Pubertaet fuer Anfaenger
streng oder für zu »lasch« hält, findet der andere genau richtig. Teenager können aber mit unterschiedlichen Erziehungsstilen gut umgehen, solange jeder Elternteil im Großen und Ganzen konsequent bei seinem Stil bleibt. Doch es besteht die Gefahr, gegeneinander ausgespielt zu werden. Wesentlich ist es, sich bei wichtigen Entscheidungen abzusprechen, die Sicht des anderen wertzuschätzen und sich nicht als besserer Elternteil profilieren zu wollen.
Erziehung hat in den letzten Jahrzehnten viele Wandel durchgemacht. Vom autoritären Stil mit strikten Regeln, Belohnung und Bestrafung wandten sich viele Eltern ab. Nicht wenige fielen ins andere Extrem, den antiautoritären Stil, bei dem es möglichst wenig Grenzen und Regeln gab, damit Kinder aus eigenen Erfahrungen lernen konnten. Oft hat sich auch ein verwöhnender Stil eingeschlichen, bei dem Eltern ihr Kind vor allen Schwierigkeiten und Problemen bewahrten und ihm alle Wünsche erfüllten, statt die Fähigkeit zur Selbstständigkeit zu stärken.
Zeitgemäß: ein begleitender Erziehungsstil
Viele Pädagogen sind überzeugt, dass ein begleitender Erziehungsstil am besten in unsere Zeit passt. Begleitende Eltern sehen Teenager als Partner mit eigenen Auffassungen, die aber der Grenzen und Anleitung bedürfen. Regeln werden erklärt und besprochen, sodass sie nachvollziehbar sind. Das letzte Wort bleibt bei den Eltern. Mit zunehmendem Alter soll das Kind mehr Eigenverantwortung übernehmen.
Fragen Sie sich immer wieder mal: Welchen Erziehungsstil verfolge ich? In welchen Situationen bringt er Vorteile, wo versagt er? Was muss ich ändern, um meinen Teenager zu einem selbstständigen, verantwortungsvollen und selbstbewussten Menschen zu erziehen?
EIN LOB DER KONSEQUENTEN KONSEQUENZ
Vielleicht ist es Ihnen auch schon passiert: Häufig beschweren sich Jugendliche, dass der Erziehungsalltag langweilig und ereignislos geworden sei. Nach Besuchen bei den Großeltern oder im Anschluss an Fernsehsendungen wie »Die strengsten Eltern der Welt« schwärmen Teenager immer häufiger von richtig harten Strafen, von tollen Verboten, willkürlichen Bevormundungen und dauernden Ermahnungen, die jede ganz normale Erziehung zu einem spannenden Erlebnis machen können.
Jugendliche geraten dabei geradezu in Begeisterung: »Früher war es bestimmt toll. Was Oma und Opa gesagt haben, das wurde auch gemacht. Aus, Ende. Da wusstet ihr wenigstens immer, woran ihr wart.« Häufig beklagen sich Heranwachsende mit den Worten: »Immer ihr mit eurem Verständnis.«
Wie erbärmlich sind Ihre gelegentlichen Ausraster, Tränen, konsequenzlosen Drohungen oder Ihr impulsives Schreien als Erziehungsmittel. Wollen Sie damit etwa Ihrem Pubertisten Orientierung, Halt oder Reibungsflächen geben? Sie gewinnen ja nicht einmal die einfachsten Machtkämpfe um das Aufräumen des Zimmers oder Entsorgen von Pfandflaschen.
Wenn Sie eine Konsequenz ankündigen, müssen Sie auch konsequent handeln. Nicht besonders eindrucksvoll ist es, wenn Sie sagen »Ich kann auch anders!«, »Muss ich dir drohen?«, »Wie oft soll ich es dir noch sagen?«, »Du, ich mache mir Sorgen!« oder »Muss ich erst böse werden?«. Immer mehr Teenager wollen heutzutage keine halbherzigen Ermahnungen. Sie wollen keine Softies als Eltern, die alles ausdiskutieren möchten und durchgehen lassen, um am Ende nur zu sagen »Dann mach doch, was du willst«.
Wie entmutigend ist es für Jugendliche, wenn sie tun können, was sie wollen, ohne dabei auf Widerstand zu treffen! Wissen Sie eigentlich, wie anstrengend es ist, sich als Halbstarker immer neue Provokationen auszudenken? Wie es ist, tagelang unbeachtet im vermüllten Kinderzimmer zu leben?
Wie können Pubertisten Regelverstöße und Grenzüberschreitungen begehen, wenn es keine Regeln und Grenzen gibt? Wenn nicht einmal ausgewählte Wertschätzungen wie »Halt’s Maul« oder »Ich hasse euch« verbale Sanktionen hervorrufen?
Das Zusammenleben von Eltern und Pubertisten sollte auf einem gewissen Niveau stattfinden. Unabdingbar sind die sogenannten Machtkämpfe. Nicht immer gelingt es den gutwilligen Erziehungsberechtigten, auf Anhieb einen Machtkampf zu entfachen, und mancher gut gemeinte Ansatz versandet in erbärmlichem Augenrollen, Stöhnen oder Murren des Jugendlichen. Hierfür lohnt es sich nicht zu kämpfen. Echte Machtkämpfe sehen anders aus.
Machen Sie den Anfang!
Geben Sie nicht auf, wenn der störrische Pubertist bei Ihren gut gemeinten Konfrontationen anfangs
Weitere Kostenlose Bücher