Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
— ich glaube, ich erinnere mich«, der Mann strich sich über die Augen. »Wissen Sie, ich war jetzt für zwei Tage in der Stadt, wegen des Zimmers für meine Frau und meine Tochter. Sie werden sich vielleicht erinnern.«
    Ich erinnerte mich und verstand. Was war ein fremder Hund für einen Mann mit solchen Problernen! — Aber dann sah ich den Parkwächter kommen. Wir rannten beide auf ihn zu: »Wo ist Puck?«
    »Tja, jetzt ist er wieder weg...«
    Vor meinen Augen fing alles an zu kreisen. Auch die Gefährtin war bleich: »Warum haben Sie ihn denn, um Gottes willen, nicht aufgehalten?«
    »Ich sagte Ihnen doch, er läßt sich nicht greifen!« Und dann, als er ihren Kummer sah, nahm er ihre Hand: »Beruhigen Sie sich, er wird gleich wiederkommen, er streicht immer hier herum, vielleicht ist er unten am Wasser. Seit Tagen ist er dort an der Dampferanlegestelle herumgeirrt und hat alle Leute angeschnuppert.«
    »Puck!« schrie die Gefährtin, und zu mir gewandt: »So pfeif doch nach ihm, warum pfeifst du denn nicht?«
    Ich pfiff ein paarmal, dann sagte ich: »Du bleibst mit Herrn Grammel hier oben, ich fahre ‘runter!«
    Wieder war ich am Steuer, sauste die Serpentinen hinunter zum Ufer. Nichts. Das Wasser war ölig glatt, die Pfähle der Landungsbrücke standen schwarz und wie verflucht. Dazwischen allerlei Büchsen, Zigarettenschachteln, Zigarrenstummel vom letzten Sonntag. Ich fuhr das Ufer auf und ab, ich hupte, ich rief, ich pfiff: nichts. Mein Herz sank. O Gott, wenn es wieder nichts war!
    Zurück in den Wagen, wieder hinauf zum Restaurant. Und da sah ich eine Gruppe: Frauchen kniend, Grammel und der Geschäftsführer über sie gebeugt. Zwischen ihnen lag etwas, ein struppiges weißes Fell, schlotternd um einen zum Skelett abgemagerten Körper — Puck! Ich stürzte darauf zu. Sie sah zu mir auf, die Tränen liefen über ihr Gesicht: »Er ist auf mich zugekommen, er wankte nur noch. Dort aus dem Gebüsch kam er, und als er mich roch, schrie er auf wie ein Mensch und fiel um.«
    Es bohrte sich etwas in mein Herz, glühend heiß, und drehte sich darin um: »Milch...«, sagte ich. »Wo ist Milch? Warme Milch!«
    Der Geschäftsführer lief weg, eine Ewigkeit verging, während ich das zitternde Köpfchen zwischen meinen Knien hielt. Ich faßte an die magere Brust, das Herz schlug kaum. Endlich die Milch. Ich hielt sie ihm vor die Nase. Er machte eine Anstrengung, zu stehen, knickte mit den Vorderbeinen um und fiel mit der Schnauze in die Milch. Aber er zog die Zunge ein und begann zu schlucken. Und dann fing er ganz langsam und müde an zu saufen, soff, soff und soff. Dreimal holten wir Milch, dann sackte er zusammen.
    »Wir müssen ihn sofort zum Tierarzt bringen«, sagte ich. Ich fing einen Blick des Parkwächters auf: »Oh — die Belohnung. Moment!« Aber ich sah, daß ich alles vergessen hatte, Papiere, Brieftasche, alles.
    »Lassen Sie nur«, beruhigte er mich, »Sie sind mir sicher.« Frauchen zerrte ihren Brillantring vom Finger: »Hier — nehmen Sie, als Sicherheit.« Der Geschäftsführer griff ein: »Aber ich bitte Sie, das kommt gar nicht in Frage!« Doch sie weigerte sich, ihn zurückzunehmen. Sie weinte ununterbrochen. Ich gab den Männern einen Wink: »Lassen Sie sie in Ruhe!« Und zu Grammel: »Ich bringe Ihnen das Geld morgen.«
    Wir fuhren ab. Puck lag auf Frauchens Schoß. Ich fuhr vorsichtig, aber sie trieb mich zur Eile. Die Welt war verwandelt. Warum lachten nicht alle Leute, und wo blieb die Sonne? Puck war wieder da, er war heimgekehrt, noch einmal heimgekehrt. Es war nicht zu fassen. »Kannst du es fassen?« fragte ich. Sie starrte durch die Windschutzscheibe: »Wir fahren zum Tierarzt, gleich bei uns um die Ecke.«
    Wir schleppten ihn hin, ich trug ihn. Ach, es war eine so erschütternd leichte Last. Er hatte einen merkwürdigen Geruch von wildem Tier und Erde an sich. Der Arzt untersuchte ihn, schien besorgt, gab ihm eine Spritze.
    »Völlige Ruhe halten, dunkles Zimmer, leichte Kost.«
    Frauchen weinte wieder, ihre Nervenkraft ließ nun endgültig nach. »Werden Sie ihn durchkriegen?« fragte ich, und es war, als ob ein anderer fragte.
    »Ich hoffe«, sagte der Arzt und betrachtete ihn nachdenklich, sah ihn nochmals an, hob ihm das Schwänzchen hoch, wischte etwas heraus: »Sehen Sie, da — er hat Ameisen im After, und da, weiß Gott, auch im Ohr! Und sehen Sie sich die Krallen an, ganz zerbrochen, blutig, er muß in einen Fuchsbau eingebrochen sein, wahrscheinlich hat er Tage

Weitere Kostenlose Bücher