Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
übersteigt den Missbrauch der Jugendlichen um ein Vielfaches, hat jedoch dieselben Ursachen: ein niedriges Selbstwertgefühl, ein negatives Selbstbild und die mangelnde Fähigkeit, mit den Höhen und Tiefen im Leben zurechtzukommen.
Das bedeutet, dass der Einsatz der Eltern in den ersten zehn bis zwölf Lebensjahren ihrer Kinder entscheidend für deren weiteres Schicksal ist. Auch muss man Eltern davor warnen, angesichts ihrer halbwüchsigen Sprösslinge in eine erzieherische Torschlusspanik zu verfallen und Versäumtes jetzt nachholen zu wollen.
Ihre Söhne kennen Ihre Einstellung zur Kombination Jugend und Alkohol ganz genau, und das ist wichtig! Sie können sicher sein, dass Ihre Haltung ernst genommen wird und Ihre Kinder im Stillen mit sich zurate gehen oder mit Freunden darüber diskutieren. In Ihrer Familie hat dies vorläufig dazu geführt, dass Ihre Söhne sich entschlossen haben, Ihnen in einem bestimmten Punkt nicht zu folgen. Die beiden konfrontieren Sie im Moment sowohl intellektuell als auch faktisch mit der Tatsache, dass sie hin und wieder Alkohol trinken.
Das deutet darauf hin, dass drei Dinge intakt sind: Ihre Beziehung zueinander sowie das Selbstwertgefühl und das Selbstbild Ihrer Söhne. Sie haben als Vater bisher einen großen Einfluss ausgeübt und im besten Sinne »Eindruck« auf Ihre Söhne gemacht. Folglich werden auch die kommenden Jahre ebenso qualitätvoll verlaufen, sofern es Ihnen gelingt, an Ihrer Rolle als Sparringspartner für Ihre Kinder festzuhalten, statt der Versuchung zu erliegen, diese mit der Rolle von Polizisten und Richtern zu tauschen.
Das, was heute gemeinhin als »Komasaufen« bezeichnet wird, hat es bei Jugendlichen und jungen Männern schon immer
gegeben. Früher fand dies allerdings im Verborgenen statt, was es vielen Eltern ermöglichte, davor die Augen zu verschließen. Heutzutage sind viele Eltern gezwungen, zu diesem Thema ebenso Stellung zu beziehen wie zum Thema der offenen Sexualität.
Traditionellerweise haben Eltern darauf mit Verboten, Konsequenzen und Strafen reagiert, was ihre Kinder aber nur in Ausnahmefällen dazu gebracht hat, ihr Verhalten zu ändern. Daher fühlen wir uns oft hilflos, wenn wir die jungen Menschen nicht dazu bringen können, sich so zu verhalten, wie wir es für richtig halten. Doch ist dies letztlich eine glückliche Entwicklung, von der die zukünftige Beziehung zu unseren Kindern noch sehr profitieren wird.
Mein Fazit ist also, dass die Eltern Ihrer Kinder ganz hervorragende Arbeit geleistet haben und daher nicht der geringste Grund zu Angst und Besorgnis besteht. Hingegen besteht eine solide Grundlage für weitere Gespräche, Diskussionen und Konflikte, die beiden Seiten helfen werden, zu wachsen und ihre Einsichten zu mehren.
Der Vater muss auf die Bühne!
LIEBER JESPER JUUL,
die Mutterrolle ist manchmal sehr schwierig!
Ich bin Mutter von drei Kindern. Das älteste ist bereits ausgezogen. Zu Hause wohnen weiterhin der 14-jährige A und der 10-jährige B, beides Jungen. Da ihr Vater nur selten da ist, bin ich zu Hause weitgehend auf mich allein gestellt.
Die Entwicklung von A macht mir Sorgen. Er war immer ein wissbegieriger und aufgeweckter Junge. Seine ersten vier Schuljahre verbrachte er auf einer internationalen Schule, auf der es ihm gut gefallen hat. Vor vier Jahren sind wir dann nach Norwegen zurückgezogen, wodurch sich sein Schulalltag sehr verändert hat. Von seinen Lehrern und Mitschülern wurde er als »Nerd« (Anm. d. Übers.: Streber, Sonderling) betrachtet, weil er auf den meisten Gebieten einen großen Wissensvorsprung hatte und gewohnt war, das zu tun, was die Lehrer von ihm verlangten. Es hat lange gebraucht, um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, doch in der drei Jahre währenden Mittelstufe hat er sich allmählich dem Stil seiner Klasse angepasst und ist, was das Lernen betrifft, sehr nachlässig geworden.
Dieses Verhalten hat inzwischen auf die meisten Lebensbereiche abgefärbt. Er versucht alle Dinge mit möglichst geringem Aufwand zu erledigen, macht seine Hausaufgaben nicht mehr, ist schlampig gekleidet, lässt seine Schnürsenkel offen, räumt nicht auf und hilft nicht mit, es sei denn, er wird direkt gefragt. Eine gewisse Leidenschaft entwickelt er nur beim Computerspiel, beim Skifahren und im Zusammensein mit seinen Freunden.
Diese Situation bringt mich zur Verzweiflung, weil ich erleben muss, wie er sein Talent verschleudert. Ich bin eigentlich
nicht der Typ, der zu Hause ein
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