Psychologische Homöopathie
Umgebung. Deshalb verhalten sie sich ruhig, um keinen Narren aus sich zu machen oder die Gesellschaft, in der sie sich befinden, zu befremden.
Die Tendenz von Kalium, im Gespräch extrem rational zu sein, erinnert an die Art, die manche Lycopodium-Männer haben. In dieser Hinsicht kann man die beiden möglicherweise nicht unterscheiden, aber oft ist der ultrarationale Lycopodium zu eifrig, seine Ansicht zu vermitteln, er wirkt zu selbstsicher und neigt dazu, über Dinge zu reden, von denen er wenig versteht (um seine Zuhörer »einzuwickeln«), wogegen Kalium bei dem bleibt, was er weiß. Sulfur neigt auch dazu, intellektuell über seine Lieblingsthemen zu faseln und kann in seiner Analyse genauso detailliert sein wie Kalium, aber Sulfur ist in seiner Sprache und in seinen Interessen viel leidenschaftlicher.
Der Kontrast zwischen dem leidenschaftlichen Idealismus von Sulfur und dem Tatsachen-Pragmatismus von Kalium läßt sich gut durch den Unterschied zwischen zwei US-Präsidenten verdeutlichen: Ronald Reagan und George Bush. Bush hatte man ursprünglich bei der Präsidentenwahl keine großen Chancen eingeräumt, weil er im Vergleich zu dem extravaganten Reagan so grau und anonym wirkte. Als Bush an die Macht kam, räumte er ein, ihm fehle das, was er »die Vision« nannte, der leidenschaftliche Idealismus seines früheren Chefs. Einen ähnlichen und historisch gut vergleichbaren Machtwechsel gab es in Großbritannien von der zielstrebigen Entschlossenheit der Mrs. Thatcher (Nux vomica) zu dem vernünftigen, pragmatischen Ansatz von John Major, der in echter Kalium-Manier grau und ohne Charisma erschien, dem man aber zutraute, daß er gemäßigt, vernünftig und aufrichtigwar. Kalium-Menschen vertraut man oft, weil sie so unpersönlich und verantwortlich wirken und nicht das starke Ego der feurigeren Typen haben.
Wie Arsenicum ist Kalium meist sehr pragmatisch. Materielle Sicherheit ist sehr wichtig, und deshalb ist ihm der gesunde Menschenverstand auch lieber als hochfliegende Ideen. Kalium ist meist skeptisch und verwirft Theorien, die nicht wissenschaftlich belegt sind. Infolgedessen ist seine Welt sehr verläßlich, aber ziemlich langweilig.
Unsicherheit
Die Unsicherheit von Kalium ist der von Arsenicum sehr ähnlich. Sie bezieht sich vorwiegend auf die materielle Ebene und manifestiert sich als Angst vor Krankheit (und Tod), Armut und Verlust der sozialen Anerkennung. Wie Arsenicum geht auch Kalium gewöhnlich klug mit Geld um. Seinen Körper behandelt er meist vernünftig und ist nicht so fanatisch gesundheitsbewußt wie manche Arsenicum-Typen. Im Grunde führen viele Kalium-Menschen ein sehr gemütliches Leben, in dem Routine vorherrscht. Sie treiben weder Sport, noch ist ihre Ernährung besonders abwechslungsreich. Die britische Fernsehserie Fall und Aufstieg des Reginald Perrin ist eine wundervolle Parodie auf den Kalium-Angestellten, der völlig in seiner Routine gefangen ist, ein Opfer seiner Logik und der Angst, sich von der Konvention zu lösen und sich den Regeln zu widersetzen. Reginald tut am Ende das, wovon jeder Kalium-Typ heimlich träumt: Er rebelliert gegen seinen rigiden Verhaltenskodex, beleidigt Leute, macht Frauen an und läßt überhaupt sämtliche Hemmungen fallen. Manchmal gelingt es Kalium, allmählich etwas lockerer zu werden, statt von einem Extrem ins andere zu fallen. Nur sehr wenige brechen so radikal aus wie Reginald Perrin.
Kalium macht sich oft zu viele Sorgen, vor allem über materielle Dinge. Er macht sich aber auch Gedanken über seine Beziehung zu anderen Menschen, weil er weiß, daß sein Sozialverhalten Mängel hat, während er sich gleichzeitig einsam und unsicher fühlt, wenn er alleine ist. Wie viele andere extrem rationale Typen (Lycopodium, Natrium, Arsenicum) ist Kalium gewöhnlich sehr um sein öffentliches Ansehen besorgt, Jeder dieser Typen hat einen etwas anderen Grund für sein Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. Natrium fühlt sich tief im Inneren wertlos und nicht liebenswert, deshalb muß er sich seinen Wert von anderen Menschen bestätigen lassen. Lycopodium fühlt sich minderwertig und als Versager, deshalb versucht er, anderen zu gefallen und sie zu beeindrucken, um sich wichtig zu fühlen. Arsenicum will nicht gefallen,sondern schätzt Prestige aus zwei Gründen: Erstens und vor allem ist es eine Art sozialer Versicherung, auf die man in Zeiten der Not zurückgreifen kann, und zweitens schmeichelt es dem Arsenicum-Ego. Einmal mehr erinnert Kalium
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