Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
Eltern ihnen auch nicht mehr angeboten haben, als ein Hotel seinen Gästen anbietet, nämlich guten Service.
Kinder kooperieren stets sowohl mit dem »inneren« wie mit dem »äußeren« Verhalten ihrer Eltern, und wenn diese sich zu Dienstleistern ihrer Kinder machen und sie als Gäste behandeln, werden sich die Kinder nach und nach in diese Rolle fügen.
In gewisser Weise ist das natürlich äußerst ungerecht. Schließlich haben die Eltern ihrem Sohn ein riesiges Maß an Liebe und
Fürsorge zukommen lassen - zwei Qualitäten, die ein Hotel nicht bietet.
Das Problem besteht jedoch darin, dass die Liebe der Eltern stets in einer Form zum Ausdruck kommt, an die Kinder sich gewöhnen. In dieser Familie haben sich die Eltern dafür entschieden, ihre Liebe als »Serviceleistung« zum Ausdruck zu bringen, doch Service ist etwas anderes als Liebe. Service ist Service. Das bedeutet nicht, dass er kein warmes Gefühl in den Herzen der Eltern entfacht, doch enthält er nicht die Nährstoffe, die ein Kind braucht, um zu wachsen und sich gesund zu entwickeln. Mit anderen Worten: Das Verhalten der Eltern war gut gemeint, doch nicht durchdacht genug.
In einer Einzelkindfamilie können die Eltern den häuslichen Tätigkeiten meist problemlos nachkommen, ohne das Kind daran zu beteiligen. Bei mehreren Kindern sieht die Sache schon anders aus. Früher sagte man, es sei »gesund für Kinder«, Pflichten zu haben, was sowohl richtig als auch falsch ist. Es ist gesund für Kinder, wenn sie erleben, dass sie einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Aber eine Pflicht um der Pflicht Willen zu erfüllen, gibt niemand das Gefühl, wertvoll zu sein.
Der 15-Jährige, um den es hier geht, war im Grunde genauso hilfsbereit und willig, einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten, wie alle anderen Kinder auch, doch seine Eltern waren der Meinung, er solle lieber Fußball spielen, sich um die Schule kümmern und mit seinen Freunden zusammen sein. Sie haben sich sehr darum bemüht, einen wertvollen Beitrag zu seinem Leben zu leisten, dabei jedoch außer Acht gelassen, dass auch er das Gefühl haben möchte, wertvoll für die Gemeinschaft zu sein.
So ist das oft mit uns Eltern. Wir sind so sehr darauf fixiert, was wir unseren Kindern geben wollen, dass wir das Bedürfnis der Kinder übersehen, uns etwas zu geben - um für ein Gleichgewicht
in der Beziehung zu sorgen. Doch Kinder sind unerfahren, und wenn wir insistieren, spüren sie nicht die unangenehme Seite des Ungleichgewichts.
Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, einen aktiven Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Es ist wichtig für ihre Selbstachtung, für die Entwicklung ihrer persönlichen und sozialen Verantwortung und für ihr Selbstwertgefühl. Ob wir das nun als »Pflichten« oder anders bezeichnen, hängt vor allem von der Einstellung der Eltern und ihrem Bedürfnis nach Ordnung und Struktur zusammen.
Wenn Kinder acht, neun Jahre alt sind, legen manche von ihnen einen wachsenden Unwillen an den Tag, einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten, aber davon sollte man sich nicht verunsichern lassen. Das bedeutet nur, dass es so viel anderes gibt, was sie lieber täten. Und die Aufgaben, die zu Hause anfallen, sind in der Regel die, zu denen sie am wenigsten Lust haben. Was völlig in Ordnung ist. Sie brauchen auch keine Lust zu haben, sollen aber trotzdem ihren Beitrag leisten. Natürlich kann über die Menge und Art der Aufgaben diskutiert werden, doch auf Dauer hat niemand Freude daran, mit einem Gratisticket oder als blinder Passagier unterwegs zu sein.
Von einem 15-Jährigen kann man durchaus verlangen, dass er die Verantwortung für sich selbst übernimmt und sich um seine eigenen Dinge kümmert, zum Beispiel um seine Kleidung (waschen, trocknen, bügeln), seine Arbeit/Schule, die Sauberkeit seines Zimmers und seine Mobilität.
Hinzu kommen die Tätigkeiten, die der Gemeinschaft zugute kommen. In der konkreten Familie wird dies eine Reihe von ernsten Gesprächen zur Folge haben, in der die Eltern ihre eigenen Fehler einräumen, statt ihrem Sohn vorzuwerfen, mit ihrer Form der Liebe kooperiert zu haben.
Dies wird drei positive Effekte haben: Der Sohn lernt, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Er leistet einen Beitrag
für die Gemeinschaft und erfährt darüber hinaus, dass Liebe nicht nur nehmen, sondern auch geben heißt. Es ist immer noch so, dass die meisten Mädchen dies frühzeitig lernen, wohingegen selbst
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