Psychosomatische Homoeopathie
Außerdem hatte ihr Hausarzt in eher ungalanter Weise festgestellt, sie sei eben „fett“, und wenn sie nicht wenigstens dreißig Kilo abspecke, würde sie innerhalb weniger Jahre einen Schlaganfall bekommen. Mit dieser Prognose hatte er die Patientin verschreckt – das Gefühl, hilflos im Bett zu liegen und sich von ihrer Familie versorgen lassen zu müssen, begleitete sie noch viele Jahre – und gleichzeitig auch verloren, denn die Neigung etwas pummelig zu sein, haben diese Menschen bereits von klein auf und wurden deshalb schon als Kinder geneckt, weshalb sie diesbezüglich eine sehr geringe Frustrationstoleranz haben.
Die Patientin war beruflich in einem Amt tätig, aber vor allem leidenschaftliche Mutter. Sie ging in dieser Rolle auf, und hatte auch die natürliche Begabung dafür, mild und streng zugleich zu sein und ihre beiden Buben zu erziehen. Sie war vielleicht nicht die ordentlichste Frau und war auch nicht unbedingt treffsicher im Geschmack, aber trotzdem wusste sie, wie man für Mann und Kind ein Heim baut und es kuschelig macht. Man konnte das auch erleben, wenn sie mit einem Familienmitglied in die Praxis kam. Man merkte gleich, dass sie tonangebend war, das aber mit einer natürlichen Bestimmtheit, von der keiner hätte sagen können, sie hätte in ihrer Ehe „die Hosen“ an oder sei eine dominante Mutter. Sie wusste eben, was im Leben wichtig ist und brachte es auch den anderen zum Bewusstsein. Zugleich war sie großzügig, liebevoll und loyal.
An körperlichen Beschwerden litt sie schon seit Jahren unter Nacken- und Kopfschmerzen und hatte auch einen Wulst über dem Nacken. Sie war eher stämmig und hatte eine blasse, weiche Haut. Auch das blonde Haar war typisch für diesen Konstitutionstyp. In der Schulmedizin gilt für Menschen mit einem erhöhten Risiko, Gallensteine zu entwickeln, die 5F-Regel: Frau (female), älter als 40 Jahre (forty), mehrere Kinder (fertile), Übergewicht (fat) und helles Haar (nordischer Typ, fair). Das ist auch eine treffende Zusammenfassung für den Calcium-carbonicum-Typ, der in diesem Lebensalter häufig Gallen- oder Nierensteine bekommt, die dann in der Regel aus Kalziumphosphat bestehen. Im Fall meiner Patientin gelang es, mit einer dreimonatigen Einnahme von Calcium carbonicum D12, 5 Kügelchen täglich, eine Normalisierung des Blutdrucks zu erreichen. Positiv war auch, dass sie in dieser Zeit fünf Kilogramm Gewicht verloren hatte. Die sich sonst alle paar Wochen einstellende „Migräne“ war in diesem Zeitraum ebenfalls ausgeblieben und trat in der Folge nur noch sehr selten auf.
Über das Mittel
Kalzium ist jene Substanz, mit der sich Tiere in Form von Schneckenhäusern oderPanzern gegen Angreifer wappnen können. Menschen nutzen kalziumhaltige Steine, um sich Häuser oder Schutzwälle zu bauen und um sich gegen Gefahren abzuschotten. Calcium carbonicum als wichtigstes homöopathisches Kalziumsalz vermag wie keine andere Arznei Sicherheit, Stabilität und Heimatgefühl zu vermitteln und eignet sich besonders für Menschen, die von Ängsten geplagt werden, die sich aus einem Mangel an diesen Werten ergeben. Die Suche nach Schutz mag erklären, warum diese Menseheneinen festen Glauben haben und zu den treuesten Kirchgängern gehören. In den großen Weltreligionen spielen Steine eine wichtige Rolle. Die Gesetze, die Gott den Juden und Christen gegeben hat, wurden in Stein gemeißelt, und auch die Kirchhäuser der westlichen Welt, die selbst heute noch zu den wichtigsten Gebäuden in unseren Ansiedlungen gehören, sind im Regelfall aus Stein gebaut. Diese Sehnsucht nach festen, unverrückbaren Dingen bestimmt das Leben eines Calciumcarbonicum-Typs, weshalb er auch nach Besitztümern strebt, die diese Dauerhaftigkeit aufweisen.
Steckbrief
Calcium carbonicum: Der hartnäckige Sesshafte
Wodurch diese Konstitution entsteht: Eine behütete Kindheit mit viel Wärme.
Was diese Menschen antreibt: Ihr Heim ist ihre Burg.
Stärken: Menschliche Wärme, Verlässlichkeit, Fleiß.
Schwächen: Ängste, mangelnde Belastbarkeit, Trägheit.
Häufige körperliche Beschwerden: Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Übergewicht mit Atemnot. Schwitzen und Kälte am Kopf, großer Kopf und dicker Bauch, saurer Geschmack im Mund, sauer riechender Schweiß, Schwächegefühl im Herzen mit Herzklopfen, kalte, feuchte Füße, Frostigkeit. Stechende Kopfschmerzen rechts bis zur Migräne, Neigung zu Schwindel, leichte Erschöpfbarkeit.
Beschwerden verschlechtert durch:
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