Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
der Mann nun hier, um uns zu unterstützen, oder macht er bei uns 'ne Art Therapie? Da hätte ich ja gleich in die Altenpflege gehen können.«
Rebus kutschierte seinen Wagen gemächlich durch die Straßen und gab sich Mühe, die Kneipen zu ignorieren, die rechts und links an ihm vorbeizogen.
Die Edinburgher Filiale der Glasgower Boulevardzeitung befand sich unweit der BBC-Dependance im obersten Stock eines repräsentativen Hauses in der Queen Street. Rebus ließ es darauf ankommen und stellte den Wagen direkt vor dem Eingang im Halteverbot ab. Dann schritt er durch die geöffnete Tür in das Gebäude, ging in den dritten Stock hinauf und trat dort durch eine Glastür in eine Art Vorzimmer, wo eine Frau ihm freundlich entgegenlächelte, während sie zugleich die Telefonzentrale bediente und einen Anruf entgegennahm.
»Tut mir Leid, aber der ist unterwegs. Haben Sie seine Handynummer?« Sie hatte ihr kurzes blondes Haar hinter die Ohren gesteckt und trug Kopfhörer samt Mikrofon. »Danke«, sagte sie, beendete das Gespräch und drückte auf einen Knopf, um den nächsten Anruf entgegenzunehmen. Obwohl sie Rebus nicht direkt ansah, signalisierte sie ihm mit einem Finger, dass sie ihn nicht vergessen hatte. Er hielt währenddessen nach einer Sitzgelegenheit Ausschau, konnte allerdings in dem Zimmer nirgends einen Stuhl entdecken. Der einzige Schmuck war eine müde aussehende Zimmerpflanze, die in einem viel zu kleinen Topf ihr kümmerliches Dasein fristete.
»Tut mir Leid, aber der ist unterwegs«, beschied die Frau gerade einem weiteren Anrufer. »Haben Sie seine Handynummer?« Sie nannte die Nummer und beendete das Gespräch.
»Entschuldigung«, sagte sie zu Rebus.
»Keine Ursache. Eigentlich wollte ich mit Steve Holly sprechen, aber ich kenne Ihre Antwort ja schon.«
»Tut mir Leid, aber der ist unterwegs.«
Rebus nickte.
»Haben Sie seine...«
»Ja, die hab ich.«
»Haben Sie einen Termin?«
»Eigentlich nicht. Ich bin nur hier, um die Puppe abzuholen - falls er sie nicht mehr braucht.«
»Ach, das schräge Teil.« Sie erschauderte demonstrativ. »Als ich heute früh ins Büro gekommen bin, hatte er sie mir auf den Stuhl gelegt. Na ja: Steves Art von Humor.«
»Dann vergeht so ein Arbeitstag hier bei Ihnen ja wie im Fluge, was?«
Sie sah ihn mit einem verschwörerischen Lächeln an. »Die Puppe ist drüben in seiner Kabine.«
Rebus nickte. »Und sind die Fotos schon fertig?«
»Oh, ja.«
»Dann kann ich sie ja...?« Er wies mit dem Daumen nach oben, wo er Hollys Kabine vermutete.
»Tja, warum eigentlich nicht?« An ihrer Telefonanlage fing jetzt wieder ein Lämpchen an zu blinken.
»Dann störe ich Sie nicht länger«, sagte Rebus und drehte sich um, als ob er genau wüsste, wohin er gehen müsste.
Tatsächlich war es ganz einfach. Es gab nur vier Kabinen, die durch freistehende Trenn wände voneinander abgeschirmt wurden. Und keines der Abteile wurde im Augenblick benutzt. Der kleine Sarg stand direkt neben Hollys Tastatur, obenauf ein paar Testpolaroids. Rebus beglückwünschte sich:
Besser hätte es gar nicht laufen können. Wäre Holly nämlich da gewesen, dann hätte Rebus einen Haufen Fragen beantworten müssen - vielleicht sogar Ärger bekommen. Außerdem ließ er sich die Gelegenheit nicht entgehen und sah sich gleich mal ein bisschen an Hollys Arbeitsplatz um. Die Wände waren mit Telefonnummern und Zeitungsausschnitten übersät, oben auf dem Monitor thronte eine Scobby-Doo-Figur. Auf dem Schreibtisch lag ein mit Notizen voll gekritzelter Simpson-Kalender. Allerdings handelte es sich um eine bereits drei Wochen alte Seite. Ferner gab es ein Diktafon, dessen leeres Batteriefach offen stand. Seitlich hatte Holly seinen Monitor mit der Schlagzeile »Celtic rastet voll aus« beklebt. Rebus musste unwillkürlich lächeln. Möglich, dass Holly ein Rangersfan war, vielleicht hatte er aber auch bloß die Schlagzeile witzig gefunden.
Rebus wollte sich schon zum Gehen wenden, als er an der Wand neben dem Schreibtisch Jeans Namen und Telefonnummer entdeckte. Er riss den Zettel ab und schob ihn in die Tasche. Dann sah er, dass noch andere Nummern an dem Brett hingen: seine eigene und Gill Templers. Darunter weitere Namen: Bill Pryde, Siobhan Clarke, Ellen Wylie. Der Reporter hatte sogar Templers und Clarkes Privatnummern. Natürlich wusste Rebus nicht, ob Holly von den Nummer Kopien besaß, trotzdem nahm er die Zettel alle mit.
Wieder im Freien, wählte er Siobhans Handynummer, musste jedoch mit
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