Psychose: Thriller (German Edition)
haltend.
»Stimmt was nicht?«, wollte sie wissen.
»Es ist alles okay. Bis jetzt. Kommen Sie her.«
Sie kam zu ihm und sah ihn an.
»Meiner Erfahrung nach«, fing er an, »bekomme ich in etwa achtzig Prozent der Fälle, in denen ich einen solchen Hamburger bestelle, einen, der gut durch ist. Ich weiß nicht, ob die meisten Köche nicht in der Lage sind, einen Hamburger so zuzubereiten, wie ich ihn haben möchte, aber es sieht ganz danach aus. Wissen Sie, was ich mache, wenn ich einen durchgegarten Hamburger bekomme?«
»Sie lassen ihn zurückgehen?« Sie sah nicht amüsiert aus.
»Genau.«
»Sie sind verdammt schwer zufriedenzustellen, wissen Sie das?«
»Das ist mir bewusst«, erwiderte er und biss zu.
Er kaute etwa zehn Sekunden lang.
»Und?«, fragte Beverly.
Ethan legte den Hamburger auf seinen Teller, schluckte und wischte sich die Hände an der Leinenserviette ab.
Dann deutete er auf den Burger. »Der ist hervorragend.«
Beverly lachte und verdrehte die Augen.
Als Ethan den letzten Krümel von seinem Teller aufgegessen hatte, war er der letzte Gast.
Die Barkeeperin nahm seinen Teller und kam zurück, um sein Wasserglas aufzufüllen.
»Kommen Sie heute Abend zurecht, Ethan? Haben Sie einen Platz, wo Sie schlafen können?«
»Ja, ich habe die Rezeptionistin im Hotel überredet, mir ein Zimmer zu geben.«
»Sie hat Ihnen Ihre abenteuerliche Geschichte auch abgekauft?« Beverly grinste.
»Sie ist mir völlig auf den Leim gegangen.«
»Da das Essen ohnehin auf mich geht, wie wäre es dann mit einem Nachtisch? Unser Schokoladenkuchen ist göttlich.«
»Danke, aber ich sollte langsam wirklich gehen.«
»Aus welchem Grund sind Sie überhaupt hier? Beruflich, meine ich. Ich verstehe natürlich, wenn Sie nicht darüber reden können …«
»Es geht um verschwundene Personen.«
»Wer ist denn verschwunden?«
»Zwei Secret-Service-Agenten.«
»Die sind
hier
verschwunden, in Wayward Pines?«
»Vor etwa einem Monat. Agent Bill Evans und Agent Kate Hewson waren wegen einer geheimen Ermittlung hier. Und heute vor zehn Tagen hat man das letzte Mal etwas von ihnen gehört. Der Kontakt ist völlig abgebrochen. Keine E-Mails. Keine Anrufe. Selbst der GPS-Sender in ihrem Dienstwagen ist ausgefallen.«
»Und man hat Sie losgeschickt, um nach ihnen zu suchen?«
»Ich habe früher mit Kate zusammengearbeitet. Wir waren Partner, als sie noch in Seattle gewohnt hat.«
»Ist das alles?«
»Wie bitte?«
»Sie waren nur Partner?«
Er konnte spüren, wie etwas – Trauer, Verlustgefühle, Zorn – in ihm aufwallte.
Aber er verbarg es gut.
»Ja, wir waren nur Partner. Aber wir waren auch Freunde. Jedenfalls bin ich hier, um eine Spur von ihnen zu finden. Ich soll herausfinden, was passiert ist, und sie nach Hause holen.«
»Glauben Sie, ihnen ist was Schlimmes zugestoßen?«
Er antwortete nicht, sondern starrte sie nur an, aber das war ihr Antwort genug.
»Tja, ich hoffe, Sie finden, wonach Sie suchen, Ethan.« Beverly zog einen Zettel aus der vorderen Tasche ihrer Schürze und schob ihn über die Bar.
»Das bin ich Ihnen also schuldig?«
Ethan sah sich den Zettel genauer an. Es war keine Rechnung. Stattdessen hatte Beverly eine Adresse aufgeschrieben.
604 1ST AVE
»Was ist das?«, erkundigte sich Ethan.
»Da wohne ich. Falls Sie irgendwas brauchen, falls Sie Ärger bekommen, was auch immer …«
»Was? Jetzt machen Sie sich auf einmal Sorgen um mich?«
»Nein, aber ohne Geld, ohne Handy und ohne Ausweis stehen Sie nicht gerade gut da.«
»Also glauben Sie mir jetzt?«
Beverly beugte sich über die Bar und legte etwa eine Sekunde lang ihre Hand auf seine.
»Ich habe Ihnen immer geglaubt.«
Nach Verlassen des Pubs zog er seine Schuhe aus und ging barfuß über den Gehweg. Der Asphalt war kalt, aber wenigstens taten ihm die Füße jetzt nicht mehr so weh.
Anstatt zum Hotel zurückzugehen, bog er in eine der vielen Seitenstraßen ab und schlenderte herum.
Er dachte an Kate.
Auf beiden Seiten der Straße standen viktorianische Häuser, auf deren Veranden Lampen brannten.
Die Stille war überwältigend.
Eine solche Nacht konnte man in Seattle nicht erleben.
Da hörte man in der Ferne immer einen Krankenwagen, eine Autoalarmanlage oder wie der Regen auf die Straße prasselte.
Hier wurde die absolute Ruhe nur vom Geräusch seiner nackten Füße auf dem Straßenpflaster unterbrochen …
Moment mal.
Nein, da war noch ein anderes Geräusch … Eine einsame Grille zirpte vor ihm in
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