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Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht

Titel: Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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Ihren Kindern mein Schreiben laut vorlesen. Machen Sie ihre Reaktionen und Kommentare zum Ausgangspunkt eines Dialogs.
    Es ist für Ihren Mann nie zu spät, ein Bestandteil im Leben seines Sohnes zu werden, doch nur, falls er dies selbst vermisst. Er soll keinesfalls »Vater spielen«, um A wieder aufs rechte Gleis zu bringen. Vielleicht kann Ihr Mann seinem Sohn nicht mehr anbieten, als er bereits getan hat. Dann muss A eben irgendwie damit zurechtkommen, dass sein Vater so ist, wie er ist. Das macht Ihren Mann nicht zu einem schlechten Menschen oder einem unfähigen Vater, doch muss er die Verantwortung für das übernehmen, was er nicht ist, und seinem Sohn die Freiheit lassen, seinen eigenen Weg zu finden.
    Die Gemeinsamkeit zwischen Vater und Sohn besteht derzeit darin, dass ihr Lebensstil ihnen wichtiger ist als das Leben selbst. Und dass der Lebensstil des Sohnes sich fundamental von dem des Vaters unterscheidet, ist vollkommen logisch. Entweder muss die Familie lernen, das zu akzeptieren, oder A zu ihrem schwarzen Schaf erklären.

    Aufgrund der vielen Länder, in denen Sie gewohnt haben, liegt bei Ihnen zwar eine besondere Familiensituation vor, doch ist es gar nichts Besonderes, dass Ihr Sohn eine enge Beziehung zu seinem Vater vermisst. Es gibt zahlreiche Familien, in denen sich Vater und Sohn täglich sehen und die Mutter sich dennoch um sämtliche familiären Dinge kümmert und darin nur symbolisch von ihrem Mann unterstützt wird.
    Der Begriff der »abwesenden Väter« zieht sich durch unsere europäische Geschichte, doch die Kinder und Jugendlichen von heute haben glücklicherweise sehr viel größere Möglichkeiten, ihre Frustration zum Ausdruck zu bringen und/oder ihre eigenen Wege zu finden, als dies noch vor einer Generation möglich war. Manche würden Ihren Mann vielleicht als schlechtes Vorbild für seinen Sohn bezeichnen, doch auch von schlechten Vorbildern kann man viel lernen!

Gemeinsames Heim oder Hotel?

LIEBER JESPER JUUL,
    wir haben einen 15-jährigen Sohn, der uns einige Sorgen bereitet. Er ist in vieler Hinsicht ein guter Junge, der keine Schwierigkeiten in der Schule oder mit seinen Klassenkameraden hat. Seine große Leidenschaft sind Computerspiele, die er gemeinsam mit anderen Jugendlichen auf der ganzen Welt spielt. Darüber hinaus geht er auch noch zum Fußball und zum Judo.
    Das Problem besteht für uns darin, dass er überhaupt keine Lust hat, im Haushalt auch nur ein bisschen mitzuhelfen. Da er unser einziges Kind ist, haben wir früher nie großen Wert darauf gelegt, dass er irgendwelche häuslichen Pflichten übernimmt. Doch inzwischen bereue ich das, weil ich erlebe, dass er alles als selbstverständlich betrachtet, was ich für ihn tue (ob ich mich nun um seine Wäsche kümmere oder ihm etwas zu essen mache).
    Es kränkt mich, dass er nicht mal in der Lage ist, seine schmutzige Wäsche in den Wäschekorb zu werfen, und niemals von sich aus anbietet, uns beim Einkaufen, beim Abwasch etc. zu helfen.
    Jetzt fragen wir uns, ob wir ihn nicht allzu sehr verwöhnt haben, beziehungsweise was man von einem 15-Jährigen überhaupt verlangen kann.
    Mit freundlichen Grüßen
Eine frustrierte Mutter

WAS KÖNNTE AUF DIESE FRAGE EINE NÜTZLICHE ANTWORT SEIN?
    Einige Eltern werden von großer Unsicherheit geplagt, wenn es darum geht, welche Forderungen sie an ihre großen, zu Hause wohnenden Kinder stellen dürfen. Eine Mutter erzählte mir kürzlich, ihr 16-jähriger Sohn benähme sich so, als sei er in einem Hotel und sie das Dienstmädchen. Er hingegen denke nicht im Traum daran, der Gemeinschaft irgendeinen Dienst zu erweisen. Er kommt und geht, wann es ihm passt, sagt fast nie Bescheid, ob er zum Abendessen wieder zu Hause sein wird, erwartet jedoch weiterhin, dass man sich um seine Wäsche kümmert, sein Bett neu bezieht, ihn bei Bedarf mit dem Auto hierhin und dorthin fährt und seine Freunde gleich mitversorgt, wenn sie bei ihm zu Besuch sind.
    Die Mutter erzählte mir, dass weder sie noch ihr Mann es für nötig befunden hatten, ihrem einzigen Kind häusliche Pflichten aufzuerlegen. »Solange er in der Schule gut zurechtkam und seinen Hobbys nachging, waren wir einfach froh, für den Rest zu sorgen.«
    Seit ich Familientherapeut bin, haben mir frustrierte Eltern immer wieder ihr Leid darüber geklagt, dass ihre Kinder sich benähmen, als wohnten sie in einem Hotel. Meine - zugegeben - ein wenig schroffe Antwort lautet meistens, dass Jugendliche dies in der Regel tun, wenn ihre

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