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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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einem in Eile gekochten Abendbrot, irgendwelchen eindringlich geäußerten Ansichten über seinen mangelnden Ehrgeiz und einem halbgaren intellektuellen Mischmasch, der ihn ratlos machte.
    Um der Erinnerung an die Gasinstallateure als angeblich menschliche Wesen und an Eva im Lotussitz zu entfliehen, spazierte Wilt am Fluß entlang und ging dunklen Gedanken nach, die noch dunkler wurden, als ihm zu Bewußtsein kam, daß jetzt das fünfte Jahr hintereinander sein Gesuch, zum Hauptlehrer befördert zu werden, fast sicher abgelehnt werden würde und daß er, wenn er nicht bald was unternähme, den Rest seines Lebens zu Gasinstallateuren III und Gipsern II - und zu Eva - verdonnert wäre. Die Aussicht war unerträglich. Er würde entschlossen handeln. Über ihm donnerte ein Zug vorbei. Wilt beobachtete die entschwindenden Lichter und dachte über die Möglichkeit von Unfällen an unbeschrankten Bahnübergängen nach.
    »Er benimmt sich im Augenblick so komisch«, sagte Eva Wilt, »ich weiß gar nicht, was ich von ihm halten soll.«
    »Ich habe es bei Patrick aufgegeben«, sagte Mavis Mottram und musterte kritisch Evas Vase. »Ich denke, ich rücke die Lupine ein Millimeterchen weiter nach links. Da steigert sie die orchestrale Wirkung der Rose. Nun die Iris hier herüber. Man muß versuchen, gewissermaßen eine hörbare Wirkung der gegensätzlichen Farben zu erzielen. Kontrapunktisch, könnte man sagen.«
    Eva nickte und seufzte. »Er war immer so aktiv«, sagte sie, »aber jetzt sitzt er bloß im Hause rum und sieht fern. Das einzige, wozu ich ihn noch kriege, ist, daß er mit dem Hund spazierengeht.«
    »Wahrscheinlich fehlen ihm Kinder«, sagte Mavis, »ich weiß, bei Patrick ist es so.«
    »Darum haben wir ja keine«, sagte Eva bitter, »weil Henry sich nicht mal dazu aufraffen kann.«
    »Tut mir leid, Eva. Ich hab nicht dran gedacht«, sagte Mavis und stellte die Lupine so um, daß sie sich wirkungsvoller gegen eine Geranie abhob.
    »Das braucht dir nicht leidzutun«, sagte Eva, die Selbstmitleid nicht zu ihren Fehlern zählte, »ich sollte vielleicht lieber dankbar sein. Ich meine, stell dir vor, ich hätte Kinder wie Henry. Er ist so unkünstlerisch, und Kinder sind außerdem so hinderlich. Sie beanspruchen deine ganze schöpferische Kraft.«
    Mavis Mottram zog weiter, um jemand anderem dabei behilflich zu sein, eine kontrapunktische Wirkung zu erzielen, diesmal mit Brunnenkresse und Stockrosen in einer kirschroten Schale. Eva fummelte mit ihrer Rose herum. Was für ein Glück Mavis hatte. Sie hatte Patrick, und Patrick Mottram war so ein aktiver Mann. Eva legte trotz ihres Riesenwuchses größten Wert auf Aktivität, Aktivität und Kreativität, so daß selbst wirklich verständnisvolle Leute, die nicht besonders leicht zu beeindrucken waren, sich nach zehn Minuten in ihrer Gesellschaft total ausgelaugt fühlten. Sie bekam es fertig, in ihrem Yogakurs sogar im Lotussitz Aktivität auszustrahlen, und ihre Versuche bei der Transzendentalen Meditation hatte jemand mit einem Dampfkochtopf unter Druck verglichen. Und mit der schöpferischen Aktivität kam die Begeisterung, diese fieberhafte Begeisterung der sichtlich unerfüllten Frau, der jede neue Idee den Anbruch eines neuen Tages verkündete und umgekehrt. Aber weil die Ideen, für die sie eintrat, banal oder ihr unverständlich waren, war die Begeisterung entsprechend kurz und half nicht, die Lücke zu füllen, die Henry Wilts Versagen in ihr Leben gerissen hatte. Während er in seiner Phantasie ein leidenschaftliches Leben führte, lebte Eva, der jegliche Phantasie total abging, wirklich leidenschaftlich. Sie stürzte sich auf Dinge, Situationen, neue Freunde, Leute und Ereignisse mit einer hemmungslosen Unbekümmertheit, die den Umstand verbarg, daß sie nicht genug Gefühlsbeständigkeit besaß, um länger als einen Augenblick durchzuhalten. Als sie jetzt von ihrer Vase zurücktrat, prallte sie gegen jemanden hinter sich.
    »Bitte um Entschuldigung«, sagte sie und drehte sich um. Sie blickte in zwei dunkle Augen.
    »Da gibt's nichts zu entschuldigen«, sagte die Frau mit amerikanischem Akzent. Sie war schlank und in dem schlichten Gammellook gekleidet, der für Eva Wilts bescheidene Einkünfte nicht erreichbar war.
    »Ich bin Eva Wilt«, sagte Eva, die einmal in der Volkshochschule in Oakrington einen Kursus »Wie lerne ich Leute kennen?« besucht hatte. »Mein Mann unterrichtet an der Berufsschule, und wir wohnen in der Parkview Avenue 34.«
    »Sally

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