Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht
Richtige Antwort ist: »Mama, unter diesen Bedingungen kannst du das nicht haben.« Stimmt das?
TOCHTER: Genau.
JUUL (ZUR MUTTER): Was denkst du?
MUTTER: Das sieht jetzt so aus, als wäre ich ihr immer hinterher, was sie genau macht in der Schule …
JUUL: Jetzt hast du gefragt und du hast eine Antwort gekriegt. Was denkst du über diese Antwort?
MUTTER: Das, was ich gerade sagen wollte: dass es den Eindruck macht, als wäre ich nur hinter ihr her. Ich bin aber nur hinter ihr her, wenn ich eine lange Zeit zugeschaut habe und nichts geschieht. Dann fange ich natürlich an, in Panik zu geraten.
JUUL: Heißt das, du gehst zu deiner Tochter und sagst: »Ich habe Panik, kannst du mir helfen?«
MUTTER: Ich sage es nicht so, aber sie merkt es, sie sieht es, dass die Zeit dann zu knapp ist, es ist nicht mehr zu schaffen. Wenn sie mittags von der Schule nach Hause kommt, dann verstehe ich, dass sie fertig ist und Erholung braucht. Dann schaut sie sich was im Fernsehen an, aber dann gibt es kein Ende, weil der Fernseher gibt keine Ruhe, der läuft pausenlos und sie muss ihn stoppen. Und das will sie nicht und dann vergeht Zeit und am Abend kommt der Vater nach Hause und dann haben wir den Salat.
TOCHTER: Aber bevor der Papa nach Hause kommt, sitz ich längst unten und lern. Um 14 Uhr komme ich von der Schule, und um 15 Uhr, spätestens 16 Uhr geh ich runter zum Lernen. Am Dienstag bin ich um vier runtergegangen, aber da bin ich erst um drei nach Hause gekommen, und eine Stunde Pause brauche ich schon von der Schule. Dann geh ich runter und gehe um 20 Uhr wieder hoch, dann bin ich fertig mit Lernen und dann brauche ich wieder Pause. Wenn ihr mir nicht die ganze Zeit sagen würdet, dass ich runtergehen und lernen soll, dann würde ich es auch alleine machen, aber wie soll ich denn
den Moment herausfinden, in dem ihr es gerade nicht sagt, und dann selbstständig runtergehen?
JUUL (ZUR MUTTER): Kannst du ein bisschen laut denken?
MUTTER: Das ist halt ein Unterschied in der Wahrnehmung. Sie sieht es anders, als ich es sehe.
JUUL: Ja, das ist kein Wunder. So ist es zwischen Menschen. Wahrheit existiert nicht.
MUTTER: Aber da müssen wir halt zu einem Kompromiss kommen.
JUUL: Nein! Das ist zu spät. Entweder bekommt eure Tochter die volle Verantwortung für ihre Schule oder nicht. Dann ist es vorbei mit Kontrolle, vorbei mit Kommentaren über Schule, wenigstens für ein ganzes oder ein halbes Jahr. Dann ist das wirklich nicht erlaubt. Denn das ist so chaotisch hier, wer eigentlich verantwortlich ist. Eure Tochter sagt: »Ich kann, glaube ich. Ich habe es nie probiert, aber ich kann verantwortlich sein, und ich glaube, ich kann erfolgreich sein.« Und wir haben hier eine Mutter, die sagt: »Ich trau dir das nicht zu, ich behalte die Verantwortung, und ich war noch nie erfolgreich.« Mhm?
MUTTER: (nickt leise)
JUUL: Daher kommt es ja, dass ihr als Eltern nicht glaubwürdig seid. Eure Tochter kann nicht in aller Ruhe sagen: »Dann überlasse ich meinen Eltern die ganze Verantwortung, denn die wissen es ja besser, und wenn die ein Projekt haben, ist das immer erfolgreich.« Es gibt, wie in vielen Familien, eine Hyperaktivität der Eltern und eine Unteraktivität der Kinder. Und je mehr diese Unteraktivität deutlich wird, umso hyperaktiver werden die Eltern und alle anderen Erwachsenen. - Ich kann ohne Ausnahme sagen: Die Erwachsenen sind nie erfolgreich! Es ist nie einem Erwachsenen gelungen mit dieser Strategie. Das Problem von euch Eltern ist natürlich, dass sie sagt: »Ich schaffe es alleine, aber ich kann es nicht beweisen.« Als Eltern möchte man natürlich gerne Beweise haben. Wenn man erlebt: »Ich hab so
viele schlechte Erfahrungen, wenn ich als Mutter verantwortlich sein muss«, dann will man verständlicherweise wenigstens ein paar Beweise haben, dass es geht in der Schule, wenn sie es alleine macht. Leider ist das ganz unmöglich! Denn es geht nicht um die Beziehung eurer Tochter zur Schule. Es geht nur um die Beziehung zwischen eurer Tochter und ihren Eltern. Da müssen die Eltern die Führung übernehmen und sagen: »Jetzt ändern wir unsere Beziehung zu dir und hoffen, dass dann eine Möglichkeit entsteht, dass du deine Beziehung der Schule gegenüber ändern kannst.« Die Eltern müssen zuerst etwas tun.
Wenn man wirklich nervös ist, kann man sagen: »Jetzt bist du verantwortlich für deine Schule, ich habe sie auf den Tisch gelegt. Ich will aber, dass wir in zwölf Monaten wieder darüber reden. Ich
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