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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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meldete sich umgehend.
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Michelle! Pascal hat mich befreit! Wo seid ihr?«
    Jules wollte nicht glauben, was er da hörte. Doch es war Michelles Stimme, und sie vermittelte ihm augenblicklich das Triumphgefühl, das Böse besiegt zu haben. Sie war gerettet!
    »Auf meinem Dachboden«, antwortete er zitternd vor Aufregung und wollte sich zu Daphne und Dominique umwenden, um ihnen zu erzählen, was passiert war.
    »Das dachte ich mir«, sagte sie in munterem Tonfall. »Deshalb bin ich hier unten, an deiner Haustür. Kann ich reinkommen? Ich möchte euch so gern sehen!«
    Jules überlegte nicht lange: »Na klar! Ich mach dir auf …«
    Doch sobald er den Satz ausgesprochen hatte, befiel ihn eine düstere Ahnung. Er wollte sich auf die Zunge beißen, doch es war bereits zu spät.
    »Michelle?«, fragte er. »Michelle?«
    Keine Antwort. Sie hatte aufgelegt. Jules’ Freude war wie weggeblasen. War er etwa in eine Falle getappt? Er wagte es nicht, an die Folgen zu denken.
    Jules hatte während des angeblichen Telefonats mit Michelle die Stimme gehoben, und als Daphne den Namen des Mädchens hörte, sprang sie alarmiert auf.
    »Habe ich das richtig vernommen? Michelle?«, rief sie und versuchte, die aufsteigende Panik in ihr niederzukämpfen. »Hast du gesagt, Michelle?«
    Doch sie brauchte eigentlich nicht zu fragen. Der schuldbewusste Ausdruck in Jules’ Gesicht genügte. Dennoch wollte Daphne, dass er seinen schweren Fehler eingestand, eine harmlose Strafe, verglichen mit dem, was er getan hatte.
    Dominique, der noch nicht mitbekommen hatte, was passiert war, rollte langsam näher.
    »Es war ihre Stimme …«, rechtfertigte sich Jules mit gesenktem Blick. »Ich dachte …«
    »Und sie hat dich gebeten, hereingelassen zu werden …« schnitt sie ihm das Wort ab.
    Jules sagte kein Wort.
    »Antworte«, befahl ihm Daphne streng.
    Doch er nickte nur wortlos. Dann holte er tief Luft.
    »Aber es war nicht Michelle, stimmt’s?« Zitternd hob er den Blick und sah in Daphnes blasses Gesicht. »Der Vampir hat mich wie einen Idioten an der Nase herumgeführt … aber es war ihre Stimme …«, wiederholte er weinerlich. »Du hättest es hören sollen …«
    »Ja, das hätte ich auch getan«, sagte Daphne und betonte jedes einzelne Wort, »wenn ich denn gekonnt hätte. Stattdessen handelst du auf eigene Faust.«
    Eine unerträgliche Stille entstand. Daphne war sich bewusst, dass Jules’ Bekenntnis wahrscheinlich ihr Todesurteil bedeutete.
    »Wir sind ein Team«, betonte Daphne ernst. »Du darfst nicht eigenmächtig handeln. Aber du hast es getan und uns damit alle in größte Gefahr gebracht, und Pascals Rückkehr … sie könnte unmöglich werden.«
    Die Anschuldigungen wogen schwer. Dominique war längst zu ihnen gerollt und hörte zu, das Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit.
    »Ich …«, begann Jules noch einmal. »Ich wollte euch die Neuigkeit doch mitteilen …«
    Daphne explodierte: »Welche Neuigkeit? Dass du den Vampir hereingebeten hast? Dass du ihm ermöglicht hast, alle Hindernisse zu überwinden, um hier heraufzukommen?«
    Dominique schluckte. Was hatte Jules nur getan!
    ***
    Ja, die Dachwohnung der Nummer drei in der Rue Pasquier war diejenige, die dem Mann mit der durchgeschnittenen Kehle, der in einer Blutlache auf dem Bürgersteig lag, gehörte. Doch er hatte nicht allein gelebt, wie der zweite Leichnam bewies, den die Polizei gerade gefunden hatte: Eine junge Frau lag, die Gliedmaßen verrenkt wie eine Puppe, auf der Terrasse. Ihre weit aufgerissenen Augen und der verzerrte Mund verrieten schreckliche Furcht.
    »Unser Mörder verbreitet Angst und Schrecken, nach dem Gesicht zu urteilen«, bemerkte Marguerite.
    Marcel musste lächeln. Wenn sie wüsste …
    Marguerite musste an Varney denken. Auch wenn sein Aussehen einem nicht gerade einen Schrecken einjagte, war sie sicher, dass jeder Unbekannte, der mit der Absicht zu töten in eine Wohnung eindrang, einen gewissen »Eindruck« machte.
    Marguerite trat an das Geländer und blickte auf die Straße hinunter. Wo befand sich Varney in diesem Moment? Wenn er tatsächlich der Psychopath war, den sie verfolgten, trieb er sich vielleicht noch in der Nähe herum und genoss es, der Polizei bei der Arbeit zuzuschauen.
    »Das wird dir gefallen, Marguerite«, bemerkte Marcel. »Man hat ihr das Blut abgesaugt.«
    Marguerite spürte ein Schwindelgefühl. Sie hatte mit ihrer Vermutung also ins Schwarze getroffen; das Markenzeichen des gesuchten

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