Psychose: Thriller (German Edition)
trinken?«
Sie trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem vorne der Name der Kneipe aufgedruckt war.
»Ein Bier wäre super.«
Die Barkeeperin holte ein Glas hervor und ging zu den Zapfhähnen. »Ein helles oder ein dunkles?«
»Haben Sie Guinness?«
»Ich habe so was Ähnliches.«
Sie füllte bereits das Glas, als ihm einfiel, dass er kein Geld bei sich hatte.
»Wollen Sie nur was trinken oder auch was essen?«, fragte sie, als sie das Bier vor ihm abstellte und der Schaum am Glas herablief.
»Ich würde gern was essen«, erwiderte er, »aber Sie werden mich gleich lynchen.«
Die Frau lächelte. »Aber ich kenne Sie doch kaum.«
»Ich habe kein Geld.«
Das Lächeln der Frau erstarb. »Okay, so langsam kommen wir der Sache näher.«
»Ich kann das erklären. Haben Sie den Unfall vor ein paar Tagen auf der Main Street gesehen?«
»Nein.«
»Haben Sie davon gehört?«
»Nein.«
»Nun ja, es hat aber einen Unfall gegeben, nur ein paar Blocks von hier entfernt, und ich war darin verwickelt. Ich wurde gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Haben Sie daher auch diese hübschen Verletzungen?«
»Genau.«
»Mir ist noch immer nicht klar, was das damit zu tun hat, dass Sie nicht bezahlen können.«
»Ich bin Bundesagent.«
»Und?«
»Offensichtlich hat der Sheriff mein Handy und meine Brieftasche an sich genommen. Auch alles andere. Das ist echt ein Krampf.«
»Sind Sie vom FBI oder so was?«
»Vom Secret Service.«
Die Frau grinste und beugte sich über die Bar. Es war bei der schwachen Beleuchtung nicht genau zu erkennen, aber aus der Nähe sah sie verdammt gut aus. Sie war einige Jahre jünger als Ethan, hatte hohe Wangenknochen, einen kurzen Oberkörper und lange Beine. Mit Mitte zwanzig war sie vermutlich eine echte Granate gewesen, aber auch jetzt – er schätzte sie auf vierunddreißig oder fünfunddreißig – hatte sie noch eine immense Wirkung.
»Vielleicht sind Sie ja auch ein Hochstapler und das ist Ihre Masche, hier mit Ihrem schwarzen Anzug reinzukommen und diese verrückte …«
»Ich lüge nicht …«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »So wie ich das sehe, sagen Sie entweder die Wahrheit oder können sehr gut lügen. Aber das ist eine gute Geschichte, und ich steh auf gute Geschichten. Jedenfalls können Sie natürlich gern was essen und anschreiben lassen.«
»Es ist keine Lüge … Wie heißen Sie?«
»Beverly.«
»Ich bin Ethan.«
Sie schüttelten sich die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ethan.«
»Beverly, sobald ich morgen meine Brieftasche und die anderen Sachen zurückhabe, komme ich hierher und …«
»Lassen Sie mich raten: Sie geben mir ein Riesentrinkgeld.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Jetzt veräppeln Sie mich.«
»Entschuldigen Sie.«
»Wenn Sie mir nicht glauben, werde ich …«
»Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt«, unterbrach sie ihn. »Wenn Sie aufgegessen haben, werde ich wissen, ob ich Sie jemals wiedersehen werde.«
»Sie können es jetzt noch nicht beurteilen?« Er lächelte und hatte das Gefühl, sie vielleicht doch überzeugen zu können.
Sie brachte ihm eine Speisekarte und er bestellte Kartoffelecken und einen Cheeseburger mit so rohem Fleisch, wie es das Gesundheitsamt gerade noch durchgehen ließ.
Als Beverly in der Küche verschwunden war, nippte er an seinem Bier.
Hm. Irgendetwas stimmte nicht. Es war schal, und abgesehen davon, dass es einen leicht bitteren Nachgeschmack hatte, besaß es so gut wie kein Aroma.
Er stellte das Bierglas gerade wieder auf die Theke, als Beverly zurückkehrte.
»Ich lasse mich von Ihnen verköstigen, daher beschwere ich mich nur ungern«, meinte er, »aber irgendwas stimmt mit dem Bier nicht.«
»Wirklich?« Sie deutete auf das Glas. »Darf ich mal kosten?«
»Nur zu.«
Sie trank einen Schluck und leckte sich den Schaum von der Oberlippe, als sie das Glas wieder abstellte.
»Schmeckt doch ganz normal.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Nein, es ist irgendwie komisch … Ich weiß auch nicht … Es hat überhaupt keinen Geschmack.«
»Seltsam. Ich finde, es schmeckt wie immer. Möchten Sie ein anderes Bier?«
»Nein, ich sollte vermutlich gar keinen Alkohol trinken. Geben Sie mir doch einfach ein Wasser.«
Sie brachte ihm ein neues Glas und goss Wasser über die Eiswürfel.
Er hob den dampfenden Cheeseburger mit beiden Händen vom Teller.
Beverly wischte gerade den Tresen am anderen Ende der Bar, als er sie zu sich rief, den Burger vor dem Mund
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