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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Auskunft vorlieb nehmen, dass eine Verbindung derzeit nicht möglich sei. An seiner Windschutzscheibe klemmte ein Strafzettel, er vermochte jedoch nirgends eine Politesse zu entdecken. In Edinburgh nannte man die Politessen wegen ihrer blauen Uniform in Anspielung auf die Punk-Ska-Band die Blue Meanies. Rebus, der wohl der Einzige war, der den Film Yellow Submarine damals gesehen hatte, ohne unter Drogeneinfluss zu stehen, gefiel dieser Spitzname, aber er verfluchte den Strafzettel trotzdem und verstaute ihn schimpfend in seinem Handschuhfach. Dann zündete er sich eine Zigarette an und fuhr im Schritttempo Richtung St. Leonard's Street. Inzwischen gab es in Edinburgh kaum noch Straßen, in denen der Verkehr nicht irgendwelchen Einschränkungen unterworfen war. Da Rebus nicht nach links Richtung Princes Street abbiegen durfte und sich der Verkehr an der Waverley Bridge wegen Bauarbeiten staute, bog er nach rechts in The Mound ein und kurz darauf nach links in die Market Street. Aus den Lautsprechern dröhnte Ja-nis Joplins Buried Alive in ihe Blues. Immer noch besser, als sich wie ein Scheintoter in dem dichten Edinburgher Verkehr vorwärts zu schieben.
    Im Büro blickte ihm dann eine Ellen Wylie entgegen, die ihrerseits unter schweren Bluessymptomen zu leiden schien. »Wie war's mit einem kleinen Ausflug?«, fragte Rebus. Sie war plötzlich hellwach. »Und wohin?« »Sie können auch mitkommen, Professor Devlin.« »Wie großartig.« Statt der üblichen Strickjacke trug er ausnahmsweise einen Pullover mit V-Ausschnitt, der unter den Achseln zu weit und dafür hinten zu kurz geraten war. »Handelt es sich etwa um eine Fahrt ins Blaue?«
    »Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Unser Besuch gilt einem Bestattungsunternehmen.«
    Wylie starrte ihn an. »Soll das ein Witz sein?« Doch Rebus schüttelte nur den Kopf und zeigte auf die Särge, die auf seinem Schreibtisch ordentlich nebeneinander aufgestellt waren. »Es gibt nun mal Fragen, über die man sich am besten bei einem Experten Auskunft holt«, sagte er. »Selbstredend«, pflichtete Devlin ihm bei. Das Bestattungsunternehmen war nur ein paar Schritte vom Revier entfernt. Das letzte Mal war Rebus beim Tod seines Vaters in einem solchen Institut gewesen. Er war an den Sarg getreten und hatte die Stirn des alten Mannes berührt, wie sein Vater es ihn beim Tod seiner Mutter gelehrt hatte: Wenn du eine Leiche berührst, brauchst du dich hinterher nicht mehr vor ihr zu fürchten, Johnny. Irgendwo in der Stadt wurde Conor Leary gerade ebenfalls in eine solche Kiste verfrachtet. Im Tod und vor dem Finanzamt sind alle gleich. Obwohl Rebus schon ziemlich oft an Kriminelle geraten war, die in ihrem ganzen Leben keinen Pfennig Steuern gezahlt hatten. Sei's drum: Aber in die Kiste würde man sie trotzdem eines Tages packen.
    Jean Burchill war bereits dort. Sie wartete im Empfangsbereich und erhob sich erleichtert von ihrem Stuhl, als Rebus mit seinen beiden Begleitern hereinkam. Trotz mehrerer Vasen m frischen
    it Blumen herrschte in dem Raum eine gedrückte Stimmung. Rebus überlegte kurz, ob das Institut mit der Gärtnerei, von der es die Kränze bezog, wohl einen Sonderpreis ausgehandelt hatte. Die Wände waren holzgetäfelt, und es roch nach Möbelpolitur. An den Türen glänzende Messingbeschläge und -klinken. Der Boden war wie ein Schachbrett abwechselnd mit schwarzem und weißem Marmor ausgelegt. Rebus machte die Anwesenden miteinander bekannt. Noch während er Jean die Hand schüttelte, wollte Devlin bereits wissen: »Und was genau ist Ihr Spezialgebiet im Museum?«
    »Neunzehntes Jahrhundert«, erwiderte sie. »Religiöse Anschauungen und Praktiken, soziale und gesellschaftliche Fragen.«
    »Miss Burchill hilft uns bei der historischen Bewertung von Details«, sagte Rebus.
    »Ich verstehe noch immer nicht ganz, fürchte ich.« Devlin sah sie Hilfe suchend an.
    »Ich bin im Nationalmuseum für die Särge von Arthur's Seat zuständig.«
    Devlins Augenbrauen schössen empor. »Ach, wie überaus faszinierend! Und nun könnte es eine Verbindung zwischen ihren Exponaten und der Flut neuerer Särge geben, mit denen wir es zu tun haben?«
    »Von einer ›Flut‹ kann nicht wirklich die Rede sein«, sagte Ellen Wylie. »Fünf Särge in einem Zeitraum von dreißig Jahren.«
    Devlin schien einigermaßen verblüfft. Offenbar war er es nicht gewöhnt, dass ihm jemand widersprach. Er warf Wylie einen irritierten Blick zu und sah dann Rebus an: »Gibt es nun eine historische

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