Pubertaet fuer Anfaenger
erfolgreich sein: Nach lautstarkem Protest sind Sie für Ihren Pubertisten dann nur noch Luft. Sie werden ignoriert, übersehen, geschnitten und angeschwiegen, und all das mit minimalem Aufwand. Sie können einen Abend lang in Ruhe vor dem Fernseher gammeln, Ihre CD-Sammlung ordnen, telefonieren oder ein Buch lesen. Das Schöne ist, dass dieser Zustand sich über mehrere Stunden und sogar Tage erstrecken kann. Sie sitzen endlich einmal am längeren Hebel!
IMPULSE
SELBSTSTÄNDIGES PROBLEMLÖSEN FÖRDERN
Aus der Fülle der Anregungen in den klugen Erziehungsratgebern, die wir gelesen haben, hat uns eine ganz besonders gut gefallen.
Stellen Sie sich die folgenden Fragen:
Wer hat das Problem? Um wessen Problem geht es hier eigentlich?
Wer ist verantwortlich für das Problem: die Eltern, der Teenager oder beide gemeinsam?
Lassen Sie sich nicht die Schuld zuschieben für ein Verhalten, das Sie nicht zu verantworten haben. Es ist das Problem des Teenagers, wenn er schwarzfährt oder zu spät zur Schule kommt.
Es ist aber Ihr Problem, wenn Ihr Nachwuchs im Haushalt nicht mithilft oder ständig den Kühlschrank plündert.
Es ist ein gemeinsames Problem, wenn Gespräche zu Streitereien ausufern oder bei den Mahlzeiten schlechte Stimmung herrscht.
Wenn Sie erkannt haben, dass der Teenager der »Problemeigentümer« ist, dann hüten Sie sich davor, die Schwierigkeiten für ihn lösen zu wollen, sei es durch kluge Ratschläge oder indem Sie das Problem in die Hand nehmen. Suchen Sie stattdessen das Gespräch, in dem Sie aktiv zuhören und Fragen stellen, die zum Nachdenken anregen:
Was ist passiert, und wie kam es dazu?
Wie ist es dir dabei gegangen?
Was kannst du selbst dazu beitragen, um dieses Problem zu lösen?
Was bist du für eine Lösung zu tun bereit?
Hast du über mögliche Konsequenzen nachgedacht?
Gibt es Alternativen zu deinen Vorschlägen?
Bieten Sie Ihren Rat bitte erst am Ende des Gespräches an, wenn Ihr Teenager Sie um Unterstützung bittet. Lassen Sie ihn zunächst selbst nach Lösungen suchen. Auch wenn Sie die gefundene Lösung nicht optimal finden: Menschen lernen am besten aus eigenen Fehlern.
THEMEN FÜR DEN FAMILIENTISCH
Oft müssen Pubertisteneltern feststellen, dass aus ihren munter drauflosplaudernden Schulkindern plötzlich mundfaule Eigenbrötler werden, die abgesehen von der nächsten Taschengelderhöhung kein Gesprächsthema zu interessieren scheint. Damit Sie die Entwicklung Ihres Nachwuchses weiter in die richtige Richtung begleiten können, sollten Sie immer wieder beiläufig die Lieblingsthemen des Jugendlichen anschneiden, wie etwa die Unordnung im Kinderzimmer, die Schule, Hausaufgaben, Mithilfe im Haushalt, Sexualität, Körperpflege, Alkoholkonsum oder Musikgeschmack. So schaffen Sie immer wieder Gelegenheiten für einen interessanten Gedankenaustausch. Sie können sicher sein, dass jedes einzelne Thema auf reges Interesse bei Ihrem Teenager stößt und Anlass zu lebhaften Diskussionen im Kreise der Familie geben wird.
Besonders zu empfehlen ist es auch, das Gespräch mit den Worten »Als ich in deinem Alter war« einzuleiten. Erzählen Sie von Telefonen mit Wählscheibe und von früheren Bundeskanzlern. Ihr Pubertist wird die vorgeschlagenen Themen dankbar aufgreifen, sodass sich am Familientisch ein reger Dialog entwickelt.
Um Ihren Pubertisten für seine Gesprächsbereitschaft eine positive Rückmeldung zu geben, können Sie sich mal auf seine sprachliche Ebene begeben. Fragen Sie zum Beispiel Ihre Tochter: »Was geht ab mit Paul? Chillt ihr noch zusammen?« Sie fühlt sich ernst genommen und erfährt von Ihnen die Anteilnahme, die sie sonst nur von stundenlangen Telefongesprächen mit Freundinnen kennt. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Satz einen nicht enden wollenden Redeschwall über Paul einleitet. Im Grunde können Sie nun Ihren Gesprächsanteil auf verständnisvolles Nicken und »Hm, ja« reduzieren und dabei im Geiste Ihren Einkaufszettel durchgehen.
»Kennt ihr eigentlich Goethe?«
Wie Sie einen kleinen Anlass nutzen können, um mit Ihrem Pubertisten ein interessantes Gespräch über Gott und die Welt zu beginnen, zeigt beispielhaft der folgende Dialog.
Sohn: ---
Laut und vernehmlich rülpst der Pubertist in die unangenehme Stille am Esstisch hinein.
Vater: »Hallo, Tobias, musste das jetzt sein?«
Sohn: »Ja, das musste einfach raus.«
Er ist sehr zufrieden, dass sein Gesprächsangebot gleich vom Vater angenommen wurde.
Vater: »Das ist aber schlechtes
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