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Puls

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Titel: Puls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der im Westen lag. Clay stellte sich vor, dass man von hier aus einen weiten Blick hatte, wenn man sein Mittagessen wirklich mittags statt um Mitternacht einnahm - mit Gaslaternen an beiden Enden des Picknicktischs, damit man überhaupt etwas sah.
    Sie waren beim Nachtisch - altbackene gefüllte Doppelkekse -angelangt, als sich eine Gruppe vorbeischleppte, die aus einem halben Dutzend älterer Leute bestand. Drei von ihnen schoben Einkaufswagen mit Vorräten, und alle waren bewaffnet. Es waren die ersten anderen Reisenden, denen sie seit ihrem neuerlichen Aufbruch begegneten.
    »He!«, rief Tom und winkte ihnen zu. »Hier gibt's noch einen Picknicktisch, wenn ihr ein bisschen rasten wollt!«
    Die anderen sahen zu ihnen herüber. Die ältere der beiden Frauen, ein großmütterlicher Typ mit flauschiger weißer Mähne, die im Sternenschein leuchtete, wollte zurückwinken. Aber dann ließ sie die Hand wieder herabsinken.
    »Das sind sie«, sagte einer der Männer, und Clay verkannte weder den Abscheu noch die Angst in der Stimme. »Das ist die Gai-ten-Bande.«
    Einer der anderen Männer sagte: »Zum Teufel mit dir, Kumpel.« Sie gingen weiter und bewegten sich nun sogar etwas schneller, obwohl die Großmütterliche hinkte und ihr Begleiter ihr an einem Subaru vorbeihelfen musste, dessen Stoßstange sich in der eines Saturns verhakt hatte, den irgendjemand hier stehen lassen hatte.
    Alice sprang auf und stieß dabei fast eine der Laternen um. Clay hielt sie am Arm fest. »Spar dir die Mühe, Kleines.«
    Sie ignorierte ihn. »Wir haben wenigstens etwas getan!«, rief sie ihnen nach. »Und was habt ihr getan? Scheiße, was habt ihr getan?«
    »Will dir sagen, was wir nicht getan haben«, sagte einer der Männer. Die kleine Gruppe war jetzt am Aussichtspunkt vorbei, und er musste beim Laufen über die Schulter zurückblicken, um mit ihr zu reden. Das konnte er ungestraft tun, weil die Straße hier auf einige hundert Meter frei von verlassenen Fahrzeugen war. »Wir sind nicht daran schuld, dass jede Menge ermordet worden sind. Die anderen sind mehr, falls ihr das noch nicht bemerkt haben solltet.«
    »Bockmist, ihr wisst ja gar nicht, ob das so ist!«, rief Jordan. Clay merkte, dass es die ersten Worte waren, die der Junge sprach, seit sie die Stadtgrenze von Gaiten hinter sich gelassen hatten.
    »Vielleicht ist es so, vielleicht nicht«, antwortete der Mann, »aber sie beherrschen allen möglichen sehr unheimlichen und wirksamen Scheiß. Daran ist nicht zu rütteln. Sie behaupten, dass sie uns in Ruhe lassen, wenn wir sie in Ruhe lassen ... und euch in Ruhe lassen. Von uns aus gern.«
    »Wenn Sie alles glauben, was die sagen - oder Sie denken lassen -, sind Sie ein Idiot«, sagte Alice.
    Der Mann blickte nach vorn, hob die Rechte, schüttelte sie in einer kombinierten Vergiss-es/Auf-Wiedersehen-Geste und sagte nichts mehr.
    Die vier beobachteten, wie die Leute mit den Einkaufswagen außer Sicht gerieten, dann sahen sie sich über den Picknicktisch mit seinem Relief aus geschnitzten Initialen hinweg an.
    »Jetzt wissen wir's also«, sagte Tom. »Wir sind Ausgestoßene.«
    »Nicht unbedingt, wenn die Handy-Leute wollen, dass wir dorthin gehen, wohin die übrigen - wie hat er sie gleich wieder genannt? -, wohin alle Normies unterwegs sind«, sagte Clay. »Vielleicht sind wir ja etwas anderes.«
    »Und was, bitte schön?«, sagte Alice.
    Clay hatte eine gewisse Vorstellung, die er aber nicht aussprechen wollte. Nicht jetzt um Mitternacht. »Im Augenblick interessiert Kent Pond mich mehr«, sagte er. »Ich will ... ich muss herauskriegen, ob ich meine Frau und meinen Sohn finden kann.«
    »Dass sie noch dort sind, ist ja wohl nicht sehr wahrscheinlich?«, sagte Tom mit gedämpfter, freundlicher Stimme. »Ich meine, unabhängig davon, was aus ihnen geworden ist, ob Normies oder Phonies, sind sie vermutlich weitergezogen.«
    »Wenn mit ihnen alles in Ordnung ist, haben sie auf jeden Fall eine Nachricht hinterlassen«, sagte Clay. »Jedenfalls ist's ein Ziel.«
    Und bevor sie dorthin gelangten, bevor dieser Teil abgehakt war, würde er nicht darüber nachdenken müssen, weshalb der Lumpenmann sie wohl an einen Zufluchtsort schickte, wenn die dort versammelten Leute sie fürchteten und hassten.
    Oder wie Kashwak No-Fo überhaupt sicher sein konnte, wenn die Handy-Leute davon wussten.

6
    Sie näherten sich langsam der östlich von ihnen verlaufenden Route 19, einem Highway, der sie über die Staatsgrenze nach Maine bringen würde,

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