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Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Titel: Puppenbraut: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May B. Aweley
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Reihenhäuschen, das er gedämmt hatte, damit seine Frau und ihn keiner stören konnte. Von Zeit zu Zeit fuhr er einen Rollstuhl, den er mal von einer Müllhalde für den Transport der schlafenden Prinzessinnen mitgebracht hatte, auf seine geräumige Terrasse. Irgendwo auf dem Dachboden hatte er eine Schaufensterpuppe gefunden. Emma sah Menschen zum Verwechseln ähnlich. Eines Tages setzte er sie auf das Gefährt, und so entstand die herzerwärmende Geschichte von einer querschnittsgelähmten Ehefrau, um die er sich kümmern musste. Ob Sommer oder Winter – stets hatte er sie leicht zugedeckt, weil sie angeblich so kränkelte, damit keiner der Nachbarn Verdacht schöpfen konnte.
     
    Sollten sie doch glauben, er würde dort nicht alleine wohnen. Dann brauchte er nicht zu erklären, warum die Mülltonne immerzu voll war. Wenn doch ein Geräusch aus dem isolierten Keller durchkommen sollte, dann würde sich auch keiner wundern. Er war eben der bedauernswerte Nachbar von nebenan.
     
    Kurzerhand kehrte er in die Realität zurück. Mit Beruhigung stellte er fest, dass ihn wieder niemand beim Putzen der Apotheke beobachtete. Zunehmend hatten sie mehr Vertrauen in ihn. Gut so! Er hasste diese Arbeit. Ein einziger Lichtblick waren die so seltenen Augenblicke, in denen sie ihn allein ließen. Er wusste es sofort zu nutzen. Jetzt hatte er genug Zeit, den Medikamentenschrank erneut zu plündern, bevor die Putzkolonne den Raum gemeinschaftlich wechselte. Die Mittelchen steckte er sich schnell in die Kittelschürze und schmunzelte über die Dummheit dieser Dilettanten. Eines Tages würde er diesen Job schmeißen, wenn es soweit war!
     
    Nur jetzt noch nicht. Wieder nahm er einen Putzlappen in die Hand, damit der stetige Schwund an betäubenden Arzneien nicht auffiel. Fröhlich summte er vor sich hin, während ihn die melancholischen Gedanken begleiteten, aus der Zeit, als er endlich erwachsen wurde.
     
    Noch bevor seine Pflegemutter so plötzlich gestorben war, drillte sie ihm immer wieder ein, all die Liebe und Zuneigung, die sie ihm in der gemeinsamen Zeit hatte zukommen lassen, auch anderen Frauen zu geben. Also fügte er sich ihrem Wunsch, indem er Frauen Komplimente erteilte. Alles über das Netz. Natürlich völlig unauffällig, damit sie sich geschmeichelt und nicht belästigt fühlten. In der virtuellen Welt wurde er von zuneigungsdurstigen Frauen förmlich überrannt. Dann lernte er Amy Andrews und ihre Tochter kennen.
     
    ‘Meine liebste Zoey’, dachte er mit einem sentimentalen Unterton. Hoffentlich würde sie nicht bemerken, dass es vor ihrer Zeit schon andere Frauen gegeben hatte. Doch sie alle hatten nichts zu bedeuten! Schon als er Zoey gesehen hatte, wusste er, dass seine Suche nach der perfekten Frau nun zu Ende war. Und der Computer fütterte ihn mit Informationen!
     
    In Amys Fall wollte er nicht aufdringlich oder unhöflich erscheinen. Die zarte Liebe zwischen ihrer Tochter und ihm war zu kostbar, um sie mit Nichtigkeiten des früheren Lebens zu belasten. Sie würden für immer und ewig in seinem Gedächtnis verborgen bleiben.
     
    Zoeys Bild erschien in seinem Kopf. Immer und immer wieder erinnerte er sich daran, wie er es im Park geschossen hatte. Darauf war sie so erwachsen! Die Proportionen des Kindes auf dem Bild aus dem Aquarium, das er auf dem blöden Flyer sah, entsprachen überhaupt nicht denen von der Frau, die er mitgenommen hatte. Möglicherweise war das auf dem Flyer gar nicht Zoey, sondern ein anderes Kind, das ihr nur ähnlich sah. Eine Cousine oder die Mutter, als sie klein war. Die Journalistin wollte ihn nur täuschen! Sie wollte ihm Zoey wegnehmen!
     
    Mensch, wieso hatte sich seine Kleine überhaupt so? Mit denen war immer Stress! Dauernd wollten sie zu Mommy oder Daddy. Da war er damals ganz anders. Er kannte das alles, was Erwachsene mit Kindern machten, schon von seinem Nachbarn. Es hatte zwar am Anfang etwas weh getan, und er mochte es nicht, aber: Hey! Hatte er damals so gejammert, dass er zu seiner „Mommy“ wollte? Nein! Weil es auch Unsinn war. Seine leibliche Mami hatte das auch nicht die Bohne interessiert! Sie hätte ohnehin nur ihn und nicht den Nachbarn ausgeschimpft!
     
    Erst bei der Pflegemutter wurde es besser! Sie hätte sich bestimmt in der Kindheit um ihn gekümmert! War es nicht genau sie, die erklärte, dass man Kindern so etwas nicht antun durfte! Erst, wenn man geheiratet hatte, durfte man „Erwachsenen- Sachen“ tun. Vorher nicht! Sonst käme man nicht

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