Psychose: Thriller (German Edition)
schaltete das Licht ein.
Die Innenausstattung war recht volkstümlich gehalten.
Zwei ziemlich mies stilisierte Westernszenen.
Ein Cowboy auf einem sich aufbäumenden Bronco.
Einige Ranchhelfer, die um ein Lagerfeuer saßen.
Das Zimmer war muffig und es gab keinen Fernseher.
Nur ein altertümliches schwarzes Telefon mit Drehscheibe, das auf einem der Nachttische stand.
Das Bett sah riesig und weich aus. Ethan setzte sich auf die Matratze und zog seine Schuhe aus. Er hatte bereits einige Blasen auf dem Fußrücken, nachdem er so lange ohne Socken herumgelaufenwar. Dann zog er auch das Jackett aus, nahm die Krawatte ab und öffnete die obersten drei Hemdknöpfe.
In der Schublade eines Nachttischs lag ein Telefonbuch, und er nahm es heraus, legte es aufs Bett und nahm den antiken Telefonhörer ab.
Ein Freizeichen.
Gott sei Dank.
Seltsamerweise fiel ihm seine Festnetznummer nicht sofort ein. Er dachte eine Minute nach und versuchte sich vorzustellen, wie er die Nummer auf seinem iPhone wählte. Das hatte er erst vor Kurzem getan, und dennoch … »Zwei … null … sechs.« Er wusste, dass sie mit diesen drei Ziffern begann, der Vorwahl von Seattle, und er wählte sie fünfmal, doch nach der Sechs wusste er nicht weiter.
Also wählte er 411.
Nach dem zweiten Klingeln ging die Vermittlung dran. »Welche Stadt und welcher Anschluss?«
»Seattle, Washington. Ethan Burke. B-U-R-K-E.«
»Einen Moment bitte.« Er konnte hören, wie die Frau etwas eingab. Eine lange Pause. Dann: »B-U-R-K-E?«
»Genau.«
»Sir, unter diesem Namen finde ich keinen Anschluss.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja.«
Das war merkwürdig, aber aufgrund seines Jobs stand er möglicherweise nicht im Telefonbuch. Als er darüber nachdachte, war er sich fast sicher, dass es so sein musste. Aber nur fast.
»Okay, vielen Dank.«
Er legte auf und schlug das Telefonbuch auf, um die Nummer des Sheriffbüros herauszusuchen.
Es klingelte fünfmal, dann ging der Anrufbeantworter ran.
»Hier ist Special Agent Ethan Burke vom Secret Service, Büro Seattle«, sagte Ethan nach dem Piepton. »Wie Sie wissen, war ich vor einigen Tagen in den Verkehrsunfall auf der Main Street verwickelt. Ich muss so bald wie möglich mit Ihnen sprechen.Man hat mir im Krankenhaus mitgeteilt, dass Sie meinen persönlichen Besitz, also meine Brieftasche, mein Handy, meinen Aktenkoffer und meine Waffe, an sich genommen haben. Ich komme morgen früh vorbei, um alles abzuholen. Falls Sie diese Nachricht vorher schon abhören, können Sie mich im Wayward Pines Hotel erreichen. Ich wohne in Zimmer zwei sechsundzwanzig.«
Es war schon Nacht, als Ethan mit schmerzenden Füßen die Treppe zum Hoteleingang hinunterging, weil er einen Bärenhunger hatte.
Das Café neben dem Hotel war geschlossen, also marschierte er unter dem sternklaren Himmel weiter gen Norden, vorbei an einem Buchladen, einigen Souvenirgeschäften und einem Rechtsanwaltsbüro.
Obwohl es noch nicht sehr spät war, hatten bereits alle Geschäfte geschlossen und es war nicht mehr viel los auf den Straßen. Er hatte sich schon fast mit dem schrecklichen Gedanken abgefunden, kein Abendessen mehr zu bekommen, als er einen Block weiter Licht aus einem Fenster auf den Bürgersteig scheinen sah. Unwillkürlich wurde er schneller, sobald ihm der Geruch von warmem Essen in die Nase stieg, der aus einem Luftschacht des nächsten Gebäudes kam.
Als er den Eingang erreicht hatte, starrte er durch die Fensterscheibe in eine schwach beleuchtete Kneipe, die »Biergarten« hieß.
Erfreut stellte er fest, dass sie noch offen hatte.
Er ging hinein.
Drei Tische waren besetzt, ansonsten herrschte gähnende Leere.
Er setzte sich auf einen Barhocker in der Ecke.
Hinter einer Schwingtür wurde offensichtlich Fleisch auf einem offenen Grill gebraten.
Als er so in der Kneipe saß, die Arme auf die abgewetzte Theke gestützt, kam er das erste Mal seit mehreren Tagen wirklich zur Ruhe. Die Erinnerung an Stallings und den Unfall war noch da und drohte, sich den Weg an die Oberfläche zu bahnen, doch er weigerte sich, sein Denken davon beeinflussen zu lassen. Er atmete einfach ein und wieder aus und versuchte, so ruhig wie möglich dazusitzen.
Nach fünf Minuten kam eine groß gewachsene Frau mit hochgesteckten Haaren, die mit einem Paar Stäbchen gesichert waren, durch die Schwingtür und ging hinter die Bar.
Sie kam lächelnd zu Ethan herüber und legte einen Bier-deckel vor ihm auf die Theke.
»Was wollen Sie
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