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Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht

Titel: Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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die Dinge, was Schule betrifft oder so, da sind sie sehr, sehr eigenverantwortlich. Aber sobald es etwas für die Gemeinschaft sein soll, funktioniert es gar nicht mehr. Zu Hause herrscht das absolute Chaos. In der Küche kann man dann nicht mehr arbeiten, da kann man nicht mehr kochen. Man braucht dann wieder jemanden, der erst mal klar Schiff macht. Und das ist jetzt nur mal das Thema Essen. Ich finde es wichtig, und ich fordere es auch ein, dass wir zusammen zumindest eine Mahlzeit haben. Wenn es nach ihnen ginge, dann würden sie das gar nicht mehr wollen. Also jeder macht sein Essen und geht damit auf sein Zimmer. Rückzug.
    JUUL: Ok. Sag mal, wie war es am Anfang? Gab es eine lange Übergangsphase, bevor ihr alle zusammengezogen seid? Hattet ihr viele vorbereitende Gespräche oder gar keine? Wie war das?
    VATER: In meinem Fall war es so: Etwa ein Jahr, nachdem wir (die beiden Erwachsenen) uns kennengelernt haben, habe ich mich dazu entschlossen, dass wir dazuziehen. Ich habe die Entscheidung lange rausgeschoben. Es war Schuljahresende und auch wegen meinem Sohn, der ja schultechnisch schon einiges hinter sich hat, mit Schulwechsel, Lehrerwechsel und so, war das schon ein Grund, warum ich mir das sehr, sehr gut überlegt habe: Mach ich’s, mach ich’s nicht. Aber eine Beziehung von einem Ende von München zum anderen Ende von München, das hat keinen Zopf (keinen Sinn) .
    MUTTER: Wir haben den Kindern gesagt, dass wir zusammenziehen wollen. Ich habe einen neuen Partner, und ich möchte
auch in der neuen Partnerschaft zusammen wohnen. Meine Kinder haben am Anfang gelacht und fanden das witzig, dass ich einen neuen Partner habe, und waren ganz offen und gar nicht dagegen. Aber ich muss jetzt dazu sagen, wir haben uns nicht an den runden Tisch gesetzt und gesagt: Also die Situation hätten wir jetzt. Sondern wir haben dann überlegt, wer welches Zimmer bekommt.
    JUUL: Manche finden das ein bisschen unangenehm und künstlich, denn es geht ja um das Zusammensein, es geht um Liebe, und sie meinen, da sollte man nicht solche formellen Besprechungen haben. Aber ich glaube, es ist in einer Familie wie eurer sehr wichtig, dass man das ab und zu macht. Nicht um Probleme zu lösen, sondern nur um zu hören, wie es uns eigentlich geht. Wie geht es uns beiden, wie geht es den Kindern? Denn hier gibt es ja, ganz deutlich, zwei Familienkulturen, die zusammengekommen sind. Mit Erwartungen, und diese Erwartungen werden nicht erfüllt. Das ist der Status.
    MUTTER: Ja.
    JUUL (zu den Jugendlichen): Ok, dann muss ich hören, wie es aus eurer Sicht aussieht. Die beiden Erwachsenen in der Familie haben jetzt gesagt, sie sind nicht mit dem Status zufrieden, und sie sagen nicht direkt, aber indirekt, dass sie von euch allen gerne mehr Verantwortlichkeit der Gemeinschaft gegenüber möchten. Und da wollte ich gerne hören, wie du das siehst?
    TOCHTER (19): Ich bin eigentlich auch relativ unzufrieden mit unserer Gemeinschaft, vor allem was meine Geschwister anbelangt, denn ich kenne das anders von früher. Dass wir zum Beispiel zusammen essen und dass jeder was macht. Ich sehe mich so, dass ich schon relativ viel zu Hause mache, dass ich aber trotzdem als Kind behandelt werde, obwohl ich meine Verantwortung für die Gemeinschaft übernehme. Das finde ich nicht in Ordnung.
    JUUL: Ok. Danke.

    ZWEITE TOCHTER DER MUTTER (16): Ich muss es mir noch überlegen.
    SOHN DES VATERS (13): Für mich ist es eigentlich ganz in Ordnung. Was ich jetzt ein bisschen blöd finde, sind die ganzen Regeln, die aufgestellt werden, die man einhalten muss. Das kommt einem halt so vor wie im Gefängnis. Dass man halt nur die Regeln beachten darf, die aufgestellt werden, und wenn man das Falsche macht, dass man dann bestraft wird. Wenn man vergisst mitzuhelfen beim Kochen, dass man dann nicht mitessen darf. Das sind Sachen, die mich ein bisschen stören.
    JUUL: Ok. Kannst du mir ein paar Beispiele geben, was es für Regeln gibt?
    SOHN DES VATERS (13): Ja. Im Kühlschrank, rechts, gibt’s ein grünes Abteil, da sind die Sachen, die zuerst gegessen werden sollen. Links sind die Sachen, die man noch nicht essen darf, und rechts sind die, die zuerst gegessen werden sollen.
    SOHN DER MUTTER (15): Ich finde, bei uns in der Familie ist es so, dass die Gemeinschaft irgendwie nicht so gut ist. Ich bin eher so: Wenn es mir halt zu viel ist, dann gehe ich wieder zurück ins Zimmer zum Computer. Ich bin der Computer-Junkie. Es gibt schon viele Regeln, aber man kann sie schon

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