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Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Titel: Puppenbraut: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May B. Aweley
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schöner und aufregender als seine reale gewesen. Er musste sich bloß einen Lebenslauf ausdenken, ein Foto eines gut aussehenden Mannes im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten suchen, und er erfuhr alles über die Menschen. Ihre Fotos, ihre Geburtstage, die Namen und Fotos ihrer Kinder, Eltern, ihre Adressen, ihre Telefonnummern. Alles, was er sich wünschte, um Zoey und die anderen zu finden!
     
    All die Antworten standen im weiten, mächtigen Universum verstreut. Er musste nur die Hand ausbreiten und danach greifen. Die Menschen chatteten mit ihm, ohne dass sie seine wahre Identität kannten. Jedem von ihnen konnte er Märchen auftischen, die sie hören wollten.
     
    Seine größte Passion war, diesen Menschen mundgerechte Wahrheitshäppchen zu geben, in denen er sich immer eine neue Rolle ausdachte hatte. Mal war er ein Buchhändler, gefesselt an den Rollstuhl. Mal eine trauernde Witwe. Aber seine Paraderolle war die von ‘Alex0787’. Und Amy Andrews war so leicht darauf reingefallen.
     
    Kopfschüttelnd betrachtete er einen Stoß Zettel und nahm den obersten zur Hand. Warum hatte sie bloß alle diese Flyer hierher gebracht? Die Journalistin hatte sie überall verteilt, den ganzen Weg von Boerum Park bis zum Kiosk hatte sie damit gepflastert. Es hatte ihn viel Zeit gekostet, sie aufzusammeln. Doch es war ihm im Grunde egal, sollten sie alle doch nach dem “Dolly-Lover” suchen! Seine Zoey würden sie eh nicht finden!
     
    Warum sah jeder in seiner Braut nur ein Kind? Hatten all die Idioten denn eigentlich keine Augen im Kopf? Das kokette Lächeln, die Taille, die schlanken Beine. Kinder waren doch pummelig und unförmig! Zoey war eine Frau. Basta. SEINE Frau, verstand sich.
     
    Nur selten wollte er sich an den Zustand erinnern, den Leute ‘Kindheit’ nannten. An seine leiblichen Eltern, die ihm, seit er denken konnte, Angst gemacht hatten, schon gar nicht. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er oft in die Kissen geweint. Immer dann, wenn er die übermächtigen Schatten sich nachts an der Wand bewegen gesehen hatte. Es war stets ein sicheres Indiz dafür, dass er morgens übermüdet und voller Striemen unter seinen dreckigen Klamotten in der Schule erscheinen würde. Seine Schreie wurden durch die Kissen erstickt, bis er nicht mehr atmen konnte.
     
    Seine Eltern sagten ihm, er wäre ein böser Junge gewesen, dem man die Bosheit aus dem Kopf schlagen musste. Der metallische Geruch seines Blutes, das auf den dreckigen, alkoholgetränkten Boden tropfte, war sein ständiger Begleiter.
     
    In der Schule hatte er sich für seine Familie sehr geschämt. Obwohl er es besser wusste, vermöbelte er jeden nach allen Regeln der Kunst, der sich nur annähernd über sein Zuhause lustig machte. Es war eine Art Familienehre, die mit einem Besuch beim Rektor und saftigen Strafen daheim ‘belohnt’ wurde.
     
    Nachdem er dann im zarten Alter von zwölf Jahren von dem Child Protective Service endlich von Zuhause abgeholt worden war, hatte er nie das Verlangen, seine leiblichen Eltern nochmal zu sehen. Seine neue Pflegefamilie fand er wesentlich netter und war ihnen für das schönere Leben unendlich dankbar. Nur die Erinnerung an den netten, hilfsbereiten Nachbarn hatte ihn von Zeit zu Zeit mit Sehnsucht erfüllt. Er fehlte ihm. Um seine neuen Pflegeeltern nicht zu enttäuschen, hatte er sich ins Zeug gelegt, die Schulen bestmöglich abzuschließen. Er wollte den Erfolg!
     
    Seine neuen Eltern kümmerten sich bis zu ihrem grausamen Tod rührend um ihren neuen Sohn. Bis heute konnte er nicht verstehen, weshalb sich sein Pflegevater, ein angesehener Zahnarzt, an jenem Abend, an dem sie einen Geburtstag mit Freunden gefeiert hatten, noch betrunken hinter das Steuer gesetzt hatte. Dann wich er auf die Gegenfahrbahn aus und wurde von einem Lastwagen erwischt. Warum diese gute Menschen sterben mussten, sollte nicht zu begreifen sein.
     
    Sein Pflegesohn war zu diesem Zeitpunkt zum Glück fast volljährig. Eine erneute Suche nach einer weiteren Pflegefamilie blieb ihm dadurch erspart. Eines Tages erschien ihm das Haus seiner Pflegeeltern zu langweilig, daher beschloss er, einen Schlussstrich zu ziehen. Irgendwann zog er dann nach New York und wechselte seine Identität, um SIE endlich zu finden. Die Stadt war voll von begehrenswerten Frauen, die nur darauf warteten, von ihm Liebe zu bekommen. Das war seine Chance. So bekam er seine Zoey.
     
    Von dem, was er für den Verkauf des Hauses bekam, kaufte er sich ein

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