre »Perlen nicht vor die Säue werfen«. Eine solche Patientin, eine junge Frau von 18 Jahren, hatte große, dunkle, spanische Augen und glattes schwarzes Haar bis zu den Hüften. Ein Hauch von Mysterium umwehte sie, und wenn ich sie zu genau nach ihren spirituellen Erfahnmgen fragte, sprach sie meist in Rätseln. Allmählich lernte ich sie kennen und entdeckte, daß sie außergewöhnlich medial begabt war. Sie sagte, sie verbringe einen großen Teil ihrer Freizeit in einer anderen Welt, einer Astralwelt, die für sie genauso real war wie unsere materielle Welt. Sie konnte jederzeit dorthin gehen, und sie hatte in der anderen Welt auch einen Partner. Um mir zu beweisen, daß sie es ernst meinte, schrieb sie ein paar Zeilen in der Schrift jener Welt, die völlig anders war als jede Schrift, die ich bisher gesehen hatte, gleichwohl aber nicht nur schön aussah, sondern auch zusammenhängend wirkte. Diese Frau war weder geisteskrank noch hysterisch. Sie ging wirklich injene andere Welt, in der sie sich weit mehr zu Hause fühlte als in unserer. Es fiel ihr schwer, mit der Ignoranz und Brutalität unserer Welt zurechtzukommen, und sie lebte ein beschütztes Leben in einem spirituellen Haushalt. Schließlich verließ sie diesen Haushalt und zog mit ihrem neuen irdischen Freund zusammen. Aber der Schock des Umzugs war zu stark für sie, und sie konsultierte mich in einem Zustand von Panik. Sie hatte eine Agoraphobie entwickelt miteiner ständigen ziellosen Angst und der Furcht, geisteskrank zu werden. Ich gab ihr China 10M, und innerhalb weniger Tage konnte sie mit ihrer Angst wesentl ich besser umgehen.
Die medial veranlagte China wird leicht für hysterisch gehalten und falsch eingeschätzt, wenn der Homöopath sich nicht bewußt ist, daß es jenseits der grobstofflichen Welt noch andere Ebenen der Existenz gibt. Es gibt viele Hinweise darauf, daß andere Dimensionen existieren, und jene Homöopathen, die daran zweifeln, wären gut beraten, für solche Aspekte offen zu sein, denn nur so können sie ihren medial veranlagten Patienten helfen. Die mediale China ist eher eine stille, feine Person und keine nach Aufmerksamkeit heischende Hysterikerin. Menschen, die ihre medialen Erfahrungen gerne dramatisieren, haben höchstwahrscheinlich keine China-Konstitution. Sie sind eher Natrium muriaticum, Ignatia oder, wenn sie wirklich überspannt wirken, Hyoscyamus.
Die China-Frau (es handelt sich in der Mehrheit um Frauen) verwechselt man sehr leicht mit Ignatia oder Thuja. Die Unterschiede sind ziemlich subtil. Ignatia hat im allgemeinen ein stärkeres Ego als China und ist »robuster« in dem Sinne, daß sie besser an die gesellschaftlichen Erfordernisse angepaßt ist. Thuja ist genauso sensibel wie China und genauso introvertiert, tendenziell aber bodenständiger, körperlicher und praktischer veranlagt. China ist philosophischer als Thuja und weniger praktisch (Kent: »theoretisiert, baut Luftschlösser«). Mir ist bisher nur ein China-Mann begegnet, und er war Mercurius sehr ähnlich, flatterhaft, analytisch und schelmisch. Er war jedoch weniger bodenständig als Mercurius, sondern eher von ätherischer Schönheit, und er sprach leidenschaftlich gerne über spirituelle Dinge.
Widersprüchlichkeit und Reizbarkeit
Das Feuer, das die mehr spirituelle China zu meditativer Ekstase und philosophischer Leidenschaft inspiriert, zeigt sich bei eher weltlichen China-Typen als Reizbarkeit. Letztere sind immer noch sehr sensibel im Sinne von furchtsam und argwöhnisch und auch ästhetisch und körperlich empfindsam, aber sie sind doch von dieser Welt. Die weltliche China ist im allgemeinen ein analytischer Mensch mit einem scharfen Verstand, aber ihr fehlt das Selbstvertrauen, um ihn voll zu nutzen. Außerdem ist sie ein sehr willensstarker Mensch. Hier haben wir einen ähnlichen Widerspruch wie bei Silicea, einer furchtsamen Person mit Willensstärke. Die weltliche China ist reizbarer und intoleranter als Silicea. Obwohl sie vielleicht Fremden gegenüber mißtrauischist und in ihrer Gesellschaft im allgemeinen vorsichtig bleibt, kann sie der eigenen Familie das Leben mit
Weitere Kostenlose Bücher