Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
war mittlerweile jeglichen Lebenswillens beraubt. Das Mittel entfaltete seine Wirkung nun vollständig. Sie war so unendlich müde, und doch hielt sie eine unsichtbare, starke Hand davon ab, einfach in die Tiefen des Nichts einzutauchen.
Durch einen Nebel hörte sie plötzlich Zoeys wundervolle Engelsstimme. Sie versuchte, die Augen zu öffnen.
„Warum sind Sie so komisch?“, fragte das Kind. „Was haben Sie?“
„Zoey, mein Schatz! Sie sind müde! Mach dir nichts draus! Sie freuen sich mit uns, Honey! Komm schon! Zeig dich ihnen, wie hübsch du aussiehst!“
„Was soll ich tun?“ Zoeys Stimme klang resigniert. Ein Beweis dafür, dass der Willen eines Kindes endgültig durch die Macht eines Erwachsenen gebrochen worden war.
„Du sollst dich deinem Publikum stellen, Püppchen!“ Travis Carter lächelte verständnisvoll. Dass seine Zoey ihn nicht verstand, war klar! Sie war so schüchtern, sein Engel. Doch langsam war es an der Zeit, dass sie lernte, wie sich eine ‘richtige Dame’ verhielt.
„Mach mich lieber nicht böse!“, bat er beinah freundlich. „Du weißt doch, dass ich mich dann nicht kontrollieren kann!“
Zoey konnte sich an diese Kontrollverluste so gut erinnern, dass sie beschloss, dem Befehl blind Folge zu leisten. Sie stellte sich vor die beiden Frauen, die regungslos an ihre Stühle gefesselt waren.
„Tut mir so leid!“ Voller Schmerz schaute sie die Hüllen der Menschen an, die bis zum Schluss an ihre Rettung geglaubt hatten. „Das tut mir so leid!“ Tränen liefen ihr über das wunderschöne Gesicht und verwischten den Kajalstift, der sich mit dem tiefen Rot der übertrieben geschminkten Lippen zu einem Brei vermischte.
„Hey, was soll denn das?“, schrie Travis auf. „Die ganze Arbeit umsonst! Wenn du mit dem Flennen nicht aufhörst, werde ich sie beide töten! Also hör endlich auf!“, fauchte er das Kind an. „Ich muss dich neu schminken! Verdammt!“
Doreens Gehirn versuchte, das Bild, das sie gerade zu sehen bekam, zu verarbeiten. Sie hätte schwören können, dass sie gerade Zoey in einem weißen Kleid und anzüglich wirkenden Strumpfhaltern gesehen hatte. Auf ihren Augenlidern und Lippen war die Schminke derartig dick aufgetragen, dass es sie an eine Porzellanpuppe erinnerte, die ein vierjähriges Kind mit der Schminke ihrer Mutter bearbeitet hatte. Diese absurde Vorstellung konnte doch nur von ihrem vergifteten Gehirn kommen, versuchte sie es sich zu erklären. Das Produkt einer kranken Fantasie oder ein furchtbarer Albtraum, aus dem sie gleich aufwachen würde.
Während Doreens Herz in seinem Schlag durch die Mittel gedämpft wurde, konnte sie plötzlich ungewohnte Geräusche wahrnehmen. Oder wollte ihr der Verstand einfach nur einen Streich spielen? Wie aus dem Nichts konnte sie einen leichten Windstoß wahrnehmen. Jemand flüsterte: „Pssst!“, bevor nach einer Weile die ersten lauten Worte fielen:
„HIER IST DAS FBI! LASSEN SIE DIE WAFFE FALLEN! FALLENLASSEN, HABE ICH GESAGT!“ Ein Schuss löste sich. Doreen war mittlerweile wirklich alles egal. Sie streckte ihre Arme einem warmen Licht entgegen.
„Angel, wir brauchen Verstärkung! Ich kann ihren Puls nur ganz schwach wahrnehmen! Ich beginne mit einer Herzmassage!“, lauteten die Anweisungen des Teamchefs, die nur das operierende Team wahrnehmen konnte.
„Scott, ich kümmere mich um die Journalistin! Die Verstärkung ist unterwegs!“ Angels Stimme klang ganz klar. „Ich kann auch nur einen schwachen Puls spüren!“, brüllte sie plötzlich.
„Bryan! Beginne mit einer Herzmassage!“, wies Angel ihren älteren FBI-Kollegen an, der ihrem Befehl sofort folgte. Sollten sie die Frauen durch diese Hölle jemals durchbringen können, mussten sie sofort schnell und richtig handeln!
„Doreen, Sie sind in Sicherheit! Bleiben Sie bei mir! Doreen, drücken Sie meine Hand!“ Nun war Angel sichtlich angespannter. „Doreen, verdammte Kacke, halten Sie durch!“ Man hörte laute Stimmen, die sich zu einer undefinierbaren Masse vereinten. Rees Gedanken flogen weiter und weiter ins Licht. Nun gab es für sie keinen Grund, den wahrgenommen Stimmen zu folgen. Doreen war unendlich glücklich!
„Das ist die Wirkung von Pancuronium, nicht wahr?“, klang es diesmal nach aufsteigender Panik bei der sonst so ruhigen Agentin. „Welche Dosis hat dieses miese Schwein Ihnen gespritzt?“
Der Keller, der diesmal als Tatort gelten würde,
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