Psychosomatische Homoeopathie
Cholesterinkristalle einlagern, suchen wir chemische Substanzen, die den Abbau von Cholesterin im Körper bewerkstelligen. Medizinische Forschung beschränkt sich heute im Wesentlichen auf die Frage, ob eine synthetisch im industriellen Umfang herstellbare Substanz A irgendwo im menschlichen Körper eine Substanz B, die bei Krankheitsprozessen eine Rolle spielt, funktionsunfähig machen kann. Die dabei erzielten Erfolge sind mitunter eindrucksvoll, nicht selten aber auch wenig effektiv und mit zahlreichen unerwünschten Stoffwechselreaktionen verbunden, die uns zeigen, dass unser Verständnis der chemischen Vorgänge des Körpers doch noch zu gering ist. Darüber hinaus klagen viele Menschen heute darüber, dass Heilung von Geist und Seele nicht erreichbar sei, indem man den Körper in einen Chemiebaukasten verwandelt.
Trotzdem scheint im Vergleich zur High-Tech-Medizin die von Hahnemann zu Beginn des 19. Jahrhunderts begründete Homöopathie auf den ersten Blick unterlegen. Zwei Jahrhunderte sind in diesem Bereich ohne wesentliche Neuerungen vergangen. Wer heute klassische Homöopathie betreibt, befolgt immer noch treu die von Samuel Hahnemann in seinem Grundlagenwerk „Organon der Heilkunst“ aufgestellten Regeln, egal, wie antiquiert Sprache und Gedankengut in manchen Bereichen geworden sind. Hier muss man sich schon die Frage stellen, ob es denn überhaupt vertretbar ist, eine derart in die Jahre gekommene Heilmethode als aktuell zu vertreten. Was würde man von einem Ingenieur halten, der heute Fahrzeuge mit einer Dampfmaschine antreiben wollte? Wo sonst gibt es denn in der Naturwissenschaft einen Bereich, in dem jemand sich so überzeugt wie der Homöopath auf Erkenntnisse der späten Aufklärung stützt und es für vertretbar hält, diese als aktuell zu verkaufen? Und wie kann man begreiflich machen, dass diese Uraltmedizin in den letzten Jahren und Jahrzehnten weltweit so sehr an Bedeutung gewonnen hat? Und wie erklären, dass sie von Hunderttausenden als relevant, zeitgemäß und sogar als hochaktuell empfunden wird?
Erkenntnisse aus der modernen Physik
Die Antwort liegt in der Entwicklung, die die Physik im 20. Jahrhundert genommen hat. Zu Beginn des Jahrhunderts galt die Lehrmeinung, dass der Mensch aus Atomen besteht, die man sich im Wesentlichen als Massepartikel vorstellen könne. Da Homöopathen ihre Arzneien so stark verdünnen, dass rechnerisch gar kein Atom der Arznei mehr vorhanden sein kann, höhnte man, das würde einem „Molekül im Bodensee“ entsprechen und sei demnach wirkungslos. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erkannten Kernphysiker, dass die Atome des Menschen im Wesentlichen Leerräume sind, in denen sich Massepartikel nur in ganz geringen Mengen aufhalten.
Gut zu wissen
Der erste Anwender der Homöopathie
Das homöopathische Heilprinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen, hat Hahnemann einem Großen der europäischen Medizin abgelauscht: Dem bekanntesten Arzt der Antike, Hippokrates von Kos, in dessen Schriften sich der Hinweis findet, man solle Krankheiten, die keine äußerlich erkennbare Ursache haben, mit Arzneien behandeln, die ihnen in ihren Auswirkungen ähnlich sind. Dieses homöopathische Heilprinzip findet man auch in der noch älteren, in Stein gehauenen Geschichte des Telephos am Pergamon-Altar, der heute in Berlin zu besichtigen ist. Pergamon ist jene kleinasiatische Stadt, die in der Antike für ihre Heilkunst berühmt war, da dort eine der wichtigsten Tempel des Heilgottes Asklepios stand. Es ist möglich, dass sich hinter dem Namen Asklepios ein Arzt verbirgt, der in grauer Vorzeit dort seine Kunst ausübte. Später wurde der Mann mit dem Stab und der Schlange zum Symbol für die Heilkunst schlechthin – und ist es bis heute geblieben.
Im Asklepiostempel zu Pergamon erwarb Claudius Galenus, der Schöpfer der Säftelehre, im ersten Jahrhundert nach Christus sein medizinisches Rüstzeug. Dort, im Zentrum dieser wichtigen medizinischen Akademie, prangte schon vor zweieinhalb Jahrtausenden ein Fries, in dem das homöopathische Heilprinzip festgehalten ist: Dem Telephos wurde von Achilles im Kampf eine Wunde am Oberschenkel beigebracht. Diese wollte und wollte nicht heilen. Auf Anraten des Gottes Apollo (dem Vater des Asklepios) reiste Telephos Jahre später in die Heimat des Achill, der ihm Späne von dem Speer, der die Wunde geschlagen hatte, in die Wunde träufelte, die sich dann endlich schließen konnte. Aus dieser Fabel erfährt der Homöopath das
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