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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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Gelächter, dann klick — Totenstille. Abgehängt!
    Die Gefährtin hatte die ganze Zeit meinen Arm umklammert wie ein Schraubstock. Mein Gegenüber war so laut gewesen, daß sie alles mitgehört hatte. »Ja — was ist denn?« fragte sie verstört. »Wir müssen doch sofort hinfahren!«
    Ich schüttelte den Kopf: »Hat keinen Zweck, das ist ein Betrunkener oder Erpresser, wahrscheinlich ein Verrückter.«
    »Ich gebe alles«, sagte sie, »meinen Schmuck — alles!«
    »Bitte, beruhige dich. Es gibt solche Sadisten, auch bei allen großen Kriminalfällen tauchen sie auf. Es sind arme Schweine, die der Teufel reitet. Vergiß es.«
    »Aber wenn sie ihn nun doch haben!« Sie ließ sich nicht beruhigen, und wieder gingen wir durch die Höllen einer schlaflosen Nacht.
    Der sechste, der siebente, der achte, der neunte Tag verrannen. Wir hatten einen Tierarzt gefragt, wie lange ein Hund ohne Nahrung leben könne; vierzehn Tage höchstens, sagte er. Wir hatten Leute gesprochen, die uns erzählten, daß sie ihren Hund nach dreiviertel Jahren wiedergefunden hatten. Wir hatten alles besprochen und erwogen, was es überhaupt nur an Möglichkeiten gab. Wir waren völlig ausgebrannt. Pucks Korb war aus dem Bad geräumt und von Dora auf den Boden geschafft worden. Sie hatte auch seinen Ball, seinen Teddybären und all seine Utensilien aus unseren Augen genommen und irgendwo versteckt. Wir hatten mechanisch begonnen, wieder zu essen, weil unsere Körper es verlangten. Aber wir gingen herum wie unter einer anhaltenden Betäubung.
    Wir saßen beim Mittagessen im Wintergarten. Überall um uns herum geisterte Puck, so stark wie noch nie. Er lag im Sessel nebenan und seufzte von dort, er saß neben mir und legte seinen Kopf auf mein Knie, er schnappte nach einer Fliege, und wir hörten das dumpfe Puckern des Tennisballs, den er vor unsere Füße warf. Das Telefon schrillte. Ich ließ es eine Weile läuten, dann ging ich müde heran. Eine ganz ferne, schwer verständliche Stimme: »Hier Alfons Grammel.«
    »Ja, bitte?«
    »Ich glaube, Ihr Hund ist hier!«
    »Ach Gott, schon wieder ein Irrer oder ein Sadist. Aber die Stimme sprach weiter: »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich? Ich bin doch der Parkwächter vom Schloßrestaurant.«
    Plötzlich war ich hellwach: »Wie — was...? Sprechen Sie um Gottes willen langsam und lauter, lauter — Wort für Wort!«
    »Ich glaube, Ihr Hund ist hier! Hatte er ein grünes Halsband um?«
    »Ja! Um Himmels willen — ja!«
    »Er streicht hier herum, wir haben ihm Milch hingestellt, er ist todelend, aber er nimmt nichts von uns, er läßt sich auch nicht greifen...«
    »Das ist Puck — o Gott, das ist er! Wir kommen sofort — halten Sie ihn, greifen Sie ihn — halten Sie ihn mit allen Mitteln, hören Sie?«
    »Ich will es versuchen, kommen Sie schnell!«
    Ich haute den Hörer auf die Gabel. Die Gefährtin war neben mir. »Er ist da«, sagte ich. Sie starrte mich nur an: »Ich weiß genau, er ist es! Schnell jetzt, schnell!«
    Fünf Minuten später saß ich hinter dem Steuer des Wagens. Die Straßen bäumten sich vor uns auf, so rasten wir, die Reifen schrien in den Kurven. Nun die freie Strecke, der Tachometer kletterte auf hundertdreißig. Die schwere Maschine riß den Wagen dahin, als sollte er in die Luft steigen. Fünfundsechzig Minuten später kreischten die Bremsen vor dem Restaurant.
    Es war ein trüber Tag, wenig zu tun. Nur zwei Wagen auf dem Parkplatz. Der Geschäftsführer stand vor dem Lokal, er sah übernächtigt aus und gähnte. Wie konnte ein Mensch gähnen in diesem Augenblick? Wir stürzten auf ihn zu: »Wo ist Puck?«
    Er sah uns verständnislos an: »Puck?«
    »Der Foxl, kennen Sie uns denn nicht mehr?«
    Er wurde unruhig, vielleicht hielt er uns für betrunken: »Ich Sie kennen - vielleicht, wieso?« Dann aber erkannte er uns wirklich: »Ach so, Sie waren ja — jetzt erinnere ich mich — Sie waren das — mit dem Hündchen - dem kleinen Foxl! Was ist mit ihm?«
    »Aber wir sind doch eben angerufen worden!«
    »Angerufen, von hier?«
    Frauchen packte seinen Arm: »Aber ja doch, wissen Sie denn nicht, von dem Parkwächter, wie heißt er bloß?«
    »Der Parkwächter? Grammel.«
    »Ja, wo ist er denn, der Herr Grammel?«
    »Grammel — ich weiß nicht, er muß hier irgendwo sein.«
    »Aber wissen Sie denn nichts, ich meine, daß Puck hier gesehen wurde, haben Sie ihn nicht auch gesehen? Grammel sagte doch, man habe ihm Milch hingestellt, und er habe sie nicht genommen!«
    »Ach ja

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