Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
emanzipierte Mütter die Neigung haben, ihre Söhne so zu erziehen, dass sie diese lieber nicht als Schwiegersöhne hätten. Oftmals ergänzt durch passive Väter, die ihren Söhnen ein schlechtes Beispiel sind.
Eine solche Veränderung im Verhältnis zwischen Kindern und Eltern verlangt diesen viel ab. Ich habe noch nie erlebt, dass sich Kinder nicht nach kurzer Zeit neuen Gegebenheiten anpassen, jedoch umso häufiger, dass Eltern sich plötzlich in einer Art Vakuum befinden, in dem sie neue Wege finden müssen, ihre Liebe und Fürsorge zum Ausdruck zu bringen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie inspirierend Kinder für die persönliche Entwicklung ihrer Eltern sind.
Aber ist es denn wirklich so, werden Sie jetzt vielleicht fragen, dass sich Eltern in gewisser Weise neu erfinden müssen?
Nein, nicht unbedingt. Es gibt nur selten Grund, die tägliche Praxis zu verändern, wenn die Erwachsenen fröhlich und zufrieden sind - unabhängig davon, was wir Experten meinen und schreiben. Doch falls die Eltern, wie in diesem Fall, unglücklich und frustriert sind, liegt es in ihrer Verantwortung, den Kurs zu ändern, wenn sie für den Rest ihres Lebens eine sinnvolle Beziehung zu ihrem Sohn haben wollen. Kinder aller Altersstufen kooperieren mit ihren Eltern. Sie passen sich an und übernehmen die Rollen, die gebraucht oder ihnen von ihren Eltern (oftmals unwillentlich) auferlegt werden.
Schulschwänzer
LIEBER JESPER JUUL,
wir schreiben Ihnen, weil wir nicht mehr wissen, wie wir mit unserer bald 15-jährigen Tochter noch umgehen sollen. Sie schwänzt oft die Schule und macht nie ihre Hausaufgaben. Abends ist sie meistens unterwegs und kommt selten zur vereinbarten Zeit nach Hause. (Wir haben jedoch keinen Verdacht, dass hier Drogen im Spiel sein könnten.)
Wir, ihre Eltern, haben beide das Abitur gemacht und betonen immer wieder, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Sie entgegnet, dass sie keinen Sinn darin sieht, zur Schule zu gehen, und keine besonderen Pläne für die Zukunft hat. Ihre Geschwister sind alle pflichtbewusst und gut in der Schule.
Wir haben schon alles Mögliche versucht, um sie zu veranlassen, ihre Hausaufgaben zu machen und ihren schulischen Pflichten nachzukommen: verschiedenste Sanktionen, Hausarrest, gestrichenes Taschengeld... Wir schreien und weinen, wir betteln und drohen, doch es nützt alles nichts.
Wenn eine Klassenarbeit oder irgendeine Prüfung ansteht, versuchen wir sie auf unterschiedlichste Weise dazu zu bringen, sich darauf vorzubereiten und den nötigen Stoff zu lernen. Manchmal setzt sie sich dann sogar für eine halbe Stunde hin und liest, doch in der Regel hat sie nicht einmal Lust, ihre Schulbücher mit nach Hause zu schleppen. Wir bieten ihr oft an, sie bei der Vorbereitung zu unterstützen, aber davon will sie nichts wissen.
Ihre Zeugnisse zu lesen ist frustrierend, ihre Noten werden mit jedem Halbjahr schlechter. Inzwischen fragen wir uns, ob wir sie nicht einfach in Ruhe lassen sollten, um ihr die Möglichkeit zu geben, selbst den richtigen Weg zu finden, oder haben
wir Eltern die Pflicht, niemals aufzugeben? Haben wir eigentlich noch irgendeinen Einfluss auf ihre Entscheidungen, oder sind all unsere Ermahnungen womöglich kontraproduktiv?
Verzweifelte Eltern
ANTWORT
Die Antwort auf Ihre letzte Frage lautet Ja. All die Ermahnungen wirken zweifellos kontraproduktiv und tun dies schon seit langer Zeit. Aber die Alternative besteht nicht darin, aufzugeben.
Bei der derzeitigen Situation wächst der Abstand zwischen Ihnen und Ihrer Tochter fast mit jedem Satz, der gesprochen wird. Das hat verschiedene Ursachen.
Zum einen sagen Sie Dinge zu ihr, die sie schon weiß, und zwar seit vielen Jahren. Daher muss sie das Gefühl bekommen, von Ihnen für dumm gehalten zu werden.
Zum anderen sind Sie mehr damit beschäftigt, verantwortungsvolle Eltern zu sein, als herauszufinden, wer Ihre Tochter eigentlich ist und wie es ihr geht.
Zum Dritten haben Sie die Ausbildung Ihrer Tochter und ihre berufliche Zukunft zu Ihrem eigenen Projekt gemacht. Daher besteht für Ihre Tochter kein Grund mehr, das Projekt selbst in die Hand zu nehmen. Und da Sie nicht wissen, wer Ihre Tochter eigentlich ist, wirken Ihre Behauptungen, was das Beste für sie sei, natürlich unglaubwürdig - auch wenn sie, generell betrachtet, recht vernünftig sein mögen.
Bevor ich auf die Alternative zu sprechen komme, möchte ich Sie bitten, Ihre Fantasie spielen zu lassen: Stellen Sie sich vor, dass einer von Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher