Psychosomatische Homoeopathie

Tages Causticum C200 verabreichte, hatte mit ihrer Aussage zu tun, dass sich ihre Sehnen in den Beinen ständig verkürzten, weshalb sie die Beine nicht mehr ganz durchstrecken konnte. Arthrosen an ihren Gelenken kamen hinzu – im Grunde also orthopädische Probleme, mit denen wir es zu tun hatten. Also hatte ich im Repertorium geblättert, Causticum D12 gefunden und mit einer täglichen Gabe von 5 Kügelchen begonnen. Dadurch ließen sich die Schmerzen lindern, und auch die Trockenheit der Schleimhäute, die unter anderem eine beständige Heiserkeit im Bereich des Kehlkopfs hervorgerufen hatte, ging zurück. Die Patientin berichtete auch, dass sich ein lästiges Problem gebessert habe, und zwar eine Undichtigkeit der Harnblase, durch die es manchmal bei Anstrengung zum Abgang von etwas Urin kam. Nachdem ich Causticum C200 verabreicht hatte, war vonseiten des Körpers keine weitere Problematik zu berichten. Lange später aber erzählte mir ihr Sohn, dass seine Mutter in den Sommermonaten wie ausgewechselt gewesen sei. Sie sei richtig „locker drauf“ gewesen, hätte sich viel weniger um die Dinge anderer gekümmert und habe sogar mehrmals ihre Frauengruppe geschwänzt, um einfach die Natur und ein gutes Buch zu genießen. Noch eine weitere Heilwirkung konnte ich beobachten: Etwa ein Jahr nach der Gabe von Causticum ging spontan eine Warze in der Nähe der Nasenspitze der Patientin ab, die vorher jahrelang Behandlungsversuchen getrotzt hatte.
    Ein anderer Fall war der einer 34-jährigen Zahnärztin, bei der man Schilddrüsenknoten diagnostiziert hatte. Da zugleich eine Autoimmunerkrankung, die Hashimoto-Thyreoiditis, vorlag, riet man ihr zu einer Operation, denn es bestand die Gefahr der Entartung der Knoten. Die Patientin war mir schon aus den Medien bekannt, denn sie hatte sich in der Lokalpolitik für die Stadt eingesetzt und galt als fortschrittlich und links. Ihre Praxis war sehr erfolgreich und hätte wahrscheinlich jeden anderen voll in Anspruch genommen. Nun hatte die Patientin aber noch einen Sohn, um den sie sich hauptsächlich zu kümmern hatte, da ihr Mann als bundesweit operierender Kleinunternehmer berufsbedingt sehr viel abwesend war. Bei der Patientin war die Hashimoto-Erkrankung, die man ja vielfach als psychosomatische Überbelastung der Schilddrüse einstuft, nach der Geburt ihres Kindes diagnostiziert worden. Da sie danach über Schluckbeschwerden geklagt hatte, waren die Schilddrüsen-Antikörper bestimmt worden und es hatte sich eine Erhöhung gezeigt. Das komme häufiger vor, hatte man sie beruhigt. Tatsächlich aber stiegen die Antikörperspiegel sukzessive an und die Patientin geriet knapp zwei Jahre später in eine Schilddrüsenüberfunktionhinein,bei der sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Nun hieß es, die Schilddrüse würde sich auflösen und die Überfunktion sei durch die Entzündung bedingt. Es ergab sich zufällig, dass ich zu dem Zeitpunkt einen Vortrag über Schilddrüsenerkankungen hielt und dabei auch über homöopathische Möglichkeiten sprach, Antikörperspiegel zu beeinflussen. In unserem Erstgespräch klagte die Patientin über eine Trockenheit der Schleimhäute, was ja unter Umständen auch etwas mit einer Autoimmunerkrankung zu tun haben kann. Das Problem hatte bei ihr aber schon langjährig bestanden. Ansonsten war ein großer Teil des Gesprächs den Erfahrungen der Patientin mit unserem Gesundheitssystem gewidmet, und was man tun könne, um es zu verbessern. Auch diese Entschiedenheit, Schaden von anderen abwenden zu wollen, wertete ich als seelischen Hinweis auf Causticum, das ja generell gern bei Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt wird. Also verabreichte ich eine Causticum C200. Bei der Rückmeldung eine Wochen später hatte sich der Klang der Stimme der Patientin geändert. Sie sprach weicher und etwas kindlich und sagte: „Sie werden es nicht glauben, aber ich habe letzte Woche das erste Mal in Jahren wieder richtig geschlafen. Tief und fest und erholsam. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken kann.“
    Steckbrief
    Causticum: Die ausgelaugte Weltverbesserin
Wodurch diese Konstitution entsteht: Lang anhaltender Kummer bei mitfühlenden, politisch engagierten Menschen.
Was diese Menschen antreibt: Die Sehnsucht nach einer Welt, in der jeder zu seinem Recht kommt und glücklich sein kann.
Stärken: Engagiert sich für andere Menschen, ist verlässlich und tüchtig.
Schwächen: Ungeduldig und unnachgiebig.
Häufige körperliche Beschwerden: Warzen an den