Pubertaet fuer Anfaenger
Benehmen, und ich finde es einfach nur kulturlos.«
Der Vater denkt dabei an die nächste Familienfeier.
Sohn: »Willst du sagen, ich sei kulturlos?«
Während er spricht, greift die achtjährige Schwester seinen Themenvorschlag auf und versucht, ebenfalls zu rülpsen.
Vater: »Kulturlos und respektlos.«
Er denkt entnervt: »Immer muss ich einschreiten. Bin ich etwa alleinerziehend?«
Sohn: »Kennt ihr eigentlich Goethe? Der ist voll abgefahren.«
Mutter: »Natürlich kennen wir Goethe. Das ist der größte deutsche Dichter!«
Die Mutter freut sich über die Wendung, die das Gespräch nun nimmt: Die Kinder lernen anscheinend doch was in der Schule.
Sohn: »Der sagte nämlich: ›Warum furzet und rülpset ihr nicht, hat es euch nicht geschmecket?‹«
Die kleine Schwester freut sich über diese Erweiterung ihres Sprachschatzes.
Vater: »Das war Martin Luther, mein Sohn.«
»Was lernen die denn in der Schule? Unfassbar!«
Sohn: »Ich find den echt gut.«
Mutter: »Du weißt aber, wer Martin Luther war?«
Sohn: »Na, claro, der hat auch die Neger in den USA von der Sklaverei befreit. Oder so.«
Mutter: »Du meinst jetzt Martin Luther King.«
Sohn: »Jedenfalls war der Neger und voll für die Armen.«
Vater: »Richtig, Martin Luther King war schwarz, aber ›Neger‹ ist ein Schimpfwort. Ich möchte nicht, dass du es benutzt.«
Er denkt: »Wieso muss immer ich die Verbote aussprechen? Bin ich eigentlich alleinerziehend?«
Schwester (nachdenklich) : »Und was ist mit dem Negerkuss? Darf ich das auch nicht mehr sagen?«
Die Tochter hängt sehr an Begriffen aus ihrer frühen Kindheit und kann sich an das Wort »Schokokuss« nur schwer gewöhnen.
Mutter: »Doch, das hat sich so eingebürgert.«
Sie freut sich schon auf die Zeit, wenn auch ihr süßes kleines Mädchen in die Pubertät kommt.
Vater: »Jedenfalls war Martin Luther unser großer Reformator.«
Bevor das Gespräch zu sehr ins Triviale abgleitet, greift der Vater das ursprüngliche Thema noch einmal auf.
Sohn: »Das ist ja geil. Und der hat solche Sprüche losgelassen.«
Der Sohn findet ab jetzt Reformatoren richtig gut und will später im Internet nach weiteren Sprüchen von Luther suchen.
Vater: »Er ist der Schöpfer unserer Sprache, was eine große Kulturleistung darstellt.«
Sohn: »Also gehört Rülpsen auch zu unserer Kultur.«
Vater: »Früher einmal. Statt zu rülpsen, sagen wir, dass es geschmeckt hat. Wir haben uns entwickelt.«
Der Vater findet jedoch die Argumentation des Sohnes insgeheim sehr pfiffig, auch wenn dieser für seinen Geschmack ein wenig zu sehr auf dem Thema »Rülpsen« beharrt.
Sohn (eifrig) : »Das ist wie mit den Klingeltönen bei Handys. Die haben sich auch entwickelt.«
Mutter: »Wieso?«
Die von Natur aus misstrauische Mutter denkt gleich wieder: »Braucht er Geld für neue Klingeltöne?«
Sohn: »Früher gab es nur ranzige Melodien. Heute gibt es sogar Rülpser als Klingeltöne.«
Der Sohn findet die Idee absolut originell.
Vater: »Ich kann hier wirklich keine Entwicklung zum Besseren erkennen.«
Sohn: »Aber ihr seid doch für Multikulti und Vielfalt. Und Rülpsen als Klingelton ist übelste kulturelle Vielfalt.«
Der Sohn weiß die Sprüche seiner Eltern mittlerweile selbst geschickt anzuwenden.
Mutter (bestimmt) : »Also Rülpsen und Pupsen sind heute einfach nur schlechtes Benehmen.«
Tochter: »Dann hat Oma auch ein schlechtes Benehmen. Die hat gestern gepupst.«
Mutter: »Das ist ihr halt herausgerutscht.«
Die Mutter findet, dass sich der Sohn etwas zu sehr auf ein Gesprächsthema festlegt, ihr fällt aber gerade auch keine niveauvollere Alternative ein.
Sohn: »Sorry, mit euch kann man echt nicht reden. Nicht mal loben darf ich euch. Ich finde das Essen heute voll korrekt und darf es nicht mal sagen.«
IMPULSE
SCHWEIGEN IST SILBER, REDEN IST GOLD
Innerhalb der Familie sollten Eltern sich bemühen, Gesprächsanlässe zu schaffen. Gute Gelegenheiten hierfür sind gemeinsame Unternehmungen und die Mahlzeiten. Das Verhältnis zwischen Eltern und Jugendlichen ist zwar auf den ersten Blick oft geprägt von Sprachlosigkeit und Kommunikationsarmut, aber Teenager wünschen sich den Kontakt und die Beziehung mit den Eltern, auch wenn das Verhältnis zu anderen Menschen immer wichtiger wird. Freilich brauchen solche Gespräche den richtigen Rahmen. Die meisten der folgenden Tipps beachten viele Eltern bereits intuitiv.
Sorgen Sie zu Hause für eine entspannte Stimmung und nehmen Sie
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