Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
allerdings gründlich geirrt. Zum gleichen Zeitpunkt wurde sein Haus, von dem er sich gerade eben verabschiedet hatte, vollständig auf den Kopf gestellt. Und was man von der Festplatte seines gelöscht geglaubten Computers rekonstruieren konnte, würde die Urheber für lange Zeit ins Gefängnis befördern.
KAPITEL 21
Langsam kam Doreen Bertani wieder zu sich. Diese Tatsache schien zu einem Dauerzustand zu werden! Ihr brummender Schädel drohte erneut in kleine Stücke zu zerspringen. Selbst ein winziger Sonnenstrahl löste bei ihr eine Salve von Sinneseindrücken aus, die ihre Synapsen im Kopf an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit brachten. Für den Umstand, dass man das Zimmer abgedunkelt hatte, war sie unendlich dankbar.
Eigentlich hatte sie keine Ahnung, wo sie war oder wie lange. Sie kannte nur die paar Wände und die Decke. Für ein Zimmer war es deutlich zu dunkel; für einen Keller zu hell. Sie befand sich eindeutig in einer Art Souterrainwohnung. Nur dann würden die Lichtverhältnisse passen. Sie waren mitten im Nirgendwo! Es war schon seltsam, wie schnell wir Menschen unsere Bedürfnisse auf ein Minimum senken konnten, sobald wir uns im Überlebenskampf befanden. Allein die Vorstellung, ihre geliebte Raffaella nochmal zu umarmen, erschien ihr wie ein unerfüllter Herzenswunsch. Eine Sache, die früher so alltäglich war, dass es schmerzte, sie verloren zu haben.
Instinktiv wollte Doreen mit der Hand über ihr Gesicht fahren, doch ihre Hände waren immer noch gefesselt. Ihr Peiniger hatte sich diesmal die Mühe gemacht, sie auf einem Stuhl, der an einer der Wände angelehnt war, zu fixieren. Sie versuchte die Hände zu lösen, doch der Höllenschmerz ließ sie jeden Gedanken an Flucht vergessen. Erneut hatte ihr Folterer einen Kabelbinder verwendet, der sich bei Bewegungen teils in die alten Wunden hineinfraß. Resigniert ließ sie die Hände in einer erträglichen Haltung hängen. Die Fesseln an den Füßen brannten nicht weniger schlimm.
Lediglich ihr Rumpf war fähig, leichte Bewegungen auszuführen, die sie nicht an den Rand des Wahnsinns katapultierten. Zumindest im motorischen Sinne, denn der Blick zur Seite ließ sie, wie bereits zuvor, vor Schreck erstarren.
Zu ihrer Linken war Raffaella in ähnlicher Weise befestigt auf einem weiteren Stuhl drapiert, als sollten sie beide gleich Zeugen einer erwartungsgemäß grausamen Vorstellung werden. In Todesangst vergaß sie die Schmerzen in ihren Armgelenken und startete einen weiteren sinnlosen Befreiungsversuch. Vergeblich. Es war nichts zu machen!
„Ell, Schatz! Hörst du mich, Liebes?“, wisperte sie. „Wach auf!“ Keine Antwort kam zurück. Sie versuchte es nochmal, mit gleichem Ergebnis.
„Keine Sorge, sie hört dich schon sprechen! Nur antworten kann sie nicht!“, sagte ihr Peiniger, als er die Schwelle zu ihrem Gefängnis betrat. „Habe ihr etwas Pancuronium nachgespritzt. Schließlich sollen mir meine einzigen Zeugen meine Hochzeit nicht vermiesen! Sei doch froh, Mutter, dass ich euch auserwählt habe, diese wahre Seltenheit mitzuerleben. Wie aus einer kleinen Raupe ein wunderschöner Schmetterling wird. Was für ein von Freude erfüllter Tod!“
„Was willst du von uns?“ Doreens sonst so selbstsichere Stimme wich einem resignierten Unterton.
„Ihr werdet sehen, wie viel Spaß wir miteinander haben, bevor eure Lungen durch eine letzte Dosis des Mittels ihre Arbeit einstellen werden! Du hast gelogen, Mutter! Zoey ist kein Kind mehr, und das werde ich dir heute beweisen!“, klang er mehr als überzeugt. Es war Wahnsinn!
„Wenn Sie uns gehen lassen, werden wir nichts verraten! Ich verspreche es Ihnen!“ Ree versuchte sich an jeden Strohalm, auch den aussichtslosesten, zu klammern. Vielleicht half es, wenn sie durch das Siezen dieses Irren Distanz schaffte?
„Aber Doreen!“, seine Stimme klang plötzlich fast zärtlich. „Meine schöne, junggebliebene Mutter. Was meinst du, warum ich euch zu der Hochzeit eingeladen habe? Weil ich sie liebe, natürlich! Weil ich dich liebe, obwohl du mich verlassen hast.“
„Ich bin nicht Ihre Mutter. Sie irren sich!“ Doreen versuchte verzweifelt, einem Wahnsinnigen mit rationalem Denken zu begegnen. Vergebliche Mühe. Er ignorierte sie.
„Hören Sie!“ Ree änderte nochmals die Taktik. Das Mädchen war jetzt ihre letzte Rettung. „Zoey ist noch ein Kind! Lassen Sie sie gehen! Sie waren doch auch mal ein Kind! Erinnern Sie sich doch
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