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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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jetzt konnte man doch unmöglich aufhören und sich von den großen bernsteinglitzernden Augen losreißen, die dort hinten im Dunkel phosphoreszierten. Der Geruch war dicht und betäubend nah. Mit der ganzen Kraft seiner stählernen Muskeln warf sich Puck gegen den Bretterstapel, so daß er ins Wanken geriet. Jetzt kam das Tier da hinten in Bewegung, duckte sich, machte sich lang und dünn, wand sich durch einen Spalt hinaus und war auf und davon. Nicht einmal ein Blatt hatte unter den weichen Pfoten geraschelt. Der Kater sprang den Abhang hinunter, Puck sauste hinterher, daß die Erde in Brocken von den Hinterpfoten flog. Wie ein schwarzer Blitz schoß der Kater auf einen Baum und saß nun, zwei Meter über der Erde, das aufreizende Grinsen wieder auf seinem breiten Gesicht. Jaulend flog der weiße Hundeleib unter ihm in die Höhe, kam immer näher und jetzt — ein Riesensprung! Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte die Hundeschnauze neben dem hockenden Kater auf, krachend klappten die Kiefer im verfehlten Biß aufeinander, und bei dieser Gelegenheit bekam Puck von zwei messerscharfen Krallenpfoten rechts und links ein paar wohlgezielte Backpfeifen. Der Kater turnte zur Sicherheit eine Etage höher, und Puck saß verdutzt unten und spürte, wie der Schmerz sich zu melden begann.
    Jetzt hörte er plötzlich wieder ganz von fern Herrchens Signal: Herrje, er schimpfte sogar ganz laut: »Mistvieh! Lausejunge!«
    Herrchen empfing das beschmierte und verlegen wedelnde Etwas, das sich ihm demütig vor die Füße warf: »Wie siehst du denn bloß aus, du ehemaliger Hund du? Na, Frauchen wird schön schimpfen, gestern erst gebadet!«
    Auf dem Rücken liegend fuhr Puck sich mit der Pfote über die Schnauze, um mir zu zeigen, daß er verletzt war. »Das macht gar nichts«, erklärte ich rauh, »ganz recht, daß er dir ein paar ‘runtergehauen hat. Jetzt aber los!«
    Mit einem Ruck war er hoch, ein blitzschneller Schelmenblick aus verdrehten Augen: Keine Haue? Wunderbar! Dann können wir ja weitermachen!
    Ab im Galopp, die Ohren ganz hinten am Kopf, die Zunge aus dem hechelnden Rachen hängend, die Straße entlang. Am Ende dieser Straße kam ein breiter Damm, auf dem viele Autos hin- und hersausten. Herrchens Pfiff fuhr in das Hundegehirn wie ein Blitz, und gleichzeitig tauchte die Erinnerung auf an das dröhnende Ungeheuer, die naßglänzenden, gummiriechenden Räder, den rasenden Schlag, die knirschenden Bremsen. Das hatte er nicht vergessen. So stand er denn, vergnügt wedelnd, am Rande der großen Verkehrsstraße, bis ich kam und ihn an die Leine nahm. Aber das ging ihm viel zu langsam, und so boten wir denn wieder einmal das übliche Bild: voraus, an der straffgespannten Leine, ein kleiner weißer Hund, der vor Anstrengung die Beine ganz schief in den Boden stemmte, und in seinem Schlepptau ein großer Mann, halb stolpernd, halb laufend und sich vergeblich bemühend, seine Schritte irgendwie dem Tempo der kleinen Zugmaschine anzupassen. Bald lag die große Verkehrsader hinter uns, und wir waren wieder zwischen ruhigen Häusern, die hinter wohlgepflegten Beeten lagen. Ein Rasensprenger fuhr langsam kreisend in der Runde, in dem Wasserschleier, den er um sich warf, glitzerte die Sonne mit Tausenden von Brillanten. Noch niemals zuvor hatte ich diese glitzernden Brillanten bemerkt...
    Ziel unserer Wanderung war der Tennisplatz. Eine ganze Kolonne parkender Wagen stand in den Straßen ringsum. Man hörte die Rufe der Spieler und das leise Tapp-tapp der Darmsaiten, die den Ball anschlugen.
    Sofort erwachte der Fachmann in Puck. Alle wunderbaren Duftgrüße interessierten nicht mehr. An dem Drahtgitter stand er hoch aufgerichtet, die Vorderpfoten durch die Maschen gesteckt, die Zunge seitwärts aus dem Maul hängend, und seine glänzenden Augen wanderten mit den fliegenden Bällen mit, hin und her, hin und her. Wie aufregend war es, wenn einmal ein Ball direkt Kurs auf seine Nase nahm und dicht neben ihm ins Drahtnetz schlug! Ein wilder Biß, der im Netz endete, ein schmerzlich-sehnsüchtiges Maunzen, aber das Frauchen, das da Ball spielte, nahm ihn direkt vor seinen Augen weg.
    Auch Herrchen stand neben ihm am Gitter. Sein Interesse galt allerdings mehr den weißen Röcken, die um braune Mädchenbeine wirbelten, und den weiblichen Formen, die bei dem hitzigen Spiel zutage traten.
    Jetzt klatschte wieder ein Ball gegen das Gitter, und die hübsche Brünette hockte sich, um ihn zu greifen. Sie war ziemlich klein, aber zierlich

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