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Psychosomatische Homoeopathie

Psychosomatische Homoeopathie

Titel: Psychosomatische Homoeopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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tausend Dinge nebenher, die ihn ablenkten. Oder er saß einfach nur da, starrte in die Luft und wippte mit den Beinen. Wegen seiner körperlichen Unruhe versuchte ich es dann mit Zincum metallicum, aber ohne großen Erfolg. Danach erzählte er mir einmal in einer Sitzung, dass er auch in der Schule viel zu wenig am Unterricht teilnehmen würde. Entweder erging er sich in Tagträumen, oder er versuchte, die Mädchen in der Klasse mit irgendwelchen Streichen oder spaßigen Zwischenrufen zu beeindrucken. Seine Biologielehrerin hätte ihn kürzlich sogar als „Klassenkasper“ bezeichnet. „Dann tun Sie sich in dieser Beziehung offenbar stärker hervor als Ihre Klassenkameraden“, bemerkte ich. „Wahrscheinlich schon“, gab er zu.
    Da verfiel ich auf Agaricus D12, täglich 5 Kügelchen. Albernes Benehmen, wenig Sinn für den Ernst des Lebens – das spricht für eine Arznei, die in hoher Dosierung Halluzinationen hervorruft. Nach dem Ähnlichkeitsprinzip müsste ihre homöopathische Anwendung gerade das Gegenteil bewirken, und tatsächlich tat sie das auch. Mein Patient wurde sachlicher, ernster, war nicht mehr so sehr zu Spaßen geneigt, die er auch in meinem Beisein immer wieder einmal gerne gemacht hatte. Nun aber berichtete er mir, es habe in seinem Kopf etwas klick gemacht. In den nächsten Wochen verbesserten sich seine Noten beträchtlich. Ich steigerte langsam die Potenz auf die einmal wöchentliche Gabe von C30 und zuletzt C200. Am Ende des Schuljahres erhielt mein Patient viel Lob. Er hatte es geschafft, in manchen Fächern sogar auf eine Eins zu kommen – was ihm vorher noch nie passiert war. Er schwörte auf die Wirkung von Agaricus, und hatte gelernt, an seiner nachlassenden Konzentration die schwindendeMittelwirkung zu erkennen und daraufhin wieder fünf neue Kügelchen einzuwerfen.
Über das Mittel
    Der giftige Fliegenpilz wird in unseren Breiten völlig gemieden, ist aber in Osteuropa in Verbindung mit Alkohol ein beliebtes Rauschmittel, das in hoher Dosierung Muskelkrämpfe erzeugen kann. In Milch aufgekocht, zieht es Ungeziefer an und tötet es, indem es Nervenlähmung hervorruft. Der Fliegenpilz war auch bei den Hexen des Mittelalters eines der wichtigsten Rauschmittel, mit dem man dem bedrückenden Alltag entfliehen konnte, da er Halluzinationen hervorrief.
    An körperlichen Symptomen bei Agaricus wichtig sind Ticks wie das Blinzeln mit den Augen, der Nase oder den Lippen sowie das Schneiden von Grimassen – auch das traf bei meinem oben beschriebenen Patient zu, denn er zupfte immer wieder, wenn er nervös war, an seiner Stirnlocke, und später am Kinnbärtchen, das er sich früh wachsen ließ.
    Als Persönlichkeitstyp findet man Agaricus vor allem in der Kindheit und Jugend. Es sind gutmütige und heitere Kinder, die körperlich unruhig sind, gerne spielen und singen und sich nur schwer mit den Anforderungen der Schule zurechtfinden.
    Viele „Klassenkasper“ brauchen Agaricus. Eine strenge Hand ruft hier eher das Gegenteil des gewünschten Effektes hervor, nämlich Gewalttätigkeit bis hin zur Tobsucht. Bei Erwachsenen, die dieses Mittel brauchen, besteht häufig Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Es gibt auch häufig weit über das Normalmaß hinausgehende Ängste davor, bloßgestellt zu werden, sowie vor schweren Krankheiten.
Argentum nitricum (Höllenstein)
    Polychrestpunkte: 2
    Vorwiegend Männer
    Ein hochgewachsener, schlanker, gutaussehender Mann stellte sich wegen eines Engegefühls in der Kehle vor. Dieses hatte sich durch konventionelle therapeutische Maßnahmen bisher nicht gebessert. Ich gab ihm verschiedene Homöopathika, die jedoch nichts brachten. Ein halbes Jahr später tauchte er wieder auf, gründlich untersucht von Hals-Nasen-Ohren- und Nervenärzten, die ihm Beruhigungsmittel und Antidepressiva verordnet hatten. Diese hatten auch etwas geholfen, doch die Wirkung war nicht stark genug und er wollte auch keine Pharmaka mehr nehmen. In diesem Stadium war er bereit, mehr von sich zu erzählen. Er war ein äußerst begabter Mensch, Spezialist für Computersysteme, und war in der Firma, in der er angestellt war, ein geschätzter Mitarbeiter, obwohl er gelegentlich „Zicken“ machte, wenn es darum ging, eine Dienstreise anzutreten. Manchmal tauchte er bei Meetings auf, dann wieder nicht. Auf der Autobahn führte er sich als Rowdy auf, der immer möglichst rasch und unter Bedrängen anderer Verkehrsteilnehmerzum Ziel gelangen wollte. Wir sprachen mehrmals lange über das Thema,

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