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Pünktchen und Anton

Pünktchen und Anton

Titel: Pünktchen und Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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sie überhaupt nicht mehr. Na, das hat ja nun wieder sein Gutes.«
    Frau Pogge erschien also, setzte sich nieder und war gekränkt. Eigentlich hätte sie sich entschuldigen sollen, daß sie so spät kam. Statt dessen tat sie beleidigt, weil man mit dem Essen nicht gewartet hatte. Herr Pogge nahm wieder Tabletten, diesmal viereckige, verzog das Gesicht und trank Wasser hinterher.
    »Vergiß nicht, daß wir heute abend bei Generalkonsul Ohlerich eingeladen sind«, sagte seine Frau.
    »Nein«, sagte Herr Pogge.
    »Das Huhn ist ganz kalt«, sagte sie.
    »Jawohl«, sagte die dicke Berta.
    »Hat Pünktchen Schularbeiten auf?« fragte sie.
    »Nein«, sagte Fräulein Andacht.
    »Kind, bei dir ist ja ein Zahn locker!« rief sie.
    »Jawohl«, sagte Pünktchen.
    Herr Pogge stand vom Tisch auf. »Wie es abends bei uns zu Hause ist, weiß ich schon gar nicht mehr.«
    »Dabei sind wir gestern abend nicht bis vor die Tür gekommen«, entgegnete seine Frau.
    »Aber Brückmanns waren da«, sagte er, »und Schramms und Dietrichs auch, die ganze Bude war voll.«
    »Waren wir gestern zu Hause, oder waren wir gestern nicht zu Hause?« fragte sie energisch und sah ihn gespannt an. Herr Direktor Pogge antwortete vorsichtshalber nichts und ging ins Arbeitszimmer. Pünktchen folgte ihm und setzte sich zu ihm in den großen Ledersessel, denn da war Platz für beide. »Der Zahn ist locker?« fragte er. »Tut es weh?«
    »Ach wo«, sagte sie. »Den reiß ich mir gelegentlich 'raus. Vielleicht heute noch.«
    Dann hupte es vor dem Haus. Pünktchen brachte ihren Vater bis vor die Haustür. Herr Hollack, der Schofför, grüßte sie, und sie grüßte ihn wieder. Sie machte das genau wie er, sie legte die Hand an die Mütze, obwohl sie gar keine Mütze aufhatte. Der Vater stieg ein, das Auto fuhr ab, der Vater winkte. Pünktchen winkte wieder.
    Als sie ins Haus zurückgehen wollte, stand Gottfried Klepperbein vor der Tür, das war der Sohn von den Portiersleuten, ein ausgemachter Lümmel.
    »Du«, sagte er, »wenn du mir zehn Mark gibst, verrat ich's nicht. Sonst sag ich's deinem Vater.«
    »Was denn?« fragte Pünktchen harmlos.
    Gottfried Klepperbein vertrat ihr drohend den Weg.
    »Das weißt du schon ganz gut, stell dich nicht so dumm, mein Herzblatt!«
    Pünktchen wollte gern ins Haus, aber er ließ sie nicht hinein. Da stellte sie sich neben ihn, legte die Hände auf den Rücken und blickte erstaunt nach dem Himmel, als ob der Zeppelin käme oder ein Maikäfer auf Schlittschuhen oder so etwas. Der Junge guckte natürlich auch hinauf, und da rannte sie wie der Blitz an ihm vorbei, und Gottfried Klepperbein sah, wie es so schön heißt, in den Mond.

    Die erste Nachdenkerei handelt: VON DER P F L I C H T

    Im ersten Kapitel sind eigentlich schon ziemlich viel Menschen aufmarschiert, nicht? Mal sehen, ob wir sie im Kopf behalten haben: Da ist also Herr Direktor Pogge, seine werte Frau Gemahlin, Pünktchen, das dürre Fräulein Andacht, die dicke Berta, Gottfried Klepperbein und Piefke, der kleine Dackel. Das heißt, Piefke müssen wir weglassen, Dackel sind keine richtigen Menschen, schade.
    Und nun will ich folgendes fragen: Wer von den Personen hat euch gefallen, und wer nicht? Wenn ich mal meine Meinung äußern darf: Pünktchen gefällt mir ganz gut und die dicke Berta auch. Über Herrn Pogge kann ich mir noch kein Urteil bilden. Aber Pünktchens Mutter, die kann ich für den Tod nicht leiden. An der Frau stört mich was. Sie kümmert sich nicht um ihren Mann, warum hat sie ihn dann geheiratet? Sie kümmert  sich nicht um ihr Kind, warum hat sie es dann zur Welt gebracht? Die Frau vernachlässigt ihre Pflicht, habe ich recht? Niemand wird etwas dabei finden, daß sie gern ins Theater geht oder ins Kino oder meinetwegen auch zum Sechstagerennen. Aber zunächst einmal ist sie Pünktchens Mutter und Herrn Pogges Frau.
    Und wenn sie das vergißt, kann sie uns gernhaben.
    Stimmt's?

Zweites Kapitel - ANTON KANN SOGAR KOCHEN
    Nach dem Mittagessen kriegte Frau Direktor Pogge Migräne. Migräne sind Kopfschmerzen, auch wenn man gar keine hat. Die dicke Berta mußte im Schlafzimmer die Jalousien herunterlassen, damit es ganz dunkel wurde, wie richtige Nacht. Frau Pogge legte sich ins Bett und sagte zu Fräulein Andacht: »Gehen Sie mit dem Kind spazieren, und nehmen Sie auch den Hund mit! Ich brauche Ruhe. Und daß nichts passiert!«
    Fräulein Andacht ging ins Kinderzimmer, um Pünktchen und den Hund zu holen. Sie platzte mitten in eine

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