Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Verbindung oder nicht?«
»Wissen wir noch nicht. Um das herauszufinden, sind wir ja gerade hier.«
Dann ging eine Tür auf, und ein Mann kam herein. Er war etwa Mitte fünfzig, trug einen dunklen Anzug, ein blütenweißes Hemd und eine matt glänzende graue Krawatte. Sein kurz geschnittenes Haar war silbergrau und sein längliches Gesicht auffallend blass.
»Mr. Hodges?«, fragte Rebus. Der Mann machte eine leichte Verbeugung, und Rebus schüttelte ihm die Hand. »Wir haben bereits am Telefon miteinander gesprochen. Ich bin Inspektor Rebus.« Dann stellte er die übrigen Anwesenden vor.
»Wirklich ein bemerkenswertes Ersuchen, mit dem Sie sich da an uns gewandt haben«, sagte Hodges mit kaum hörbarer Stimme. »Mr. Patullo erwartet Sie bereits in meinem Büro. Möchten Sie Tee?«
Rebus lehnte das Angebot höflich ab und bat Mr. Hodges, der kleinen Gruppe den Weg zu weisen.
»Wie ich Ihnen bereits am Telefon erklärt habe, Inspektor, werden die meisten Särge in der heutigen Zeit gewissermaßen am Fließband gefertigt. Mr. Patullo ist einer jener äußerst seltenen Schreiner, die noch immer Särge auf Bestellung anfertigen. Wir nehmen seine Dienste bereits seit vielen Jahren in Anspruch - ganz gewiss jedenfalls, seit ich für das Unternehmen tätig bin.« Der Gang, durch den sich der kleine Trupp vorwärts schob, war genau wie der Empfangsbereich mit Holz getäfelt, hatte allerdings keine Fenster. Hodges öffnete eine Tür und führte seine Gäste in sein ebenso spartanisch eingerichtetes wie geräumiges Büro. Rebus wusste selbst nicht recht, was er erwartet hatte: vielleicht ein Riesensortiment an Beileidskarten oder diverse Sargkataloge? Doch das Einzige, was darauf hindeutete, dass man sich im Büro eines Bestattungsunternehmers befand, war der Mangel an einschlägigen Accessoires. Das ging über schlichte Diskretion weit hinaus. Die Kunden, die dieses Zimmer betraten, wollten nicht an den Zweck ihres Besuches erinnert werden, und zweifellos hätte es Mr. Hodges Tätigkeit nicht erleichtert, wenn seine Klienten alle zwei Minuten in Tränen ausgebrochen wären.
»Dann darf ich Sie jetzt allein lassen«, sagte Hodges und schloss die Tür. Er hatte zwar für ausreichend Sitzgelegenheiten gesorgt, doch Patullo stand verlegen neben dem Milchglasfenster und befingerte nervös eine flache Tweedmütze, die er in Schritthöhe vor sich zwischen den Händen hielt. Die Haut an seinen knorrigen Fingern war zäh wie Pergament. Rebus schätzte Patullo auf Mitte siebzig. Der Mann hatte noch immer volles weißes Haar und klare - ein wenig miss-trauische - Augen. Allerdings hielt er sich bereits ein wenig gebeugt, und als er Rebus die Hand reichte, zitterte sie leicht.
»Mr. Patullo«, sagte Rebus, »ich bin Ihnen wirklich sehr verbunden, dass Sie sich bereit gefunden haben, mit uns zu sprechen.«
Patullo zuckte bloß mit den Achseln. Rebus machte die Anwesenden miteinander bekannt und forderte sie dann auf, Platz zu nehmen. Er holte die Särge vorsichtig aus einer Tragetasche hervor und legte sie auf Mr. Hodges' makellos gepflegten Schreibtisch. Insgesamt vier: aus Perth, Nairn und Glasgow, dazu noch das neueste Fundstück aus Falls.
»Ich möchte, dass Sie sich diese Kisten einmal anschauen und uns dann sagen, was Sie sehen«, sagte Rebus.
»Ich sehe einige kleine Särge«, erklärte Patullo mit heiserer Stimme.
»Ich meinte Ihr handwerkliches Urteil.«
Patullo suchte in der Brusttasche nach seiner Brille. Dann erhob er sich und stellte sich vor die kleinen Kisten.
»Sie können die Särge ruhig anfassen«, sagte Rebus. Also nahm Patullo sie genau in Augenschein, untersuchte die Deckel und die Puppen und schließlich die Nägel.
»Teppichstifte und kleine Holznägel«, kommentierte er. »Na ja, die Fugen sind etwas grob gearbeitet, aber bei der Größe...«
»Wie bitte?«
»Also bei so einem Format kann man natürlich keinen Schwalbenschwanz erwarten.« Dann setzte er seine Inspektion fort. »Wollen Sie wissen, ob ein Sargschreiner die Kisten gemacht hat?« Rebus nickte. »Eher nicht. Nicht schlecht gearbeitet, aber auch nicht übermäßig professionell. Die Proportionen stimmen nicht, und die Umrisse erinnern zu sehr an einen Diamanten.« Dann drehte er die Särge der Reihe nach um und betrachtete sie von unten. »Sehen Sie dort die Bleistiftmarkierung?« Rebus nickte. »Er hat das Brett ausgemessen und dann zurechtgesägt. Nicht mal 'nen Hobel hat er verwendet, nur die Kanten etwas abgeschmirgelt.« Er sah
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