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Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Titel: Puppenbraut: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May B. Aweley
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Wirklichkeit oder bereits in einem Traum? Sie konnte und wollte diese Frage nicht mehr beantworten.
     
    Ihre bisher geordneten Gedanken zerstreuten sich im Kopf wie die Samenträger einer Pusteblume auf der Wiese, bewegt durch den sanften Hauch des Sommerwindes. Selbst die kleinste Bewegung der Finger musste sie sich vorstellen, weil ihr das Medikament das Bewegungszentrum, nicht aber ihre Gedanken ausgeschaltet hatte. Im Prinzip wusste sie, welche Befehle sie aussenden musste, um ihre Glieder zu bewegen, doch es fiel ihr so unendlich schwer, einen Auftrag zu formulieren. Eine bodenlose Traurigkeit überkam sie.
     
    Bilder von Cassy, wie sie im Garten schaukelte, erschienen vor ihren Augen. Erinnerungen daran, wie sie lachte und weinte... Mit restlicher Kraft wollte sie diese Gedanken festhalten, wenn sie den letzten Atemzug tat, doch selbst diese Macht hatte sie nicht.
     
    Bilder aus ihrer Kindheit, wie ihre Mutter sie wog, waren so mit denen ihrer Tochter verflochten, als wären sie eine große Einheit. Es war, als würden diese Ereignisse nebeneinander existieren und nicht einer zeitlichen Abfolge unterworfen sein. Ihr erster Kuss, ihre Tränen, als sie begriff, dass sie mit Cassys Vater, Tom, nicht mehr gemeinsam leben wollte. Ihre erste Puppe, die kleine Begräbnisfeier, als sie ihren Hamster als Kind begraben musste. Ihre Mutter, Abigail Parker, als sie den letzten Kampf gegen den Krebs verlor. Ihr erster Schulranzen, auf den sie so stolz war.
     
    Wie auf einer Patchwork-Decke ordneten sich die Eindrücke ihrer Vergangenheit zu einem großen Puzzle - ohne Raum und Zeit. Dass nun das Puzzle abgeschlossen wurde, also einen äußeren Rahmen bekam, frustrierte sie unendlich.
     
    Mit dem Rest der ihr verbliebenen Kraft versuchte sie, ihre Gedanken abzuschütteln, um sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Es gelang ihr, die Augen zu öffnen. Alles sah verschwommen aus. Doreen versuchte, ihre Augen auf die Flamme einer Kerze, die auf dem Boden lag, zu fokussieren. Vielleicht konnte sie dadurch ihre Gedanken ordnen? Mittlerweile war es ihr gleichgültig, ob sie diesem Martyrium entkommen würde. Alles das war ihr nicht mehr wichtig! Sie verlangte nur eine Antwort auf das ‘Warum?’. Damit sie es begreifen konnte, bevor es vorbei war!
     
    Wie war sie bloß in dieses Gefängnis zu ihrem Peiniger gekommen?
     
    Wie auf eine freundliche Anfrage hin schoss ihr Gehirn weitere Bilder in ihren Kopf. Nun musste es keine weiteren Aufgaben mehr bewältigen, also verstärkte es seine Bemühungen in diese Richtung. Selbst die vitalen Aktivitäten wie Herzschlag und Atmung wurden weitgehend zurückgefahren. So weit, wie es für das Überleben noch unbedingt notwendig war.
     
    Doreen sah, wie Amy ihr das Bild ihres verschwundenen Kindes reichte, das in diesem Moment auch ihren und Raffaellas Untergang besiegelt hatte. Wie sie an ihren Flyern bastelte und den Mörder auf einen der Zettel schrieb. Nur ihr Unterbewusstes registrierte damals, wie einer der Zettel herunterfiel. Jetzt gab es ihr diese unnötige Information wieder. Für einen kurzen Moment überlegte Doreen, ob wenigstens der richtige Zettel noch klebte. Doch wen kümmerte es schon!?
     
    Dann sah sie seine Fratze, deren ursprüngliche Attraktivität durch seine Grausamkeit zu Hässlichkeit mutiert war. Sie blickte in das Gesicht von Travis Carter, dem freundlichen Aushilfs-Hausmeister an der Shelby School. Warum bloß konnte sie ihr Bauchgefühl derart täuschen, dass ihr nicht auffiel, warum dieser Mann so hilfsbereit war, ihre Flyer zu verteilen? Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb dieser Psychopath noch nicht gefasst wurde!
     
    Zwischen den Liedern, die ihr ihre Mutter zum Einschlafen sang, flüsterte ihr Gedächtnis Bruchstücke der Unterhaltungen mit ihrem Peiniger, die sich jetzt zu einem großen Ganzen zusammenfügten. Er hatte damals von einer Verlobten gesprochen, erinnerte sie sich. Mit der er angeblich Kinder haben wollte.
     
    Doch er hatte damals von Zoey gesprochen. Sie war nur zu blind gewesen, das zu erkennen. Vermutlich würde man die Zettel, die sie entworfen hatte, um das Kind zu finden, in einem Schulmülleimer finden. Wenn sie Glück hatten, dann würden die Cops das irgendwann herausfinden! Vielleicht daraufhin schlussfolgern... Vielleicht auch nicht...
     
    Doch wen kümmerte es schon, außer Cassy, die von nun an ohne Mütter aufwachen würde. Wer würde sie vor all den Monstern, die auf der Welt herumliefen, beschützen? Doreen

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