Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
Kaffee, Computer, Frühstück - jeden Morgen das Gleiche.
Während der Kaffeeautomat vor sich hin brummte, ging sie alle ihre Mails durch. Einige belanglose, eine von ihrer Chefredakteurin, die sie erinnern wollte, die Zeitung wegen des Artikels des neuen Kollegen anzuschauen... Jede Menge spamwürdige Korrespondenz. Von ‘Alex0787’ keine Spur. Gar nichts. Innerlich empfand sie sogar Freude, dass er sie mit weiteren Bildern von Zoey verschont hatte. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt welche bekäme, hätten sie unter Umständen keinen harmlosen Charakter mehr.
Wie ferngesteuert wanderten ihre Gedanken zu den Bildern, die ihr vor fast 24 Stunden zugeschickt worden waren. Sie hatte sie glücklicherweise auf einem USB-Stick gesichert. Gründlich schaute sie sich das Bild mit den kichernden Mädchen an. Die Kinder sahen so lebensfroh darauf aus.
„Wo bist du bloß, Zoey?“, flüsterte sie traurig. Nur das Brummen der Kaffeemaschine im Dialog mit dem vorlauten Kühlschrank beantwortete diese Frage.
Doreen berührte den Bildschirm mit einem Zeigefinger, als könnte sie das Mädchen mit dieser Geste trösten, wo auch immer sie jetzt war. Als sie ganz sanft die Umrisse des Kindes nachzeichnete, fesselte eine Kleinigkeit ihren Blick, die sie bisher scheinbar übersehen hatte. Sie zoomte das Bild, soweit sie nur konnte. Irgendetwas lag auf dem Boden und spiegelte das Sonnenlicht. ‘Ein Spiegel oder ein Stück Folie vielleicht?’, überlegte sie krampfhaft. Mit jedem weiteren Zoomen wurde das Bild weniger scharf. Und dennoch erkannte sie an der rechteckigen Form, was es war.
‘Im Gras lag ein Buch! Ein funkelnagelneues, in Folie eingeschweißtes Buch’, dachte sie euphorisch. Wenn sie sich einer Sache sicher war, dann der, dass es in dem kleinen Kiosk keine eingeschweißten Bücher zu kaufen gab. Die Mädchen mussten also, bevor sie zum Spielplatz kamen, in einer Buchhandlung gewesen sein. Selbst für das Auspacken nahmen sich die Kinder keine Zeit. ‘Ob das ein Detail war, weshalb der Buchhändler vom FBI verhört worden war?’, fragte sie sich. ‘Oder war dies vielmehr ein Indiz, welches die Kinder mit diesem Mann in Verbindung bringen könnte?’ Viel wahrscheinlicher erschien ihr plötzlich, dass es nichts dergleichen war. Dieses Foto bewies lediglich, dass die Mädchen einfach ein eingeschweißtes Buch dabei hatten. Mehr nicht.
‘Verdammt! Ich muss nochmal in den Park! Bestimmt habe ich etwas übersehen! Zu diesem Platz, wo das Buch lag’, dachte Doreen. Plötzlich traf es sich gut, dass sie Raffaella erst nachmittags zum Zoobesuch treffen würden. Es gab ihnen genug Zeit, in den Park zu gehen. Etwas Beschäftigung auf dem Spielplatz würde Cassy einem ausgedehnten Frühstück sicherlich vorziehen. Sie beschloss, ihre Lebensgefährtin noch nicht in ihre Pläne einzuweihen. Raffaella war in letzter Zeit sowieso schon etwas überempfindlich. Cassy würde sich in ihrer Freude sofort verquatschen, also war die Devise, beim Frühstückstisch den Mund zu halten.
Persönlich sah Doreen eine geringe Gefahr darin, den Park mit ihrer Tochter zu besuchen. Mit Ivy hätte sie es nicht zugelassen, weil sie ihr zu jung erschien. Doch irgendetwas in ihrem Herzen sagte ihr, dass der “Dolly-Lover” erst erneut auf Jagd gehen würde, wenn Zoey tot oder lebendig gefunden wurde. Vorher ging keine Gefahr von ihm aus!
Abrupt schreckte sie hoch, als sie das Klingeln des Telefons vernahm. Einen Augenblick später hörte sie Raffaella sprechen. So sachlich hörte sie sich nur an, wenn es um dienstliche Angelegenheiten ging. ‘Sie wird also bald in die Küche kommen.’ Um weitergehenden Diskussionen über Zoey zu entgehen, fuhr sie ihren Computer herunter und machte sich an die Vorbereitungen zum Frühstück.
Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis die vertraute Stimme hinter ihrem Rücken erklang. Doreen musste unwillkürlich lächeln, während sie so tat, als hätte sie Ell nicht wahrgenommen.
„Hallo, meine Schönheit“, Raffaella küsste sie zärtlich am Nacken,“hast du gut geschlafen?“
„Du bist also auch schon wach?“ Ree fiel es nicht leicht, den aufsteigend fröhlichen Unterton zu unterdrücken. Das war genau diese empfindliche Stelle, bei der sie nicht widerstehen konnte, wenn sie geküsst wurde. Ein erotischer Schauer durchfuhr sie bis in die Zehenspitzen. Während sie unter dieser Anspannung leicht zitterte, spürte sie ein Kribbeln in der Bauchgegend, das sie
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